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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke
Autoren: Othmar Franz Lang
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Gebrauchttraktor ist es auch nicht?«
    »Nein«, sagte Vater. »Ihr kommt nicht drauf. Denn normalerweise gibt es das, was ich gekauft habe, gar nicht zu kaufen.«
    »Hat dir der Bauer fünf Kilo Sonnenschein verkauft?«
    »Ich hab’s!« rief ich, »Erde für unseren Vorgarten.«
    »Aber nein«, sagte Vater, »daß ihr da nicht draufkommt, wo war ich denn mit Bero?«
    »Bei der Brücke.«
    »Nun, und wenn ich bei der Brücke war, was werd’ ich da gekauft haben?«
    Uns fiel es nicht ein.
    »Die Brücke natürlich«, sagte nun Vater. »Diese schöne, gute alte Holzbrücke.«
    Mutter setzte sich. »Und in welches Zimmer willst du sie stellen?«
    »Mädchen, tu doch nicht so!« sagte Vater. »Die Brücke bleibt dort.«
    »Dort war sie schon die ganze Zeit, nur hat uns das bis jetzt keinen Pfennig gekostet.«
    »Ja, aber bis jetzt hätten wir auf die Brücke auch kein Haus bauen können.«
    »Auf die Brücke ein was?« fragte Mutter und sprang auf.
    »Ein Haus«, sagte Vater, als wäre das die natürlichste Sache der Welt, Häuser auf Brücken zu bauen.
    »Ein Haus auf der Brücke?« Mutter schien verzweifelt. »Wohin soll das führen?« fragte sie. »Mitten auf der Brücke ein Haus.«
    »Wir bauen uns ein schönes Holzhaus drauf, ziehen hinein, und dann müssen wir hier keine Miete mehr zahlen. Sie sagen doch immer, zahl Miete in die eigene Tasche.«
    »Und wenn ein Auto kommt und über die Brücke will?«
    »Dann schicken wir es auf den richtigen Weg, der in ein paar Wochen gebaut werden soll, mit einer neuen, breiteren Brücke.«
    »Hoffentlich«, sagte Mutti und begann Bero zu füttern.

    Wenn ich selbst auch nicht von Vaters Kauf begeistert war, so muß ich doch zugeben, es ist ein eigenartiges Gefühl, auf einer Brücke zu stehen und zu wissen, daß einem diese Brücke gehört. Versucht es mal! Stellteuch auf eine Brücke, die euch gehört, dann wißt ihr’s ganz genau.
    Es war übrigens eine wirklich schöne und guterhaltene Brücke. Mit dicken Balken und Brettern und einem schönen Geländer. Wenn der Bauer mit dem Traktor oder dem Mähdrescher darüber fuhr, rumpelte sie, als sei ihr das angenehm. Die Lager auf beiden Seiten des Baches waren sauber betoniert und konnten auch vom ärgsten Hochwasser nicht ausgewaschen werden. Und das Bachwasser war klar, man konnte die Steine auf dem Grund zählen und auch die Forellen, die sich an die größeren Steine schmiegten.
    Auch Spinne und Don waren über Vaters Einfall nicht sehr begeistert.
    Erst als Großmama mit schriller Stimme sagte: »Ein Haus auf einer Brücke? Da bekommt ihr mich nie hinein!« Erst da sagten wir: »Das war eine prächtige Idee von dir, Papsch! Fein, daß du die Brücke gekauft hast!«
    Und wir erzählten überall, besonders in der Schule, daß wir bald in einem Haus auf einer Brücke wohnen werden. Zuerst wollten es meine Klassenkameraden nicht glauben.
    Doch als ich sagte, daß ich dann die Angel nur zum Fenster hinauszuwerfen brauche, wenn ich Hausaufgaben mache, da begannen sie es zu glauben.
    »Ich sitze dann da und arbeite, und wenn es bimmelt, hat eine Forelle angebissen, und ich hole sie heraus.«
    »Und dann bringst du sie um?«
    »Nein, ich werfe sie in einen Behälter«, sage ich. »Und dann können wir zur Fischzuchtanstalt fahren und immer wieder junge Forellen kaufen und im Bach ansetzen. Morgens, mittags und abends füttern wir dann die Forellen vom Küchenfenster aus. Sie kommen herangeschwommen, wie Hühner gelaufen kommen, wenn man >Putt, putt, putt< macht und Körner auf den Hof streut, und holen sich ihr Futter. Nur...«
    »Was nur?«
    »Sie gackern nicht.«
    Die anderen glotzten mich an. »Möglich, daß ich auch einige Forellen dressiere«, sagte ich. »Daß sie durch Reifen springen, mit einem Ball köpfeln oder ihr Futter aus meinem Mund holen. Sie könnten dann auch an einem Glockenstrang ziehen und die Glocke zum Läuten bringen, und was es sonst noch alles gibt. Einen dreifachen Salto zum Beispiel.«
    »Mensch, wenn du das fertigbringst.«
    »Mit Geduld und Liebe wird es schon gehen.«
    »Dann kannst du Eintritt kassieren, wenn sie solche Kunststücke machen.«
    »Selbstverständlich, oder was habt ihr gedacht? Ihr bekommt natürlich Freikarten.«
    »Und wenn ein Raubfisch kommt?« fragte Hänschen der Ängstliche.
    »Natürlich werd’ ich mir eine Harpune kaufen müssen.«
    »Und einen Dolch auch?«
    »Selbstverständlich. Und wenn dann der Hai kommt, öffne ich ganz leise das Fenster und warte, bis er direkt unter
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