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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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hartnäckig, daß Sie ihn nicht entwenden oder einen Abdruck davon nehmen können? ... Es handelt sich nicht darum, Böses zu thun, sondern Ihnen einige Stunden der Freiheit, süße Spaziergänge am Arm einer Freundin zu verschaffen, die Sie über all Ihr Unglück trösten und Ihnen mehr geben wird, als Sie verloren haben. Es handelt sich sogar, wenn Sie durchaus wollen, um vollständige Freiheit. Wir wollen diesen Gegenstand bei der ersten Zusammenkunft, die wir haben werden, in allen seinen Einzelnheiten verhandeln.«
    Oliva verschlang dieses Billet. Sie fühlte das Fieber der Unabhängigkeit zu ihrer Wange, die Wollust der verbotenen Frucht zu ihrem Herzen emporsteigen.
    Sie hatte bemerkt, daß der Graf, so oft er zu ihr eintrat, wobei er ihr bald ein Buch, bald einen Juwel brachte, seine Blendlaterne auf ein Arbeitstischen stellte und seinen Schlüssel aus die Laterne legte.
    Sie hielt zum Voraus ein Stück geknetetes Wachs bereit, womit sie den Abdruck seines Schlüssels bei dem ersten Besuche Cagliostro's nahm.
    Dieser wandte nicht ein einziges Mal den Kopf um; während sie diese Operation bewerkstelligte, schaute er auf dem Balcon die neu erschlossenen Blumen an. Oliva konnte also ohne Bangen ihr Vorhaben durchführen.
    Als der Graf weggegangen war, ließ Oliva in einer Schachtel den Abdruck des Schlüssels hinab, den Jeanne mit einem kleinen Billet empfing.
    Und schon am andern Tag gegen Mittag schleuderte die Armbrust, ein außerordentlich rasches Beförderungsmittel, das gegen die Korrespondenz mit dem Faden dasselbe war, was der Telegraph gegen den berittenen Curier ist, schleuderte, sagen wir, die Armbrust ein also abgefaßtes Billet:
    »Meine Theuerste, heute Abend um elf Uhr, wenn der Graf weggegangen sein wird, kommen Sie herab; Sie ziehen die Riegel zurück und befinden sich in den Armen derjenigen, welche sich nennt Ihre zärtliche Freundin.«
    Oliva bebte vor Freude stärker, als sie es je bei Gilberts zärtlichsten Billeten im Frühling der ersten Liebe und der ersten Rendezvous gethan.
    Sie ging um elf Uhr hinab, ohne daß sie irgend einen Argwohn bei dem Grafen bemerkt hatte. Sie fand unten Jeanne, die sie zärtlich in die Arme schloß, in einen auf dem Boulevard stehenden Wagen steigen ließ, und ganz betäubt, ganz bebend, ganz berauscht, machte sie mit ihrer Freundin eine Spazierfahrt von zwei Stunden, während welcher Geheimnisse, Küsse, Entwürfe für die Zukunft ohne Unterlaß zwischen den zwei Gefährtinnen ausgetauscht wurden.
    Jeanne rieth zuerst Oliva, nach Hause zurückzukehren, um keinen Verdacht bei ihrem Beschützer zu erregen. Sie hatte erfahren, daß dieser Beschützer Cagliostro war. Sie fürchtete den erhabenen Geist dieses Mannes und sah nur im tiefsten Geheimniß Sicherheit für ihre Pläne.
    Oliva hatte sich ohne Rückhalt erschlossen; Beausire, die Policei, sie hatte Alles gestanden.
    Jeanne gab sich für ein Fräulein aus, das ohne Wissen seiner Familie mit einem Geliebten lebe.
    Die Eine wußte Alles, die Andere wußte gar nichts; so war die beschworene Freundschaft zwischen diesen zwei Frauen beschaffen.
    Van diesem Tage an hatten sie weder Die Armbrust, noch den Faden mehr nöthig. Jeanne hatte ihren Schlüssel. Sie ließ Oliva nach ihrer Laune herabkommen.
    Ein feines Abendbrod, eine geheime Spazierfahrt waren die Köder, an denen sich Oliva immer fangen ließ.
    »Entdeckt Herr von Cagliostro nichts?« fragte Jeanne zuweilen ängstlich.
    »Er! wahrhaftig, wenn ich es ihm sagte, er würde es mir nicht glauben wollen,« erwiderte Oliva.
    Acht Tage machten aus diesen nächtlichen Entweichungen eine Gewohnheit, ein Bedürfniß und mehr noch, ein Vergnügen. Nach Verlauf von acht Tagen fand sich der Name von Jeanne noch viel öfter auf Oliva's Lippen, als je die Namen Gilbert und Beausire.

LXIV.
Rendezvous.
    Kaum war Herr von Charny auf seinen Gütern angekommen, kaum hatte er sich nach den ersten Besuchen in seine Wohnung eingeschlossen, als ihm der Arzt verordnete, Niemand mehr zu empfangen und das Zimmer zu hüten, was mit einer solchen Strenge ausgeführt wurde, daß nicht ein einziger Bewohner des Cantons den Helden des Seetreffens mehr erblickte, welches so viel Lärmen durch ganz Frankreich gemacht hatte, während alle junge Mädchen ihn zu sehen suchten, weil er anerkannt tapfer war und man ihn schön nannte.
    Charny war indessen nicht so krank an Körper, als man glaubte. Er hatte nur ein Uebel im Herzen und im Kopf, und guter Gott! welch ein Uebel ... einen
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