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Conan-Saga 48 - Conan der Jäger

Conan-Saga 48 - Conan der Jäger

Titel: Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
Autoren: Sean A. Moore
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P ROLOG
     
     
    Gespenstische Stille erfüllte den düsteren Raum, wie dichter Nebel in einer dunklen, mondlosen Nacht. Flackernde Kerzen warfen ihr Licht auf einen Altar, der so schwarz wie Ebenholz war und der den Raum beherrschte. Vor dem Altar kniete eine Frau auf dem Boden. Ihre blasse, alabasterfarbene Haut bildete einen starken Gegensatz zum rabenschwarzen Haar und dem leuchtend karmesinroten Gewand. Ihre Augen leuchteten so rot wie Glut in einem Kohlebecken, aber die Pupillen waren schwarz und glänzend wie bei einer Schlange. Mit schlanken Fingern, deren Nägel schwarz lackiert waren, schob sie die Kapuze zurück, so daß man ihr Gesicht sah. Es war zugleich faszinierend und unvorstellbar böse. Es war das Gesicht einer Frau von exotischer Schönheit, gepaart mit überwältigender Macht und kaltblütiger Entschlossenheit.
    Auf dem Altar waren unheimliche Flecken zu sehen, die am stärksten auf dem flachen, runden Oberteil waren. Von einem Fleck waren dünne Rinnsale über den Altar auf den Boden geflossen und hatten Pfützen gebildet. Der gesamte Raum roch nach Tod.
    Eine große Bronzetür stand offen. Dahinter befand sich ein dunkler Korridor, auf dem ein dicker Teppich lag. In der Tür stand ein hochgewachsener, schlanker Mann. Abgesehen von einem kaum sichtbaren, kümmerlichen weißen Bart hatte er keine Haare. Seine helle Haut war von Runzeln überzogen. In der linken Hand hielt er einen Schlüsselbund, seine rechte war um den kunstvoll geschnitzten hölzernen Türgriff gelegt. Gleich darauf kniete er auf der Schwelle nieder und senkte den Kopf.
    Er sprach mit sehr heller Stimme, die weicher klang als seine blaßblauen Seidengewänder waren.
    »Azora, anbetungswürdigste Priesterin, du hast mich rufen lassen. Hier bin ich.«
    Die Priesterin erhob sich langsam und blickte den Mann in der Tür mit schlecht verhohlener Verachtung an.
    »Ah, Lamici, lange wird es nicht mehr dauern, bis die endgültigen Riten stattgefunden haben. Du wirst gut entlohnt werden, Eunuch.«
    Das letzte Wort sprach sie mit besonderem Nachdruck aus, als wolle sie ihn an seine Stellung erinnern. Azoras Stimme war voll und tief und ihre Worte hallten in dem Raum nach. Sie wies mit dem Kopf zum Altar.
    »Du kannst diesen Kadaver fortschaffen.«
    »Sofort, Prinzessin.«
    Er verschwand kurz auf dem Gang. Als er wiederkam, trug er einen großen Ledersack. Angewidert warf er einen Blick auf den Altar. Azora betrachtete ihn amüsiert. Was für ein schwacher, feiger Narr, dachte sie. Als würde er ihre Gedanken lesen, trat der Eunuch entschlossenen Schritts zum Altar.
    Von der Decke hing eine einst sehr schöne junge Frau herab. Sie war nackt. Verrostete, eiserne Fußfesseln umschlossen ihre Knöchel und schwere Ketten, die durch Eisenringe in der Decke gezogen waren, hielten sie in der Luft. Ihr langes blondes Haar fiel beinahe bis auf die mit Blut verschmierte Altarplatte. An ihren schlanken Handgelenken glänzten mit Juwelen besetzte Silberarmreifen. Sie trug eine wunderschöne Silberkette um den Hals. Trotz der zahlreichen Blutlachen auf dem Altar war ihr Körper unversehrt, doch ihre Haut war gespenstisch bleich. Augen und Mund hatte sie in ihrem Entsetzen weit aufgerissen.
    Lamici schob vorsichtig den Sack über den Leichnam und zog die Schnur dicht unter den schlanken Fesseln zu. Dann schloß er die Fußschellen auf. Erstaunlich kraftvoll schwang er den Sack über die Schulter und trug ihn auf den Gang. Die schwere Bronzetür zog er hinter sich ins Schloß.
    Azora wendete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Altar zu. Mit geschlossenen Augen und ausgestreckten Armen stimmte sie einen langsamen, rhythmischen Gesang an. Ihre Lippen formten Worte in einer Sprache, die schon uralt gewesen war, als Atlantis im Meer versank. Die Kerzen loderten hoch und verbreiteten einen scharlachroten Feuerschein. Blut strömte auf sie zu, und sie hielt es mit ihren Händen auf. Ihr Gesang endete abrupt, als kein Blut mehr floß. Die Kerzen verbreiteten wieder das gewohnte gelbliche Licht.
    Azora öffnete die Augen und trat vom Altar zurück. Sie spürte, wie die Energie durch ihren Körper brauste. Kein menschliches Wesen kam ihr an Schnelligkeit der Gedanken und Bewegungen gleich. Bald würde sie genügend Energie haben, um den uralten Zauber heraufzubeschwören. Mit dem nächsten zunehmenden Mond würde sie das Ritual beenden. Seit frühester Jugend hatte sie die uralten Schriften der Hohen Priester der thurischen Schlangenmenschen gelesen. Diese Schriften
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