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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen
Autoren: Ulrich Hefner
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versammelt, in dem Bergen lag. Der Einsatzleiter des Sondereinsatzkommandos und dessen Stellvertreter waren ebenfalls anwesend.
    »Sie hat sich als Frau des Vereinspräsidenten ausgegeben«, berichtete Monika, die inzwischen mit der Verkäuferin aus dem Blumenladen gesprochen hatte. »Ich habe der Verkäuferin das Bild von Veronika Oberdorf gezeigt. Sie hat die Frau sofort wiedererkannt.«
    Inzwischen hatte Dietmar Kopien von dem Foto, das er von den Würzburger Kollegen zugeschickt bekommen hatte, an die eingesetzten Kollegen verteilt. Das Bild von Veronika Oberdorf war offenbar noch ziemlich aktuell.
    »Sie trug ein blaues Kostüm«, fuhr Monika fort. »Das war vor etwa zwei Stunden.«
    Trevisan klopfte mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Sie hat uns eine Falle gestellt. Jetzt weiß sie, dass wir hier auf sie warten.«
    »Und sie weiß jetzt, in welchem Zimmer Bergen liegt«, bemerkte Dietmar Petermann, der im weißen Arztkittel locker neben der Tür gegen die Wand gelehnt stand.
    »Vielleicht sollten wir ihn verlegen«, sagte Till. »Wir könnten nach ihr fahnden; wenn wir Glück haben, läuft sie irgendwo auf.«
    Trevisan überlegte. »Entweder sie ist bereits über alle Berge oder sie wird es noch einmal versuchen. Sie ist verdammt schlau. Wir müssen auf alles gefasst sein.«
    »Sie wäre dumm, wenn sie es hier im Krankenhaus versucht«, widersprach Dietmar. »Sie steht nicht unter Zeitdruck, sie kann warten, bis Bergen entlassen wird. Wir können nicht ewig in seiner Nähe bleiben.«
    Trevisan schüttelte den Kopf. »Bergen wird in Untersuchungshaft genommen, sobald er so weit wiederhergestellt ist. Ich habe mit der Staatsanwaltschaft gesprochen. Sie hat Haftbefehl beantragt. Sie will Bergen wegen Beihilfe zur Vergewaltigung und zweifachem Mordversuch anklagen.«
    »Aber darüber wird Veronika Oberdorf wohl kaum Bescheid wissen«, warf Monika ein.
    »Sie ist kaltblütig«, sagte Trevisan. »Andererseits hat sie kein Interesse daran, Unbeteiligte zu gefährden. Sie hätte auf Langeoog auch auf Bergens Kameraden schießen können. Dann wäre Bergen längst tot.«
    »Und was ist mit Klein und dem Unfall?«, widersprach Monika.
    »Das war wohl wirklich nur eine unglückliche Verkettung«, antwortete Trevisan. »Da bin ich relativ sicher. Ein Restrisiko bleibt immer. Aber wie gesagt: Wenn ihr Unbeteiligte egal wären, hätte sie auf Bergens Kollegen geschossen.«
    »Wir wissen nicht, wie sie reagiert, wenn wir uns zwischen sie und Bergen stellen«, überlegte Alex laut. »Vielleicht sind wir für sie keine Unbeteiligten im eigentlichen Sinn.«
    »Und vielleicht liegt ihr auch gar nichts mehr an ihrem eigenen Leben«, fügte Tina hinzu.
    Trevisan fuhr sich mit der Hand über das Kinn. »Wir machen weiter«, sagte er entschlossen. »Wir lassen Bergen im Zimmer. Zwei Mann zusätzlich. Wir dürfen den Gang nicht aus den Augen lassen, wir brauchen noch ein paar Männer hier oben, damit wir auch den Westflügel unter Kontrolle haben. Und niemand verlässt seinen Posten, selbst wenn es Feueralarm gibt. Sie wird sich irgendeinen Trick einfallen lassen, um uns aus dem Zimmer zu locken.«
    »Und ich glaube nicht, dass sie jetzt noch ein blaues Kostüm trägt«, fügte Monika Sander hinzu.
    *
    Zimmer 343. Das Zimmer am Ende des Ganges. Dort wimmelte es von Polizisten. Sollte sie einfach verschwinden, auf eine bessere Gelegenheit warten?
    Sie saß unweit der Klinik in einem Café und ging Stück um Stück alle Möglichkeiten durch, die ihr geblieben waren. Ihrer Verkleidung als Krankenschwester hatte sie sich entledigt. Bestimmt ließen die Polizisten niemanden anderes als die behandelnden Ärzte und die Stationsschwestern an Bergen heran. Als die Beamten den Blumenboten festgenommen hatten, hatte sie fünf Polizisten ausgemacht. Wahrscheinlich waren mindestens noch einmal so viele in der Klinik versteckt. Und bestimmt wusste die Klinikleitung Bescheid und arbeitete eng mit der Polizei zusammen. Also war die Verkleidungsnummer keine Option mehr. Jeder, der sich dem Zimmer auch nur auf wenige Schritte näherte, würde überprüft werden. Wahrscheinlich war nach dem Vorfall sogar der lange Flur im dritten Stock tabu. Sie musste irgendwie dafür sorgen, dass genügend Verwirrung in der Klinik entstand, damit sie freie Bahn hatte. Würde sie schießen, wenn ihr ein Polizist in den Weg trat?
    Bislang hatte sie noch nicht darüber nachgedacht. Bei Kropp, Brunken, Lohmann und Grevesand war es ihr nicht schwergefallen, den
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