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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Walnussbraun seines Pferdeleibes überging. »Es kommt einem so einiges zu Ohren, Splitterling. Was nicht heißen soll, dass wir jemals direkten Kontakt mit ihnen gehabt hätten.«
    Portula trank einen Schluck Wein. »Wie sich herausstellte, war die Vigilanz Doktor Meninx’ Reiseziel. Abgesehen davon, dass er ein überzeugter Leugner ist, hält er sich für einen Gelehrten der fernen Geschichte.«
    »Und so kam es, dass Campion sich nun mit dem Doktor herumschlagen muss«, sagte Herr Nebuly.
    »Abgesehen davon, dass ich den Sternendamm überwachen soll, wurde mir aufgetragen, Doktor Meninx zur Vigilanz zu bringen und mich dafür einzusetzen, dass er einen privilegierten Gelehrtenstatus erhält – das heißt, unbeschränkten Zugang zu den Geheimarchiven und so weiter. Leugner werden dort nicht sehr geschätzt, und besonders unbeliebt sind bei ihnen Aquatiker, doch man ging davon aus, dass es mir gelingen werde, sie zu überreden.«
    Herr Nebuly schwenkte den Oberkörper herum und blickte wieder aufs Meer hinaus. Seine Miene nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. »Mir drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass Sie in dieser Beziehung nicht ganz erfolgreich waren. Hab ich Recht, Splitterling?«
    »Nein, es läuft alles nach Plan«, sagte ich. »Dies ist die letzte Gelegenheit für den Doktor, vor Erreichen der Vigilanz ein Bad zu nehmen, und die wollte er sich nicht entgehen lassen. Übrigens möchte auch ich Ihnen dafür danken, dass Sie die erforderlichen Vorkehrungen getroffen haben.«
    Der Zentaur deutete mit wegwerfender Handbewegung auf die schimmernde Barriere am Horizont, hinter der Portulas in der Luft schwebendes Raumschiff – viel zu groß für das Landefeld – wie ein matter Silbermond am Himmel stand. »Aber ich bitte Sie. Im Meer gibt es zwar keine großen Raubtiere, doch es hat uns keine große Mühe bereitet, zur Beruhigung Ihres Gastes die Bucht abzusperren. Ich hoffe, wir haben den Salzgehalt so weit angepasst, dass er seinem Geschmack entspricht.«
    Die Unterhaltung stockte. Herr Nebuly war nicht zum bloßen Zeitvertreib an unseren Tisch gekommen. Er wollte mir mitteilen, wie hoch er den Wert der Handelsgüter einschätzte, die ich zum Verkauf anbot. Von seinem Angebot hing viel ab, wenngleich ich mich nach Kräften bemühte, ihn davon nichts merken zu lassen.
    »Es war sehr freundlich von Ihnen, dass Sie uns einen Blick in Ihren Datenspeicher haben werfen lassen«, sagte Herr Nebuly.
    Ich nickte ermutigend, während Portula ein angespanntes, diplomatisches Lächeln aufgesetzt hatte. »Ich hoffe, Sie haben etwas gefunden, das für Sie von Interesse ist.«
    »Ich habe viel Interessantes entdeckt. Sie sind weit herumgereist, haben Informationen mit anderen Sternenfahrern ausgetauscht und großes, teilweise unschätzbares Wissen erworben. Es war mir eine große Ehre, Ihre Daten durchsehen zu dürfen.«
    »Und haben Sie etwas gefunden, das Sie vielleicht erwerben möchten?«
    Herr Nebuly verlagerte auf seinen eisenbeschlagenen Hufen die Haltung. »Ich habe mehrere Dinge gefunden, Splitterling, doch ich muss gestehen, dass vieles von dem, was Sie anzubieten haben, für mich, abgesehen von seiner Seltenheit, keinen unmittelbaren Wert besitzt. Wären Sie vor zwanzig Kilojahren eingetroffen, hätte es anders ausgesehen. Doch es ist gerade mal elf Jahre her, dass wir von einem Splitterling der Familie Gentian Besuch erhielten, und vor zwei Jahren war ein Marcellin in unserem Sonnensystem.«
    »Die Marcellins sind wirklich überall«, sagte Portula mit zusammengekniffenen Lippen.
    »Die Datensätze, die Sie interessieren …«
    »Ich habe hier eine Liste«, sagte der Zentaur und zog einen taschentuchgroßen Gegenstand aus einer Tasche seines Geschäftsanzugs hervor. Er klappte ihn auf und vergrößerte ihn auf Tischgröße. Dann ließ er ihn in der Luft schweben, wo er dem leichten Wind trotzte. Es handelte sich um Zeichenkolonnen in der Schriftvariante der Uni-Sprache.
    Die Familie Gentian kannte die Zentauren bereits seit über acht Umläufen. In diesem System lebte die dreizehnte Erscheinungsform von Menschen, die aus den postzivilisatorischen Ruinen der vorausgegangenen Kultur hervorgegangen war. Ihnen gehörte dieses System mitsamt einer Handvoll transformierter Welten, doch über den Kometenring waren sie nie hinausgekommen. Ihre Hauptwelt war ein Planet, der von einem Riesenozean bedeckt wurde. Er hatte eine dichte, blaue Atmosphäre aus photo-dissoziiertem Sauerstoff. Die Transformer hatten die
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