Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Frau M.

Das Haus der Frau M.

Titel: Das Haus der Frau M.
Autoren: Bianca Lange
Vom Netzwerk:
hatte, der zugleich mit den folgenden Worten aus dem perfekt geschminkten Mund trat.
    „Ich habe ein Haus in dem du ein Jahr leben kannst. Nach diesem Jahr hast du genug Geld um dir eine neue I dentität zu kaufen.“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich dachte an den Karton in dem ich zurzeit lebte und nahezu jeder  Ausweg war mir recht. Ich war misstrauisch und das kann mir wohl auch niemand verübeln. Die nächsten Worte sprach ich zögerlich. „Was muss ich dafür tun?“ Frau M´s Antwort übertraf meine schlimmsten Befürchtungen.
    „Du musst deine Menschlichkeit ablegen und zur Sklavin werden, ein Jahr lang gehört dein Geist und dein Körper jedem dem ich ihn verkaufen will. Du musst jeden Befehl befolgen oder, die Strafe tragen.“ Vermutlich war mir zu diesem Zeitpunkt schon klar, das meine devote Ader ausgeprägter war, als ich es mir selbst jemals eingestanden hätte. Ich sah mich um, als würde ich hoffen, dass mich an der nächsten Ecke ein anderer Weg aus meiner selbst verschuldeten Katastrophe erwarten würde. Sich das Haus, welches sie vorhin erwähnt hatte mal anzusehen könnte wahrscheinlich nicht schaden. Vielleicht sprang dabei ja eine gratis Mahlzeit oder ein Kaffee heraus.
     

 
     
    DRITTER AKT
     
    Die Ankunft
     
     
    Die Fahrt war lang und die Entscheidung mit zu fahren, war mir wirklich schwer gefallen. Doch was sollte ich tun? Ins Gefängnis gehen, in dem grauen Betonklotz für zehn bis fünfzehn Jahre wie ein Tier vegetieren? Das war ja noch schlimmer als auf dem Land zu Leben. Davon ab, ich hatte noch nichts unterschrieben oder in irgendetwas eingewilligt. Ich könnte jeder Zeit wieder gehen. Das redete ich mir zumindest ein. Frau M. fuhr einen beigen Mercedes. Besser gesagt, sie ließ ihn fahren. Von einem Mann der aussah als könnte er mich ohne sonderliche Kraftanstrengung in zwei Teile brechen. Der Wagen wirkte von außen wie ein Taxi, war aber deutlich besser ausgestattet. Erst viel später wurde mir klar, dass sie diese Farbe gewählt hatte um möglichst unauffällig zu sein. Diskretion stand hoch im Kurs bei Frau M..
    Wir fuhren lange über Land. Der Fahrer sprach kein Wort, verstand seinen Job jedoch gut. Auch Frau M. redete wenig mit mir. Kilometer für Kilometer stieg der Grad meiner Nervosität. Wir fuhren in Richtung Sü den. Die Landschaft wurde immer Baum befallener. Für mich als Stadtkind eine Abwechslung, aber nichts was mir wirklich zusagte. Ja, sagt es ruhig, ich bin eine Zicke. 
    Am Ende der Fahrt angekommen, näherten wir uns einem großen, schmiedeeisernen Tor. Irge ndwie sah die Gegend im Herbst aus wie in dem Film „Vom Winde verweht“ , dachte ich mir noch. Dann waren wir durch und obwohl ich es noch nicht wusste, begann damit ein neuer Abschnitt meines Lebens.
     
    Das Innere des Hauses war ganz anders als ich es erwartet hatte. Massige schwere Holztäfelung,  dicke, weiche Teppiche und an den Wänden hingen Bilder, die sogar ich als Laie als Kunstwerke erster Güte erkannte. Was hatte ich erwartet, vermutlich einen Puff, rosa Plüsch und billige Statuen. Ich fühlte mich wie im Paradies. Zentralheizung und fließend warmes Wasser. Wirklich viel nahm ich bei meinem ersten Gang durch das Haus der Frau M. nicht wahr. Schlaf in einem Karton ist in etwas so erholsam wie er klingt. Ich stand neben mir. Vielleicht war es auch überwiegend meinem desolaten Zustand zu verdanken, dass ich das Angebot überhaupt erst in Erwägung gezogen hatte. Frau M. schien mitfühlender zu sein, als ich zuerst vermutet hatte, oder es war schlicht kalte Berechnung.  Die Fahrt zum Haus muss deutlich länger gewesen sein, als ich gedacht hatte. Inzwischen hatten wir sechzehn Uhr. Frau M. bot mir an zu duschen, eine Kleinigkeit zu essen und anschließend zu übernachten. Essen, besser noch, geduscht essen und dann in einem weichen warmen Bett zu schlafen. Sagte ich schon, dass ich mich wie im Paradies fühlte? Ich erinnere mich wirklich kaum noch an Details des ersten Abends.
    Doch an das Gefühl der Dusche erinnere ich mich noch gut. Das heiße Wasser schien erst an meinem Körper abzuperlen, bis die Seife ihre W irkung tat. Der Mensch kam einst aus den Ozeanen und noch heute fühlen wir uns im Wasser am wohlsten. Gleich nach der Dusche wurde ich von einer jungen Frau in meine Unterkunft geleitet. Zwei Betten, zwei Schränke, ein Tisch und ein Stuhl, mehr Bequemlichkeit, wurde den Frauen im Haus der Frau M. wohl nicht gegönnt. Auf dem kleinen Holztisch stand ein Teller mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher