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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken
Autoren: Judith Lennox
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In den Zimmern, deren Türen offen standen, waren noch mehr Regale mit noch mehr Büchern.
    Die Holzdielen glänzten; es roch nach Bienenwachs und Lavendel.
    Â»Ein schönes Haus«, bemerkte er. »Ich kann verstehen, dass Sie gern bleiben würden.«
    Sie strich mit der Hand über das glatte alte Eichenholz des Treppengeländers. »Es war meine Zuflucht.«
    Â»Erzählen Sie mir von Mr. Hawkins.«
    Zum ersten Mal sah er sie lächeln. »Er war ein ungewöhnlicher Mensch. Ich habe nie jemanden wie ihn gekannt. Er wusste – ach, einfach alles. Er war so liebenswürdig. Und ich habe so viel von ihm gelernt. Ich durfte jedes Buch lesen, das mich interessierte, ganz gleich welches.« In ihrer Stimme klang staunende Bewunderung. »Er hat mich an meinen Vater erinnert, auch wenn mein Vater nicht die gleichen Chancen hatte.«
    Â»Was ist mit Ihrem Vater?«
    Â»Er ist an der Schwindsucht gestorben.«
    Â»Und Ihre Mutter?«
    Â»Sie ist kurz nach meiner Geburt gestorben.«
    Sie ging weiter. Am Ende des Korridors öffnete sie eine Tür, und sie traten in eine große Küche. Auf Hochglanz polierte Kupfertöpfe hingen, nach Größe geordnet, an der Wand gegenüber. Das Geschirr stapelte sich ordentlich aufgeräumt auf Borden, Spülstein und Boden blitzten.
    Er stellte den Einkaufskorb auf den Tisch. »Was haben Sie vor, wenn Sie hier weggehen?«
    Â»Ich werde mir eine neue Stellung suchen.«
    Â»In Devon?«
    Â»Nein, das glaube ich nicht. Mr. Hawkins hat mir ein wirklich gutes Zeugnis ausgestellt, aber Klatsch spricht sich schnell herum. Ich werde mir wohl eine ganz andere Gegend suchen müssen, auch wenn ich am liebsten hierbleiben würde. Ich war glücklich hier.«
    Sie ging zum Spülstein und füllte den Teekessel mit Wasser. Und er nutzte die Gelegenheit, während sie mit dem Rücken zu ihm stand, um sie zu betrachten, die schmalen Schultern, die zierliche Taille, die Rundung der Hüften zu bewundern.
    Â»Sind Ihre Geschäfte in Devon gut verlaufen, Mr. Finborough?«, fragte sie ihn.
    Â»Ja, ich denke schon.« Er erzählte ihr von Sidney Colville und dessen Interesse an Casein-Kunststoffen. »Das ist das Material der Zukunft. Es hat ganz außergewöhnliche Eigenschaften – man kann ihm jede beliebige Form und Farbe geben.« Er lachte. »Wollen Sie wissen, woraus es hergestellt wird, Miss Zeale?«
    Â»Woraus?«
    Â»Aus Kuhmilch.« Er lachte wieder. »Ist das nicht verrückt? Ich werde Knöpfe aus Kuhmilch fabrizieren. Aber ich muss die technischen Einzelheiten verstehen, bevor ich mein Geld in den Prozess stecke.«
    Â»Mr. Hawkins hat einmal eine Blume mit dem Messer halbiert, um mir die verschiedenen Bestandteile zu zeigen. Er sagte, wenn man nicht weiß, woraus etwas gemacht ist, könne man es nicht wirklich begreifen.«
    Â»Ganz meine Meinung. Manches ist natürlich schwieriger zu fassen als anderes, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mein Ziel immer erreiche, wenn ich nicht lockerlasse.«
    Sie stand weit entfernt von ihm auf der anderen Seite des Raums, offenbar immer noch misstrauisch. »Das kann ich mir denken, Mr. Finborough«, sagte sie. »Das kann ich mir denken.«

    Am nächsten Morgen stand Richard früh auf und verließ das Hotel noch vor dem Frühstück. Wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen, ging er durch den Ort bergan zu der schmalen baumbeschatteten Straße, die zum Haus führte. Die Sonne stand noch tief, Farn und Unterholz lagen im Nebel, sodass es schien, als ragten die Bäume aus dem Nichts in die Höhe. Seine Gedanken überschlugen sich, er fühlte sich gehetzt, von einer drängenden Energie getrieben.
    Als er zum Haus kam, sah er die Gartenpforte weit offen stehen. Auf Rasen und Fußweg lag Müll verstreut, Kartoffelschalen und Fischköpfe, alte Zeitungen hingen in den Rosenbüschen, auch die Veranda war nicht verschont geblieben.
    Isabel Zeale trat mit einem Besen in der Hand aus dem Haus. Sie blieb abrupt stehen, als sie ihn bemerkte. »Füchse«, erklärte sie schnell. »Die hinterlassen immer ein Chaos.«
    Er wusste, dass sie log. Nicht Füchse, sondern Menschen hatten hier in der Nacht ihr Unwesen getrieben. Aber an ihrer trotzig entschlossenen Miene erkannte er, dass es keinen Sinn hatte, ihr zu widersprechen.
    Â»Ich helfe Ihnen«, sagte er.
    Â»Das ist
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