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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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scharfen und unablässigen, unbarmherzigen Schmerz, den Schmerz einer Erinnerung, welcher brannte, ein Sehnsuchtsschmerz, welcher zerriß.
    Die Liebe ist nur ein Heimweh: der Abwesende beweint ein ideales Paradies, statt ein materielles Vaterland zu beweinen.
    Herr von Charny hielt es nicht drei Tage aus. Wüthend, alle seine Träume durch die Unmöglichkeit entkräftet, durch den Raum vernichtet zu sehen, ließ er die von uns erwähnte Verordnung des Arztes den ganzen Canton durchlaufen; dann übertrug Olivier die Bewachung seiner Thüren einem erprobten Diener und ritt in der Nacht auf einem sehr sanften und sehr raschen Pferde fort. Nach acht Stunden war er in Versailles, wo er durch die Vermittelung seines Kammerdieners ein kleines Haus hinter, dem Park miethete.
    Dieses Haus, das seit dem tragischen Tod eines adeligen Jägermeisters, der sich den Hals abgeschnitten, verlassen war, sagte Charny vortrefflich zu, denn er wollte sich hier mehr verbergen, als auf seinen Gütern.
    Er war anständig ausgestattet, hatte zwei Thüren, von denen die eine auf eine öde Straße, die andere auf die Rundallee des Parkes ging, und von den Fenstern gegen Süden konnte Charny in die Hagenbuchenalleen schauen, denn die Fenster, deren Läden sich umgeben von Weinreben und Epheu öffneten, waren nur Thüren eines, für Jeden, der in den königlichen Park hätte springen wollen, etwas erhabenen Erdgeschosses.
    Diese damals schon sehr seltene Nachbarschaft war das Privilegium, das man einem Jagdaufseher gegeben hatte, damit er ohne Mühe das Damwild und die Fasanen Seiner Majestät bewachen konnte.
    Man stellte sich, wenn man nur diese heiter von einem kräftigen Grün umrahmten Fenster sah, den schwermüthigen Jägermeister vor, wie er sich an einem Herbstabend mit den Ellbogen auf das mittlere Fenster stützte, während die Hirschkühe ihre schlanken Beine auf dem dürren Laub krachen ließen und auf dem von Bäumen umschlossenen Rasen unter einem falben Strahl der untergehenden Sonne spielten.
    Diese Einsamkeit gefiel Charny vor allem Anderen. Ob dieß Liebe für die Landschaft war, werden wir bald sehen.
    Sobald er eingerichtet, sobald Alles gut verschlossen war und sein Bedienter die ehrerbietige Neugierde der Nachbarschaft getilgt hatte, fing Charny, vergessen wie er vergaß, ein Leben an, das schon in der Idee, Jeden beben machen wird, welcher in seinem Erdenwallen geliebt oder von Liebe sprechen gehört hat.
    In weniger als vierzehn Tagen kannte er alle Gewohnheiten des Schlosses, wie der Wachen, er kannte die Stunden, zu denen der Vogel aus den Lachen trinkt, zu denen der scheue Damhirsch den scheuen Kopf vorstreckend vorüberzieht. Er wußte die guten Augenblicke der Stille, die Stunden der Spaziergänge der Königin oder ihrer Damen, den Augenblick der Runden; er lebte mit einem Wort von fern mit denjenigen, welche in diesem Trianon, dem Tempel seiner wahnsinnigen Anbetungen, lebten.
    Da die Jahreszeit schön war, da die milden, duftenden Nächte seinen Augen mehr Freiheit und seiner Seele mehr unbestimmte Träumerei gaben, so brachte er einen Theil derselben unter den Jasminen seines Fensters zu, lauschte auf die entfernten Geräusche, welche vom Palast kamen, und folgte durch die Oeffnungen im Blätterwerk dem Spiel der bis zur Stunde des Schlafengehens in Bewegung gesetzten Lichter.
    Bald genügte ihm das Fenster nicht mehr. Er war zu entfernt von diesem Geräusch und diesen Lichtern. Sicher, zu dieser Stunde Niemand zu begegnen, nicht Hunden, nicht Wachen, sprang er von seinem Hause auf den Rasen hinab und suchte die köstliche, die gefährliche Wollust, bis an den Saum des Gehölzes zu gehen, auf die Grenze, welche den dichten Schatten vom glänzenden Mondschein trennt, um von da die Silhouetten zu befragen, welche schwarz und bleich hinter den weißen Vorhängen der Konigin hinzogen.
    Auf diese Art sah er sie alle Tage, ohne daß sie es wußte.
    Er erkannte sie auf eine Viertelmeile, wenn sie, mit ihren Damen oder mit einem ihr befreundeten Cavalier wandelnd, mit ihrem chinesischen Sonnenschirm spielte, der ihren großen, mit Blumen verzierten Hut beschützte.
    Kein Gang, keine Haltung konnte ihn täuschen. Er wußte alle Kleider der Königin auswendig und errieth mitten unter den Blättern den großen grünen Ueberwurf mit schwarzen moirirten Bändern, den sie durch eine keusch verführerische Körperbewegung wogen ließ.
    Und wenn die Erscheinung verschwunden war, wenn der Abend, die Spaziergänger vertreibend, ihm
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