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Das große Zeitabenteuer

Das große Zeitabenteuer

Titel: Das große Zeitabenteuer
Autoren: Keith Laumer
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Der Barkeeper kam mit zwei schweren Gläsern zurück. Er warf dem Roten Stier einen besorgten Blick zu, entkorkte die Flasche, schenkte ein Glas halb voll und schob es Lafayette hin. Er nahm es auf und roch daran. Der Wein roch wie Essig. Er probierte ihn – schwach und sauer. Er schob das Glas fort.
    »Habt ihr nichts …«, begann er und zögerte dann. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Flasche Chäteau Lafitte-Rothschild 1929 – dort drüben unter den staubigen Flaschen. Er konzentrierte sich ganz auf die Flasche, das Etikett, den Inhalt …
    Wieder die kaum wahrnehmbare Unterbrechung, als sei ein Film schlecht geklebt. Das passierte immer, wenn er die Szene irgendwie veränderte. Ohne Zweifel ein unbedeutender Fehler in seiner Technik. Deswegen brauchte er sich keine Sorgen zu machen.
    »… beste, den wir haben, Euer Lordschaft«, protestierte der Barkeeper.
    »Sieh unter den anderen Flaschen nach«, forderte Lafayette ihn auf. »Dort muß eine Flasche dieser Art liegen.« Er deutete die Umrisse einer Burgunderflasche an.
    »Wir haben keine …«
    »Sieh gefälligst erst nach!« O'Leary lehnte sich zurück und betrachtete lächelnd die anderen Gäste. Sein Unterbewußtsein war wirklich phantasievoll! Längliche Gesichter; runde, alte Männer, junge Frauen, Dicke, Hagere; wetterharte Gesichter; rosige, bärtige, glattrasierte; Blonde, Brünette, Kahlköpfige…
    Der Barkeeper tauchte mit einer Flasche in der Hand auf; er stellte sie auf den Tisch und trat zurück. »Ist das die richtige Flasche, Euer Lordschaft?«
    O'Leary nickte zufrieden. Der Barkeeper entkorkte die Flasche und schenkte ein. Diesmal erfüllte ein betäubender Duft die nähere Umgebung, und Lafayette seufzte vor Behagen, als er den ersten Schluck genommen hatte. Der Rothaarige beobachtete ihn aufmerksam und sog prüfend die Luft ein. Lafayette schenkte das zweite Glas voll.
    »Setz dich und trink aus. Roter«, forderte er ihn auf.
    Der Riese zögerte, nahm das Glas und roch daran, bevor er es auf einen Zug leerte. Dann grinste er zufrieden, nahm auf der Bank Platz und schob Lafayette sein Glas zu.
    »Schmeckt wirklich nicht übel! Gibt's noch einen zweiten Schluck?« Er sah sich kriegerisch um. Lafayette füllte beide Gläser. Der Alte neben ihm rückte näher und verschlang die Flasche mit den Augen.
    »Garçon«, rief O'Leary, »noch mehr Gläser!« Der Mann brachte einige. Lafayette füllte eines und schob es dem Alten zu, der es sofort leerte, sich den Mund abwischte und zahnlos grinste.
    »He!« kicherte er. »Seitdem der alte König gestorben ist, haben wir keinen so guten Wein mehr bekommen.«
    Eine rundliche Frau brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen und streckte einen Steinkrug aus. Lafayette füllte ihn.
    »Alle austrinken!« befahl er. Tonbecher, Steingutkrüge, Gläser und Kupfergeschirr wurden ihm von allen Seiten entgegengestreckt. Er füllte sie alle und nahm sich nur zwischendurch Zeit, wieder aus seinem Glas zu trinken. Das gefiel ihm schon eher!
    »Los, wir singen!« schlug er vor. Irgend jemand stimmte Old MacDonald an; der Text unterschied sich etwas von dem, den Lafayette kannte, aber er kam trotzdem ganz gut zurecht. Plötzlich saß ein Mädchen auf seinem Schoß, knabberte an seinem Ohr und brachte einen intensiven Stallgeruch mit sich. Lafayette schnaubte und sah sich das Mädchen an; es war wirklich ganz hübsch, hatte aber offenbar noch nichts von Seife gehört. Nun, das ließ sich vielleicht ändern. O'Leary kniff die Augen zusammen und dachte an das Parfüm, das er einmal im Drugstore gerochen hatte, als eine Flasche zu Boden gefallen und zerschellt war.
    Wieder der fast unmerkliche Ruck… Er schnüffelte vorsichtig. Nichts. Nochmals, und er roch parfümierte Seife; ein drittes Mal – jetzt duftete es nach Chanel No. 22. Lafayette lächelte das Mädchen an, das sein Lächeln arglos erwiderte; offenbar hatte es keine Veränderung bemerkt. O'Leary füllte wieder Gläser und Krüge, nahm einen Schluck aus seinem Glas, schenkte den Becher des Mädchens voll, füllte dem Rothaarigen das Glas und ein anderes und noch ein anderes…
    Der alte Mann neben dem Rotschopf betrachtete die Flasche in O'Learys Hand mit gerunzelter Stirn und sagte etwas zu der verhutzelten Großmutter an seiner Seite. Auch andere runzelten jetzt die Stirn. Der Gesang brach plötzlich ab; die fröhlichen Zecher am Nebentisch schwiegen betroffen. Die Gäste bekreuzigten sich – oder beschrieben vielmehr einen Kreis auf der Brust.
    »Was ist
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