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Das Haus in der Eve-Street

Das Haus in der Eve-Street

Titel: Das Haus in der Eve-Street
Autoren: Matthias Goosen
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aber nicht der einzige Mann, den wir eingestellt hatten. Irgendwann hatte sich in dunklen Kreisen herumgesprochen, dass man bei Thomas und Lukas auch einen Mann buchen konnte. Diskretion war das, was wir vorlebten, deshalb konnte man sich ungehindert auf ein Date mit e inem Mann einlassen. Die Zimmer des großen Hauses in der Eve-Street waren schön, man konnte sich in Ruhe zurückziehen und seinen Gelüsten freien Lauf lassen.
      Ein weiterer polnischer , junger Mann von 23 Jahren kam zu uns, der aus Pawels Familie in Polen stammte.
      „Wenn alle aus deiner Familie so aussehen, gebe ich euch allen einen Job“, flötete ich glücklich geil.
      Der Mann hieß Jan und hatte aus den Familiengesprächen mitbekommen, dass Pawel in Amerika sehr gut verdiente. Jan staunte nicht schlecht, als er vor Ort erfuhr, mit was Pawel so gut verdiente, dass er sogar seiner Familie zuhause in Polen Geld zuschicken konnte. Diese Art von Dienstleistung zu übernehmen, hatte er nicht erwartet, aber es sei nur für eine gewisse Zeit – wie sie alle immer dachten. Das sagte auch Pawel immer, aber das viele Geld, das man verdiente, war einfach zu verlockend, es doch länger zu tun, als nur ein paar Jahre. Und da die Kundschaft top diskret bleiben musste, weil es um den Ruf hoher Männer aus Regierung und Adel ging, waren die Zahlungen exquisit. Die Jungs bekamen Geschenke überreicht und wurden sogar in hohen Kreisen ausgeführt.
      Ich und Thomas verdienten gut und wir ließen es uns gut gehen.
     
     
     
     
    Der Aufstieg
     
    1 April 1900
     
    „ Lukas, was machen wir mit Pawel? Er ist krank, er hat schon seit einem Monat nicht mehr gearbeitet, die Männer sehnen sich nach seinem Schwanz, aber er bekommt ihn nicht mehr hoch“, sagte Thomas seufzend und mit grässlich aufgesetztem Gesichtsausdruck. Mit solch Kleinigkeiten darf ich mich herumschlagen, als Manager, dem die Hälfte des Freudenhauses gehörte. Thomas jammerte mal wieder, weil er keinen Ausweg sah. Wenn ich diesen Mann nicht unendlich lieben würde, ich hätte ich ihm schon längst verboten, den Mund aufzumachen – außer zum Blasen natürlich, das konnte er sehr gut. Ach ja, Thomas und ich sind ein Paar geworden. Ziemlich vorsichtig haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen. Und jedes Jahr aufs Neue beschließen wir, dass es das letzte Jahr für uns, im Rotlichtmilieu sein wird. Wir wollten uns absetzen, das Leben genießen – mehr vom Leben haben, wie man so schön sagt. Aber nix da, wir arbeiteten Tag und Nacht; wir hatten Spaß und das Haus der Familie Goodsen, war zu unserem Haus geworden. Aber der Wunsch ein Leben in einem Land anzufangen – wo immer das auch sein würde –, wo unsere Liebe keine Probleme machte, das war unser sehnlichster Wunsch. Die Schweiz oder Kanada wurden diesbezüglich von Homosexuellen oft genannt. Immer wenn Matrosen von der Ferne erzählten, wo sie Mann und Mann gemeinsam am Strand entlanggehen sahen, überkam mich und Thomas eine Wehmut, die uns jedes Mal das Herz zerriss.
      Die Probleme in der Stadt wurden natürlich größer, weil immer mehr von diesem Unzucht-Haus, wie sie es nannten, erfahren haben. Gott sei Dank haben wir noch den Bürgermeister und einflussreiche Männer auf unserer Seite, die uns helfen, unser Freudenhaus nicht zusperren zu müssen. Wenn es von irgendwelchen fanatischen Kirchgängern belagert wird, lässt die Polizei von New Hampshire nicht lange auf sich warten und vertreibt die wild keifenden Weiber mit ihren Kindern auf dem Arm, die ihre Männer hinter unseren Türen und Fenstern vermuten. Die schnelle Vertreibung der protestierenden Weiber war aber nur deshalb möglich, weil der Polizeichef ein Freund vom Bürgermeister gewesen ist und der Polizeichef selber hin und wieder unser bescheidenes Heim aufsuchte, um sich mit irgendeiner Bardame zu vergnügen.
      D ie Kirche gewann zu dieser Zeit ebenso ihre Anhänger, die uns unsere Schranke verweisen wollten und dafür sorgten, dass wir uns in unserem Heim nicht mehr sicher und wohl fühlten.
      Aber wo waren wir? Genau, bei den Problemen, das Pawel keinen hoch bekam, weil er krank ist.
      „Thomas, was soll ich denn da machen? Er ist einer unserer besten, entscheide du, was wir machen sollten.“
      „Du musst an das Geschäft denken, das ist mein Rat, er bringt uns beiden keinen müden Dollar mehr. Ich weiß nicht, wie wir vorgehen sollen.“
      „Ich weiß . Thomas, du bist mir immer ein guter Partner gewesen, und ich weiß, was du für
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