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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Mittel gefunden, das Schaffen ihrer Einbildungskraft habe sich in ihrem letzten Blicke geoffenbart.
    Jeanne kehrte in der That nach zwei Stunden zurück; die Sonne strahlte in ihrer ganzen Kraft; das Pflaster der Straße glühte wie der Sand Spaniens während des Fuego.
    Oliva sah ihre Nachbarin an ihrem Fenster mit einer Armbrust erscheinen. Jeanne bedeutete ihr lachend durch ein Zeichen, sie möge auf die Seite treten.
    Oliva gehorchte wie ihre Gefährtin lachend, und flüchtete sich hinter ihren Laden.
    Jeanne zielte sorgfältig und schoß eine kleine bleierne Kugel ab, welche leider, statt über den Balcon zu fliegen, an einer der eisernen Stangen anprallte und auf die Straße fiel.
    Oliva stieß einen Schrei des Verdrusses aus. Jeanne zuckte zornig die Achseln, suchte einen Moment ihr Wurfgeschoß auf der Straße und verschwand dann auf einige Minuten.
    Oliva schaute, vorgebeugt, vom Balcon hinab; eine Art von Lumpensammler ging rechts und links suchend vorüber: sah er die Kugel in der Gosse oder sah er sie nicht? Oliva wußte es nicht; sie verbarg sich, um selbst nicht gesehen zu werden.
    Jeanne's zweiter Versuch war glücklicher.
    Ihre Armbrust schleuderte getreu über den Balcon in Nicole's Zimmer eine zweite Kugel, um welche ein in folgenden Worten abgefaßtes Billet gewickelt war:
    »Sie interessiren mich, schönste Dame. Ich finde Sie reizend und liebe Sie schon vom bloßen Sehen. Sie sind also eine Gefangene? Wissen Sie, daß ich einen vergeblichen Versuch gemacht habe Sie zu besuchen? Wird der Zauberer, der Sie mit scharfen Augen bewacht, je mich Ihnen nähern lassen, damit ich Ihnen sagen kann, welche Sympathie ich für ein armes Opfer der Männertyrannei empfinde?
    »Ich habe, wie Sie, die Einbildungskraft, um meinen Freundschaften zu dienen. Wollen Sie meine Freundin sein? Es scheint, Sie können nicht ausgehen; doch Sie können ohne Zweifel schreiben, und da ich ausgehe, wann ich will, warten Sie, bis ich unter Ihrem Balcon vorüberkomme, und werfen Sie mir Ihre Antwort zu.
    »Würde das Spiel mit der Armbrust gefährlich und man entdeckte es, so wählen wir ein Mittel, leichter zu correspondiren. Lassen Sie von Ihrem Balcon in der Abenddämmerung einen Knäuel Bindfaden herabhängen; befestigen Sie Ihr Billet daran, ich werde dann das meinige daran knüpfen, das Sie hinaufziehen können, ohne gesehen zu werden.
    »Bedenken Sie, daß ich, wenn Ihre Augen keine Lügner sind, ein wenig auf die Zuneigung zähle, die Sie mir eingeflößt haben, und daß wir Beide das Weltall besiegen werden, Ihre Freundin.«
    »P.S. Haben Sie Jemand mein erstes Billet aufheben sehen?«
    Jeanne unterzeichnete nicht; sie hatte sogar ihre Handschrift gänzlich verstellt.
    Oliva bebte vor Freude, als sie dieses Billet erhielt. Sie antwortete mit folgenden Zeilen:
    »Ich liebe Sie, wie Sie mich lieben. Ich bin in der That ein Opfer der Männerbosheit. Doch derjenige, welcher mich hier zurückhält, ist ein Beschützer und kein Tyrann. Er besucht mich insgeheim einmal des Tags. Ich erkläre Ihnen dieß Alles später. Das Heraufziehen des Billets am Ende eines Fadens ist mir lieber, als die Armbrust.«
    »Ach! nein, ich kann nicht ausgehen; ich bin unter Schloß und Riegel, doch das ist zu meinem Besten. Oh! wie viele Dinge hätte ich Ihnen zu sagen, wäre ich je so glücklich, mit Ihnen zu plaudern! Es gibt so viele Einzelnheiten, die man nicht schreiben kann.«
    »Ihr erstes Billet ist von Niemand aufgehoben worden außer vielleicht von einem schmutzigen Lumpensammler, der vorüberging, doch solche Leute können nicht lesen, und für sie ist Blei Blei«
    Ihre Freundin
Oliva Legay .«
    Oliva unterzeichnete unbedenklich.
    Sie machte der Gräfin das Zeichen des Abwickelns eines Fadens. Sie wartete dann bis der Abend kam, und ließ den Knäuel auf die Straße hinabrollen.
    Jeaune war unter dem Balcon, ergriff den Faden und nahm das Billet ab, lauter Bewegungen, welche ihre Correspondentin an dem Faden, der als Leiter diente, bemerkte; dann kehrte sie in ihr Haus zurück, um zu lesen.
    Nach einer halben Stunde knüpfte sie an die beglückende Schnur ein Billet folgenden Inhalts:
    »Man thut Alles, was man will ... Sie werden nicht unablässig bewacht, da ich Sie immer allein sehe ... Sie müssen also alle Freiheit haben, die Leute zu empfangen, oder vielmehr selbst auszugeben. Wie wird Ihr Haus geschlossen? mit einem Schlüssel? Wer hat diesen Schlüssel? nicht wahr, der Mann, der Sie besucht? Bewacht er diesen Schlüssel so
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