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Das Haus der Frau M.

Das Haus der Frau M.

Titel: Das Haus der Frau M.
Autoren: Bianca Lange
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hatte anbringen lassen. Sie spielte ein metaphorisches „Lied vom Tod.“ (Tatsächlich spielte sie das Lied „Time to say goodbye...eigentlich genau so passend. Mein Ex, zumindest dachte ich zu diesem Zeitpunkt, dass er schon mein Ex war, fand das Lied, als Begrüßungston einer Türklingel, zum Brüllen komisch. Time to say goodbye...jepp, ich konnte nun endlich auch drüber lachen...nun ja nicht wirklich, aber ihr wisst schon....)
    Doch zurück zum Thema.  Das Thorsten und ich für diesen Abend noch Besuch erwartetet hatten, war mir völlig entfallen. I ch habe Herrn und Frau Sepbald noch nie leiden können, an diesem Abend lernte ich sie zu hassen. Dennoch begrüßte ich die beiden freundlich und ich wollte mir gerade eine Ausrede einfallen lassen, etwas in der Art wie „Thorsten geht es nicht gut.“ (Was ja nicht mal gelogen war.) Thorsten allerdings hatte schon immer einen Dickkopf besessen und seine leisen Hilfeschreie erklangen leider wahrnembar aus der Küche. Wenige Minuten später erfüllte sich meine Annahme, doch leider wenigstens zwei Minuten zu spät. Ich drehte mich dreimal um mich selbst, sollte ich zu meinem Göttergatten laufen und die besorgte Ehefrau spielen? Wer hätte mir das geglaubt? Langsam verstand ich, dass mir nur die Flucht blieb. Auf bestrumpften Füßen, ohne Papiere und ohne einen Cent in..huch, ich hatte nicht einmal Taschen. Um mich herum schien die Welt einzufrieren.  Herr Sepbald begriff für seine Verhältnisse erstaunlich schnell und versuchte mich zu ergreifen. Doch das Adrenalin war schneller und so entschlüpfte ich ihm, rannte die acht Treppen hinunter.(schon mal auf Socken blank polierte Stufen hinunter gerannt?), Im nach hinein erschien es mir wie ein Wunder, als ich heil und ohne Herrn Sepbald im Rücken auf der Straße stand.
     
    Als die Polizei eine halbe Stunde später erschien, war ich schon über alle Berge.
    Ich lief lange und ich lief weit, die Humboldtstraße entlang, dann die Schillerstraße runter. Trotz der Anstrengung schien mein Herz nicht zu schlagen und ich geriet nicht außer Atem, Adrenalin ist eine geile Droge. An der Ecke Friedrich Ebert – Karlsstraße,  sagte dann jedoch mein Kreislauf freundlich auf Wiedersehen und ich musste stehen bleiben. Zumindest war von Herrn Sepbald nichts zu sehen und auch die Polizei interessierte sich noch nicht für mich.
    Allerdings stand ich nun da. Allein, nur in Strümpfen, einer Jogginghose und einem alten Pullover. Mitten auf einer der meist befahrenen Kreuzungen der Stadt. Köln ist eine Großstadt, und offenbar konnte man selbst in meinem Aufzug über die Straße gehen, ohne sonderlich viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch ewig würde das nicht so bleiben, also stellte sich mir die Frage, wohin sollte ich mich wenden?
    An meine Eltern? Mit Sicherheit nicht. Auch wenn sie ihm anfangs sehr skeptisch gegenüber gestanden hatten, ergatterte sich Thorsten, im Laufe der Zeit, einen Platz in ihrem Herzen. Er hat sich schlicht bei ihnen hoch geschleimt. Mich schlug er und ihnen gegenüber verhielt sich mein Göttergatte immer wie ein perfekter Gentleman. Ich war stets die Zicke, die nervige Person, die froh sein durfte wenn sie überhaupt einen Mann abbekommt. Thorsten war der Heilige, wenn´s im Himmel Pasta gibt, wird er sie sicher von Gott selbst serviert bekommen. Sollte ich ihm dabei das Messer halten dürfen, würde ich ihn noch einen Himmel weiter befördern.
     
    Da waren sie wieder, meine drei Probleme, ich musste irgendwo unter kommen, Freunde kamen nicht in Frage. Selbstverständlich hatte ich Freunde, ich war jung, sah halbwegs gut aus und mein Mann, Gott hab ihn selig, verdiente ein Schweine Geld in der Firma seines Vaters.
    Doch seien wir ehrlich, auf wie viele Freunde würdet ihr euch in meinem Fall verlassen können? Wie viele Jahre stehen auf Mord, oder auch nur Totschlag? Wie viele stehen auf Beihilfe?  Würdet ihr euch an einen Freund wenden in meiner Situation? Ich beschloss es nicht zu tun, auch wenn zwei oder drei Freunde mein echtes Vertrauen besaßen, wollte ich sie nicht in meine persönliche Katastrophe mit hinein ziehen.
    Blieb die Wahl ins Gefängnis zu gehen. Da gab es nur ein Problem, ich hasse Beton, er zieht einen runter. Selbst bemalt sieht er wie ein überdimensionaler Grabstein aus. Fünf bis fünfundzwanzig Jahre eingekerkert in Beton zu verbringen, da hatte ich andere Pläne. Also holte ich tief Luft und lief weiter.
    Bis zur Dämmerung lief ich durch die Straßen
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