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Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Titel: Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Hilary Norman
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neuerliche Anspannung auf ihrem entzückenden Gesicht und hoffte gegen jede Vernunft, dass das Mini-Dingi wahllos vor ihrem Grundstück vertäut worden war. Dass diese Geschichte genauso leicht jedem anderen Bewohner der Insel hätte zustoßen können.
    Nur, dass Sam das nicht glaubte.
    Guten Grund hatte, es nicht zu glauben.
    Und er konnte an Grace’ Miene ablesen, dass sie es ebenfalls nicht tat.

4
    Die Neue Epistel von Cal dem Hasser
    Mit dem Töten aufzuhören war das Schwerste, was ich je getan habe.
    Verdammt schwer.
    Selbst für einen verdammten Mann.
    Und viel verdammter als ich ist keiner.
    Der Rest war gar nicht so übel. Wenn du schon alles verloren hast, was dir je wichtig war, dann bist du so weit unten im Leben angelangt, dass du dir keine Sorgen mehr darum machst, woher du dein nächstes Essen kriegen sollst, geschweige denn, deinen nächsten Fick. Ist im Grunde egal, manchmal, ob du lebst oder stirbst.
    Bis auf das mit der Hölle und Verdammnis.
    Aber das Töten habe ich mehr vermisst als alles andere.
    Ich habe mich so bemüht! Lange, lange Zeit. Habe mich jedes Mal bestraft, wenn ich den Drang in mir aufsteigen spürte, so, wie ich es früher getan habe, so, wie meine Mutter es mir beigebracht hat.
    Gute alte, tote alte Jewel.
    Ich dachte, sie würde meine Letzte sein.
    Ich hatte wirklich vor, aufzuhören.
    Wirklich.
    Ich nehme an, ich bin doch schwächer, als ich dachte.

5
    Der Monat hatte so herrlich begonnen.
    Frühling in Miami.
    Liebespaare überall, Hand in Hand spazierend, jung und alt.
    Am ersten Sonntagnachmittag im April ging eines von ihnen, älter als die meisten, nahe der Fünfundneunzigsten Straße in Surfside am Strand spazieren; sie hatten sich die Schuhe ausgezogen und genossen es, den Sand unter ihren Füßen zu spüren, nicht weit von dort, wo sie eben mit der Familie zu Mittag gegessen hatten.
    Und gefeiert hatten.
    Denn Dr. David Becket, fünfundsechzig Jahre alt und seit Kurzem pensionierter Kinderarzt, und Miss Mildred Bleeker – deren Alter nur ihr selbst und vermutlich ihren Eltern und der Meldebehörde von New York City bekannt war – hatten sich verlobt.
    Die ganze Gang saß vor dem La Goulue in Bal Harbour um einen großen Tisch versammelt. Sam, Grace, Joshua und Cathy – ihre dreiundzwanzigjährige Adoptivtochter, die Grace so unglaublich ähnlich sah mit ihren langen Beinen, ihrem buttergoldenen Haar und den ähnlich verblüffend blauen Augen, dass Fremde sie oft für leibliche Mutter und Tochter hielten; Grace’ Schwester Claudia mit ihrer Familie, die nach einigen Jahren in Seattle kürzlich zurückgekehrt war; und Saul Becket, Sams wesentlich jüngerer Adoptivbruder. Nur ein Jahr lag zwischen ihm und Cathy, eine Generation zwischen Sam und Saul – aber sie waren einander so nah und innig verbunden, wie es zwei Brüder nur sein konnten.
    »Adoption liegt uns im Blut«, sagte David gern, denn er und seine verstorbene Frau Judy hatten die Familientradition ins Leben gerufen, ein Jahr nachdem er Sam, damals sieben, zum ersten Mal begegnet war, einem schockierten und verwirrten afroamerikanischen Jungen, der nach einem Unfall, bei dem seine Eltern und seine Schwester ums Leben kamen, in der Notaufnahme gelandet war.
    Jetzt war er dreiundvierzig Jahre alt, gut einen Meter neunzig groß, mit kräftigen Schultern und Grace’ Kochkünsten als bester Ausrede dafür, dass er nicht mehr ganz so schlank war wie früher, auch wenn er noch immer dasselbe feinknochige Gesicht und denselben gelenkigen, muskulösen Körper besaß; ein knallharter Cop, wenn es sein musste, aber mit einem weichen Kern. Sein Vater war jetzt so stolz auf ihn, wie er es an jedem Tag ihres gemeinsamen Lebens gewesen war.
    Grace zu treffen war das Beste, was Sam je passiert war.
    Mildred widersprach dem. »Das Zweitbeste«, hatte sie David einmal erklärt. »Zuerst hat Samuel dich getroffen.«
    »Okay«, hatte David zu einem gewissen Grad eingelenkt. »Mein Sohn kann sich glücklich schätzen.« Und dann hatte er kurz innegehalten. »Fast so glücklich wie ich, dich zu finden.«
    »Das beruht ganz auf Gegenseitigkeit, alter Mann«, hatte Mildred gesagt.
    Sam wusste, dass sein Vater und Mildred ihre Gefühle füreinander nur zögernd erklärt hatten, mit Rücksicht auf seine und Sauls Empfindlichkeiten, nachdem Judy Becket, ihre Mom, vor fast vier Jahren gestorben war.
    Bei der erstbesten Gelegenheit, die sich ihnen bot, hatten sie David beschwichtigt. Erstens einmal hatten beide ihre Mom sagen
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