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Das Haus in der Eve-Street

Das Haus in der Eve-Street

Titel: Das Haus in der Eve-Street
Autoren: Matthias Goosen
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runter.
     
    *
     
    Thomas und ich sind den Plan ruhig angegangen. Wir wussten über die Männer-lieben-Männer-Szene nicht wirklich viel. Gerüchten zu Folge waren ehe Matrosen diejenigen, die den Hals nicht voll bekommen konnten. Das Haus war allgemein durch die Vorgeschichte belastet – aber auch bekannt. Und diese Bekanntheit nutzen wir. Thomas gestaltete Flugblätter, die er in diversen Bars und schäbigen Kneipen austeilte und mitten in der Nacht einsamen Landstreichern in die Hände drückte. „Diese Landstreicher kommen überall hin“, sagte er siegessicher und so war es auch.
      Wir versprachen auf diesen Flugblättern neue Mädchen und heiße Extras.
      Für die Mädchen war ich zuständig und da wir nahe des Hafens lebten, ging ich jeden Morgen und auch am Abend dorthin und beobachtete wie die Schiffe ein- und hinausfuhren. Und bei einigen Schiffen kamen junge Frauen hinaus, die ziemlich verhärmt und armselig dreinschauten. Meistens kamen sie aus Polen oder Tschechien, was nicht verwunderlich war. Und so sprach ich sie an. Mit ihren wenigen Englischkenntnissen konnten wir oftmals nicht kommunizieren, aber mit ein bisschen Geduld lernten sie es schon.
      Und da ich schon am Hafen war, verteilte ich die Flugblätter ebenso unter den Matrosen. Die haben den Braten mit den Extras sofort gerochen.
      Dieses junge Gemüse waren also die Damen, die uns in unserem Freudenhaus vertreten sollten. Es waren teilweise Frauen, die schon Kinder hatten, aber keine Hilfe bekamen, einen Job zu finden. Außerdem waren sie illegal eingewandert. Ihre Ersparnisse hatten sie einem Kapitän in die Hand gedrückt, der sie heil über den Ozean bringen sollte. Was für eine Verschwendung.
      Ich habe einmal von einem Schiff gehört, dass sie Esperanza nannten, was Spanisch für Hoffnung ist, das haufenweise Menschen in seinem Bauch bunkerte, die alle nach Amerika wollten. Viel haben sie für die Übersetzung gezahlt, oftmals waren Juden darunter, wie man mir sagte. Und an einer bestimmten Stelle, weit draußen im Ozean, sagte der Kapitän zu ihnen, sie sollen die letzten Meter schwimmen, was kein Problem für diese jungen Leute war. Er ließ sie aus dem wohlbehüteten Bauch seines Schiffes hinausschwimmen, aber die Leute waren nicht in der Nähe des Festlandes. Sie ertranken elendiglich im Ozean.
      Das Schiff fuhr weiter ohne die lästigen Insassen, die beim Einlaufen im Hafen nur Probleme bereitet hätten. Deshalb haben diese Mädchen und auch ein paar Jungs darunter, die ein gütiger Kapitän mitgenommen hatte und im Schutze der Morgendämmerung oder der Nacht an Land ließ , ziemliches Glück gehabt.
      So wie Pawel, den ich kennengelernt habe, als er einsam den Peer verließ und nicht wusste, w ohin er in Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten gehen sollte. Pawel war 21 Jahre und hatte ein schönes Gesicht. Es war nicht wie die anderen flach, sondern er hatte Ecken und Kanten, was mir sehr gut gefiel. Aber er musste schon freiwillig bei mir und Thomas anfangen zu arbeiten.
      Ich erzählte ihm, was wir taten u nd dass die Geschäfte gerade anliefen aber gut gingen, wenn er Interesse hätte an einer Anstellung als Mann-für-einen-Mann, so solle er sich melden. Ich gab ihm meine Visitenkarte und er hat mich nur böse angesehen. Er gestikulierte wild und sprach in unverständlichen Worten in seiner Muttersprache. Aber ich konnte mir schon vorstellen, was sie zu bedeuten hatten.
      Letztlich trieben ihn der Hunger und die verdammte Krise mit den Ausländern zu uns. Pawel war ein guter Mann, der niemals von mir ausgenutzt wurde. Er verdiente gut und die Geschäfte liefen wirklich gut.
      Thomas lobte mich, welchen guten Riecher ich bei der Auswahl unserer Angestellten hätte. Ebenso fand ich, dass Thomas gute Arbeit beim Bekanntmachen unseres Freudenhauses der besonderen Art geleistet hatte und obendrein war er noch ein guter Buchhalter. Er wäre in die Fußstapfen von Ruben eingeschult worden, die Buchhaltung zu übernehmen, wenn dieser einmal den Stift, wegen der voranschreitenden Arthritis, nicht mehr halten hätte können. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
      Der Bürgermeister war nicht sehr glücklich darüber, dass ein weiteres Freudenhaus aufgemacht wurde, aber da er selbst davon gehört hatte, dass das Freudenhaus Neues zu bieten hatte, wurde er nach dem ersten Besuch zu einem der wichtigsten Stammkunden unseres Freudenhauses. Und unser Vorzeigemodel Pawel mochte er ganz besonders gern.
      Pawel war
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