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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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nicht mehr verließ, und daß sie, immer aufmerksam, um entweder ein Lebewohl zu senden, wenn sie wegging, oder einen guten Morgen, wenn sie zurückkam, alle ihre Liebesfähigkeiten auf den Balcon Oliva's concentrirt zu haben schien.
    Auf einen solchen Zustand der Dinge mußte rasch ein Annäherungsversuch folgen.
    Man vernehme, was geschah.
    Als Cagliostro zwei Tage nachher zu Oliva kam, beklagte er sich über einen Besuch, der im Hotel von einer unbekannten Person gemacht worden sei.
    »Wie so?« fragte Oliva, ein wenig erröthend.
    »Ja,« erwiderte der Graf, »eine sehr hübsche, junge, elegante Dame ist erschienen und hat mit einem Bedienten gesprochen, den sie durch ihr beharrliches Läuten herbeigezogen. Sie fragte diesen Menschen, wer die junge Person sein möchte, die den Pavillon des dritten Stockes, Ihre Wohnung, meine Theure, inne hätte. Diese Frau bezeichnete sicherlich Sie. Sie wollte Sie sehen. Sie kennt Sie also; sie hat Absichten auf Sie; Sie sind also entdeckt. Nehmen Sie sich in Acht, die Policei hat weibliche Spione, wie männliche Agenten, und ich sage Ihnen zum Voraus, daß ich es Herrn von Crosne nicht abschlagen kann, Sie herauszugeben, wenn er Sie von mir fordert.«
    Statt zu erschrecken, erkannte Oliva schnell das Bild ihrer Nachbarin, sie wußte ihr unendlich Dank für ihre Zuvorkommenheit, und entschlossen, ihr dieß durch alle in ihrer Gewalt stehenden Mittel zu beweisen, verstellte sie sich vor dem Grafen.
    »Sie zittern nicht?« sagte Cagliostro.
    »Niemand hat mich gesehen,« erwiderte Nicole.
    »Also wollte man nicht Sie besuchen?«
    »Ich denke nicht.«
    »Doch um zu errathen, daß eine Frau in diesem Pavillon ... Ah! nehmen Sie sich in Acht, nehmen Sie sich in Acht.«
    »Ei! Herr Graf,« entgegnete Oliva, »wie könnte ich fürchten? Hat man mich gesehen, was ich nicht glaube, so wird man mich nicht mehr sehen, und wenn man mich sähe, so wäre es von fern, denn nicht wahr, das Haus ist undurchdringlich?«
    »Undurchdringlich, ganz richtig,« erwiderte der Graf, »denn wenn man nicht die Mauern erklettert, was nicht sehr bequem ist, oder die Eingangsthüre mit einem Schlüssel, wie der meinige, öffnet, was nicht leicht ist, insofern ich ihn nicht von mir lasse ...«
    Bei diesen Worten zeigte er den Schlüssel, der ihm zum Eintritt durch die hintere Thüre diente.
    »Da ich aber,« fuhr er fort, »da ich kein Interesse dabei habe, Sie in's Verderben zu stürzen, so werde ich den Schlüssel Niemand leihen, und da Ihnen kein Vortheil daraus erwüchse, wenn Sie Herrn von Crosne in die Hände fielen, so werden Sie Ihre Mauern nicht erklettern lassen. Sie sind also gewarnt, mein liebes Kind, richten Sie Ihre Sache so ein, wie es Ihnen beliebt.«
    Oliva ergoß sich in Betheurungen aller Art und beeilte sich, den Grafen zur Thüre hinauszubringen, was ihr nicht schwer wurde, da er nicht auf längerem Bleiben bestand.
    Am andern Morgen war sie von sechs Uhr an auf dem Balcon; sie athmete die reine Luft der benachbarten Hügel ein und schoß neugierige Blicke nach den geschlossenen Fenstern ihrer artigen Freundin.
    Diese, die gewöhnlich erst gegen elf Uhr erwachte, zeigte sich, sobald Oliva erschien. Es war sogar, als lauerte sie hinter den Vorhängen auf die Gelegenheit, sich sehen zu lassen.
    Die zwei Frauen grüßten sich, und Jeanne legte sich vor ihr Fenster hinaus und schaute nach allen Seiten, ob sie Jemand hören könnte.
    Niemand erschien. Nicht nur die Straße, sondern auch die Fenster der Häuser waren verlassen.
    Sie hielt nun ihre beiden Hände in Form eines Sprachrohrs vor ihren Mund und sagte mit einer vibrirenden und getragenen Betonung, welche kein Schreien ist, aber weiter geht, als der Schall der Stimme, zu Oliva:
    »Ich wollte Sie besuchen, Madame.«
    »St!« machte Oliva, indem sie erschrocken zurückwich.
    Und sie legte einen Finger auf ihre Lippen.
    Jeanne tauchte ihrerseits hinter ihre Vorhänge, im Glauben, es sei eine indiscrete Person zugegen; doch sogleich erschien sie wieder, beruhigt durch Nicole's Lächeln.
    »Man kann Sie also nicht besuchen?« fragte sie.
    »Leider nein!« antwortete Oliva mit der Geberde.
    »Warten Sie,« sagte Jeanne. »Kann man Briefe an Sie richten?«
    »Oh! nein,« rief Oliva erschrocken.
    Jeanne dachte einige Augenblicke nach.
    Oliva, um ihr für ihre zarte Theilnahme zu danken, sandte ihr einen reizenden Kuß zu, den Jeanne doppelt zurückgab, worauf sie ihr Fenster schloß und ausging.
    Oliva sagte sich, ihre Freundin habe ein neues
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