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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Atmosphäre verdünnt und ihre Aggressivität gemindert, schwebende Landmassen auf das weltumspannende Meer herabgesenkt und verschiedene robuste Lebensformen im sterilen Wasser ausgesetzt. Die Gravitation war unverändert geblieben, und das war der Grund für die vierfüßige Gestalt der Zentauren, die einen sicheren Stand gewährleistete. Sie erinnerten sich noch vage an ihre Herkunft, was man nicht von allen postemergenten Zivilisationen sagen konnte. Der statistischen Vorhersage des Universalen Aktuars zufolge standen die Aussichten für sie gut, mindestens weitere ein bis zwei Millionen Jahre zu überleben, vorausgesetzt, dass sich ihr Ehrgeiz in Grenzen hielt. Auf lange Sicht war die beste Strategie für einen langen Fortbestand einer Zivilisation, einfach in seinem Heimatsystem hocken zu bleiben oder dem Beispiel der großen Familien zu folgen, die vom planetarischen Leben vollkommen unabhängig geworden waren. Expansionismus funktionierte eine Zeit lang, war aber letztlich zum Scheitern verurteilt. Obwohl sie auf sechs Millionen Jahre ernüchternde Geschichte zurückblicken konnten, ließen sich manche Schwellenvölker trotzdem nicht davon abhalten, es wenigstens zu versuchen.
    Wir bezeichneten das als Wandel: die endlose, knirschende Abfolge der Reiche. Die Zentauren hatten gut daran getan, nicht auf den Zug aufzuspringen.
    »Wie Sie sehen«, sagte Herr Nebuly, »sind unsere Angebote nicht unvernünftig.«
    »Nein, Ihre Bedingungen sind wirklich großzügig«, sagte ich. »Ich hatte allerdings gehofft, Sie würden ein Angebot für die größeren Objekte des Datenspeichers unterbreiten.«
    »Ich wünschte, das wäre möglich. Allerdings würde es wenig Sinn machen, wenn wir auf Daten bieten würden, die wir bereits besitzen.«
    »Glauben Sie nicht, wir könnten uns irgendwo in der Mitte treffen?«
    »Auch unsere Großzügigkeit hat Grenzen, Splitterling. Wir haben den Eindruck, die Bedingungen sind fair. Es ist bedauerlich, dass Ihr Speicher nicht mehr Dinge enthält, die für uns von Wert sind, doch das sollte Sie nicht davon abhalten, uns wieder zu besuchen, wenn Sie Neuerwerbungen anzubieten haben.« Der Zentaur stockte. Drei seiner Hufe hatten vollen Bodenkontakt, der hintere linke Huf war abgeknickt. »Soll ich Sie einen Moment allein lassen, damit Sie über unser Angebot beraten können?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Ich werde in Kürze zurück sein. Möchten Sie noch etwas Wein?«
    »Nein, danke«, sagte ich und hob die Hand.
    Herr Nebuly wandte sich um und trabte über den geschwungenen Weg davon, der an der Strandbefestigung entlangführte. In der Ferne standen zwei weitere Zentauren in roten Uniformen, in der Hand Stäbe mit den Wimpeln irgendwelcher ziviler Vereinigungen.
    Herr Nebuly gesellte sich zu seinen Landsleuten und schaute geduldig zu uns herüber.
    »Wir sind erledigt«, sagte ich, und es war mir egal, ob wir eventuell abgehört wurden.
    Portula trank ihren Wein aus. »Es hätte schlimmer kommen können. Er möchte dir ein Angebot unterbreiten.«
    »Das ändert nichts.« Im Orbit um die Heimatwelt der Zentauren kreisten verschiedene Gebrauchtraumschiffe, die meisten davon standen zum Verkauf. Wenn Nebuly die Daten in meinem Speicher gefallen hätten, hätte er mir anbieten können, eines dieser Raumfahrzeuge zu erwerben. Mit einem schnelleren Raumschiff hätte ich das Versprechen, das ich Doktor Meninx gegeben hatte, einhalten und mit nur geringfügiger Verspätung zur Reunion eintreffen können. »Ich sollte vielleicht noch eine Weile standhaft bleiben und abwarten, ob er es sich doch noch anders überlegt.«
    »Da müsste er schon eine Menge Zugeständnisse machen. Selbst wenn er sein Angebot verdoppeln würde, könntest du nicht mal ein Viertelraumschiff erwerben. Ich glaube, wir sollten Herrn Nebulys Geld annehmen. Die Bummelant kannst du damit nicht ersetzen, aber du kannst einen Teil der Systeme erneuern.«
    »Davon wird sie auch nicht schneller.«
    »Mit etwas mehr Sicherheit wäre ich an deiner Stelle schon zufrieden. Wenn du sein Angebot ablehnst, hätten wir gar nicht herzufliegen brauchen. Wir hätten gleich die Vigilanz ansteuern und das Fischgesicht loswerden können.«
    Es war, als habe Doktor Meninx sie gehört, denn in diesem Moment heulte der Motor seiner Bademaschine auf und rollte wieder ins Meer. Schmutzige Qualmwolken quollen aus den rückwärtigen Schlitzen. Ich beobachtete, wie die Tür aufschwang und Wasser hineinströmte. Ich überlegte, ob ich wieder
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