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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken
Autoren: Judith Lennox
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fern bin. Und wenn ich bei Ihnen bin –«
    Â»Oh, bitte verschonen Sie mich«, rief sie, und er brach verblüfft ab.
    Â»Miss Zeale?«
    Â»Ich kenne jedes Wort.« Ihre Stimme zitterte – vor Zorn, wie er erschüttert erkannte. »Ich habe diese Litaneien so satt – die Beteuerungen ewiger Liebe, die Behauptungen, ohne mich nicht leben zu können, und was sonst noch alles dazugehört.«
    Â»Es tut mir leid, wenn ich Sie langweile«, sagte er pikiert. »Aber vielleicht lassen Sie mich trotzdem ausreden.«
    Â»Nein. Ich will nichts hören.« Sie hatte sich von ihm entfernt. Beide Arme fest um ihren Oberkörper geschlungen, sagte sie: »Ich lasse mich nicht beleidigen. Nichts, was Sie sagen, könnte mich dazu bewegen, meine Pläne zu ändern.«
    Â»Nichts?«, fragte er, die Brauen hochgezogen.
    Â»Gar nichts.«
    Dennoch gab er nicht auf. »Sie haben mir Ihre Aversion gegen mich ja schon bei unserer ersten Begegnung deutlich gezeigt. Aber in letzter Zeit hatte ich den Eindruck, sie sei nicht mehr ganz so heftig. Miss Zeale – Isabel –«
    Sie unterbrach ihn. »Bilden Sie sich wirklich ein, Sie wären der Erste? Wenn ja, dann täuschen Sie sich. Ich wurde seit meinem ersten Tag hier in Lynton immer wieder von Männern wie Ihnen belästigt.«
    Ihre Worte waren ein Schock. Für sie war er nicht anders als diese primitiven Kerle, die sie auf der Straße angepöbelt hatten. » Von Männern wie mir «, wiederholte er langsam. »Klären Sie mich auf, Miss Zeale. Was würde ein Mann wie ich als Nächstes tun?«
    Sie ging zur Tür und öffnete sie weit. »Gehen Sie bitte. Ich lasse mich nicht weiter beleidigen.«
    Â»Ich möchte aber, dass Sie es mir sagen.«
    Er hörte, wie sie heftig Atem holte. »Nun gut. Als Nächstes würden Sie mir Geld bieten. Auf mehr oder weniger taktvolle Art. Ich nehme an, bei Ihnen wäre wahrscheinlich ein gewisses Taktgefühl zu erwarten, Mr. Finborough. Und dann würden Sie vielleicht eine kleine Wohnung in Barnstaple oder Exeter für mich mieten. Und dann –«
    Â»So schätzen Sie mich also ein«, sagte er verärgert. »Sie glauben, ich wäre hergekommen, um Sie zu meiner Geliebten zu machen. Um Sie zu kaufen .«
    Â»Ist es nicht so?«
    Er konnte nicht sprechen vor Zorn und wandte den Blick zum Fenster, wo sachte die Zweige einer Kletterrose an die Scheiben schlugen. Sein Zorn wich Enttäuschung und Ernüchterung. »Ich bin hergekommen, um Ihnen zu sagen, dass ich Sie liebe«, entgegnete er.
    Â»So ein Unsinn«, erwiderte sie voller Verachtung.
    Â»Wieso sagen Sie das?«
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu; es sah beinahe aus, als wollte sie ihm ins Gesicht schlagen. »Ich mag nur in einem gottverlassenen kleinen Nest leben, Mr. Finborough, ich mag nur eine Haushälterin sein – aber ich bin nicht dumm .«
    Â»Das habe ich auch nie angenommen.« Der Zorn erwachte von Neuem. »Kalt, ja – abweisend, unhöflich und unfreundlich zweifellos. Aber dumm – niemals.«
    Â»Es tut mir leid, wenn ich einen falschen Eindruck vermittelt habe; wenn Sie sich durch mich ermutigt glaubten –«
    Â»Keine Sorge, das haben Sie nicht getan, Miss Zeale. Ganz bestimmt nicht.«
    Â»Dann gibt es wirklich keine Entschuldigung für Ihr Erscheinen hier, Mr. Finborough. Ich habe Sie eigentlich für einen Gentleman gehalten und erwartet, dass Sie sich anders verhalten würden als die Leute, die mir hier das Leben schwer machen.«
    Ihre Worte schienen in der nachfolgenden Stille zu vibrieren. Er nahm Hut und Handschuhe. »Danke, Miss Zeale, dass Sie Ihre Gefühle so deutlich ausgedrückt haben. Danke für Ihre – Unverblümtheit. Da meine Gesellschaft Ihnen offensichtlich zuwider ist, will ich Sie nicht länger belästigen.«
    Er ging. Wenige Minuten später fuhr er den Weg zurück, den er gekommen war. Zum Teufel mit ihr, sagte er sich. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Er konnte froh sein über den glimpflichen Ausgang. Aber er war nicht froh. Er war nur unglücklich. Die Reifen quietschten, als er den Wagen mit hohem Tempo auf die Straße nach London lenkte.
    Er fuhr schnell, viel zu schnell für die schmalen Straßen und das schlechte Wetter. Wasserfontänen spritzten hinter den Reifen des de Dion auf; ein-, zweimal merkte er,
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