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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke
Autoren: Othmar Franz Lang
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er.
    Im Badezimmer stand das Wasser wieder zentimeterhoch, dafür war die Badewanne fast trocken. Bero gelingt es immer, die Badewanne von Wasser zu säubern. Er wirft sich so lange in sie hinein, bis auch der letzte Tropfen nach draußen gespritzt ist.

    »Der und Angst!« sagte Don, der sonst nicht so gesprächig ist. »Mit diesem Helden werden wir tatsächlich noch unsere blauen Wunder erleben.«
    Wenn Vater mit Bero schnurstracks von unserem Haus aufgebrochen wäre, um den Himalaja zu besteigen oder den Mond zu betreten, hätten wir nicht aufgeregter sein können.
    »Ein bißchen Proviant könnten wir wohl mitnehmen«, sagte er.
    Mutter machte zwei belegte Brote, packte sie ein und gab Äpfel und Orangen dazu.
    »Ja«, sagte Vater, »dann werden wir zwei Männer aufbrechen, nicht wahr, Bero?«
    Bero nickte.
    Vater sah wie ein Offizier, der eine Schlacht ein teilt, auf die Uhr und sagte: »Auf meiner Uhr ist es nun vierzehn Uhr fünfundvierzig. Ich habe sie vorhin bei den Nachrichten gestellt.«
    Wir verglichen seine Zeit mit der auf unseren Uhren und stellten die Uhren richtig.
    »Eine halbe Stunde brauchen wir, bis wir bei der Brücke sind, dann ist es fünfzehn Uhr fünfzehn. Zwei Stunden bleiben wir dort. Dann gehen wir vielleicht fünfundvierzig Minuten zurück. Also Punkt achtzehn Uhr sind wir hier. Da kann dann schon sein Badewasser eingelassen sein und sein Haferflockenbrei aufgestellt werden.«
    Mutter sah etwas ungläubig drein. »Notfalls«, meinte sie, »kann er ja eine Kleinigkeit warten.«
    »Verlaß dich drauf, achtzehn Uhr!« sagte der Vater noch einmal, zog die Uhr auf, verabschiedete sich von uns, als ginge er auf große Fahrt, und dann sahen wir ihnen nach. Sie gingen beide, die Hände am Rücken verschränkt, munter fürbaß.
    Dann sah Spinne mich an, ich Mutti und Mutti Don. Wir hatten ein seltsames Gefühl im Magen. Erst als Großmutter sagte, Vater sei bestimmt nicht um sechs zurück, meinten wir einstimmig: »Vater schafft das auf jeden Fall.«
    Dann ließ Mutti zehn vor sechs das Bad für Bero ein. Wir warteten und wagten nicht, auf die Straße hinauszusehen. Die Minuten schlichen dahin, und wir saßen auf dem Sprung, um beim ersten Anschlag der Klingel hochzuschießen, zur Tür zu rennen und sie zu öffnen. Fünf Minuten vor sechs. Vier Minuten vor sechs. Aufgeregter konnten die Astronauten beim Countdown zweihundert Sekunden vor dem Start auch nicht sein. Die letzte Minute brach an, dann die letzte halbe Minute.
    Dann zählten wir laut: »Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins, zero!«

    Die Klingel blieb stumm. Das Raumschiff startete nicht. Vater war mit Bero nicht fertig geworden. Großmutter lächelte stumm, und wir schämten uns. Um halb sieben fragte Mutter: »Will einer von euch schnell baden, ehe das Wasser ganz kalt wird?«
    Ich opferte mich. Zehn vor sieben ließen wir das Wasser wieder ein. Aber wer Punkt sieben nicht da war, das waren Vater und Bero.
    Diesmal ging Spinne baden. Dann badete Don und schließlich Mutti, und als sich gerade Oma zum Bad fertig machen wollte, klingelte es. Es war mittlerweile zwanzig nach acht geworden. Vater stand strahlend mit Bero vor der Tür und zeigte uns in einem Plastiksack ein halbes Dutzend Forellen.
    »Ist es jetzt sechs?« fragte Mutter mit müder Stimme. »Nein, aber rate, was ich getan habe!«
    »Steine für Bero rangeholt«, sagte Mutter niedergeschlagen und führte Bero ins Kinderzimmer.
    »Das auch«, sagte Vater, »aber da ist noch etwas.«
    »Fische gestohlen«, sagte Mutter. »Oder sind sie dir nachgelaufen?«
    »Ach Quatsch, die hab’ ich von dem Bauern, dem der Bach gehört.«
    »Um sechs Uhr hätten mich die Forellen mehr gefreut«, meinte Mutti.
    »Also, was hab’ ich getan?« fragte Vater. »Ratet!«
    »Mit geangelt.«
    »Nein. Etwas gekauft. Was wohl?«
    »Eine Fuhre Kieselsteine, weil die Steine rings um die Brücke langsam ausgehen.«
    »Nein«, sagte Vater. »Was denkt ihr, was ich gekauft habe?«
    Er ließ nicht locker, und wir versuchten zu raten. Wir rieten eine Katze, einen Hund, einen kleinen Esel, ein halbes Schwein, zwei Hühner und dreißig Eier, aber das war es alles nicht.
    »Es ist etwas ganz anderes«, sagte Vater.
    Wir rieten weiter, einen Christbaum für Weihnachten, ein Grundstück, um ein Sommerhäuschen darauf zu bauen, einen Kuhstall, eine Scheune, einen Bauernhof. Aber wir kamen nicht drauf, was Vater gekauft haben konnte.
    Endlich fragte Don ziemlich erschöpft: »Ein guter
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