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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen
Autoren: Ulrich Hefner
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dafür geben, wenn ich es ungeschehen machen könnte. Aber ich will leben.«
    »Als Kropp vor ein paar Wochen ermordet wurde, wurden Sie da nicht hellhörig?«, fragte Trevisan.
    »Ich wusste nicht, dass er ermordet wurde«, antwortete Bergen. »Ich wusste nicht einmal, dass er in Wilhelmshaven wohnte. Ich hatte diesen Namen aus meiner Erinnerung gestrichen. Zumindest so gut, wie es ging.«
    Trevisan trat ans Fenster und blickte hinaus. Im Innenhof schlenderten Patienten und ihre Besucher über das Pflaster. Auf dem Nebengebäude saßen Menschen auf den Balkonen und unterhielten sich.
    »Sie hat Kropp mit einem Gewehr angeschossen«, erzählte Dietmar. »Sie hat ihn kampfunfähig gemacht und dann aus nächster Nähe erschossen. Sie wollte in sein Gesicht sehen, als er starb. Bei Brunken, Grevesand und Lohmann war es ähnlich. Ich glaube, sie hat mit ihrem Leben bereits abgeschlossen. Wenn wir sie nicht erwischen, dann werden Sie nie mehr im Leben Ruhe haben.«
    Trevisan blickte nachdenklich auf das benachbarte Gebäude. Das Dach lag um beinahe zwei Stockwerke höher. »Was glaubst du, wie weit ist das Gebäude dort drüben von uns entfernt?«, fragte er nachdenklich.
    Dietmar trat zum Fenster. »Mmh, einhundert bis einhundertfünfzig Meter, denke ich.«
    »Du sagtest, dass sie gut mit dem Gewehr umgehen kann«, fragte Trevisan.
    »Du … du meinst doch nicht …«
    Trevisan hetzte zur Tür. »Sag den anderen Bescheid«, rief er über die Schulter zurück. »Und zieh die Vorhänge zu! Schnell!«
    *
    Die Gämse war zweihundert Meter entfernt gewesen, aber Veronika hatte nur einen einzigen Schuss abgegeben. Ein glatter Blattschuss, hatte Vater damals bewundernd gesagt, vor Jahren in den Bayerischen Alpen.
    Die Krieghoff war eine gute Waffe und die Visiereinrichtung exakt auf die Waffe abgestimmt. Vater hatte auf Präzision Wert gelegt.
    Sie hatte sich den Grundriss des Krankenhauses an der Tafel am Nebeneingang angesehen, und ihr war klar geworden, dass es nur diesen einen Weg gab.
    Sie betrat das Nebengebäude durch einen Seiteneingang. Der große Koffer fiel nicht weiter auf. Patienten, vor allem Langzeitpatienten, führten oft Koffer mit sich.
    Sie benutzte den Aufzug bis in das fünfte Stockwerk. Niemand schien sie zu beachten. Offenbar konzentrierte sich die Polizei ausschließlich auf Bergens Zimmer und vernachlässigte die Nebengebäude. Sie suchte nach dem Aufgang zum Dach. Die Dächer des Krankenhauses dienten als Fluchtwege für die Patienten der oberen Stockwerke, sollte jemals ein Brand ausbrechen. Sie hatte sich den überall ausgehängten Fluchtwegeplan genau eingeprägt.
    Sie lief den Flur entlang und fand die Tür, die zum Dach führte, doch die war alarmgesichert. Sie musste eine andere Möglichkeit finden. Ihr Blick fiel auf die Schwingtür zum Treppenhaus. Vielleicht gab es dort eine Möglichkeit. Sie betrat das Treppenhaus. Dort führten Stufen weiter nach oben. Sie atmete schwer, als sie mit ihrem Koffer emporstieg. Schließlich versperrte eine verschlossene Metalltür ihr den Weg, aber ohne Alarmanlage. Sie öffnete ihren Koffer und holte eine Zange hervor. Das Sicherheitsschloss stand nach innen über und ließ sich leicht greifen. Sie rüttelte und stemmte sich gegen die Tür. Schweiß lief ihr über die Stirn, doch bald gab das Schloss nach. Der Weg auf das Dach war frei.
    Bergen würde sein Ende nicht einmal kommen hören. Diesmal konnte sie ihm nicht in die Augen sehen, wenn sie abdrückte, aber den Knopf würde sie zurücklassen. An der Stelle, an der sie für sein Ende gesorgt hatte.
    *
    Sein Herz raste. Trevisan rannte den Gang hinunter. Vor dem Fahrstuhl warteten einige Besucher. Das klare Pling der Fahrstuhlglocke erklang gerade. Trevisan rempelte einen der Wartenden unsanft an, als er durch die sich öffnenden Schiebetüren stürmte, und zog sich den Unmut der Gruppe zu.
    »So ein Rüpel!«, stieß ein älterer Mann hervor.
    »Entschuldigung, Polizeieinsatz, warten Sie auf den nächsten Fahrstuhl.« Er drückte auf den Schalter für das Erdgeschoss und fuhr herunter. Er hoffte, dass ihn niemand unterwegs aufhalten würde, und atmete erst auf, als die Anzeige im Aufzug auf dem Erdgeschoss stehen blieb. Die Türen schoben sich auseinander und Trevisan hetzte weiter. Er rannte auf den Zwischengang zu, der die beiden Gebäude miteinander verband. Schließlich erreichte er den benachbarten Gebäudetrakt. Eine Krankenschwester wartete vor dem Fahrstuhl.
    »Wie komme ich auf das Dach?«, rief
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