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Das große Zeitabenteuer

Das große Zeitabenteuer

Titel: Das große Zeitabenteuer
Autoren: Keith Laumer
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Spender betrachtete das Buch neugierig. »Wann findest du überhaupt Zeit dazu? Du bist ein komischer Knabe; du studierst immer nur.«
    »Das ist ein besonders gutes«, erklärte O'Leary ihm. »Die Presse, auf der es gedruckt worden ist, wurde von abergläubischen Bauern zertrümmert. Dann haben sie den Verfasser erwischt und ihn wie einen Werwolf behandelt – Silberkugel, Pfahl durchs Herz und alles andere.«
    »Puh!« Spender wich zurück. »Studierst du etwa, wie man ein Werwolf wird, O'Leary?«
    »Nein, mich interessieren nur Vampire. Dabei verwandelt man sich in eine Fledermaus und …»
    »Hör zu, Laff, das ist nicht witzig. Du weißt, daß ich ein bißchen abergläubisch bin. An deiner Stelle würde ich die Finger davon lassen.«
    O'Leary warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Ich brauche etwas praktische Erfahrung…«
    »Na, ich will dich nicht länger aufhalten«, sagte Spender rasch und verschwand.
    O'Leary streckte sich auf dem Bett aus, nahm das Buch zur Hand und öffnete es irgendwo in der Mitte. Die Kapitel über Mesmerismus enthielten nichts Außergewöhnliches, aber ein Abschnitt über Autohypnose erregte seine Neugier:
    «… dieser Zustand läßt sich von Könnern auf diesem Gebiet ohne weiteres herbeiführen und erfordert nur eine bewußte Willensanstrengung und eine gleichzeitige Konzentration der psychischen Kräfte. Mit Hilfe dieser Methode lassen sich nicht nur zahlreiche körperliche und geistige Gebrechen wie Schlaflosigkeit, Gedächtnisschwäche, saures Aufstoßen und innere Konflikte augenblicklich beseitigen, sondern sie bietet Zugang zu einer wahren Schatzkammer der Gefühle; wie jeder geübte Autohypnotiseur weiß, lassen sich auf diese Weise Selbsttäuschungen hervorrufen, die müßige Stunden verschönen und die elende Gleichförmigkeit des modernen Lebens auf angenehmste Weise auflockern.
    Dieses Phänomen steht in engem Zusammenhang mit dem Halb-Bewußtsein eines Schlafenden, der an der Grenze zwischen Schlaf und Wachsein in der Lage ist, sich Traumbilder vorzustellen, während er gleichzeitig erkennt, daß es sich dabei um Illusionen handelt Auf diese Weise kann er Struktur und Details einer Sache ebenso deutlich wahrnehmen, als habe er sie vor sich, während er den Unterschied zwischen Illusion und Wirklichkeit klar vor Augen hat…«
    O'Leary nickte langsam; das klang vernünftig. Er hatte selbst vor einigen Tagen ein ähnliches Erlebnis gehabt. Man hätte glauben können, der Verstand sei plötzlich auf einen anderen Sender eingestellt gewesen; er war im Halbschlaf sozusagen im falschen Stockwerk aus dem Fahrstuhl gestiegen und hatte eine andere Welt betreten – nicht völlig anders, aber irgendwie verändert –, bis der Schock ihn wieder in diese schäbige Umgebung zurückversetzt hatte. Aber wenn sich dieser Effekt willkürlich erzeugen ließ…
    O'Leary las weiter und suchte nach einer genauen Anleitung. Drei Seiten später fand er endlich etwas:
    »… Gebrauch eines glänzenden Objekts – z. B. eines polierten Edelsteins – als Konzentrationshilfe kann sich dem ernsthaften Leser dieser Seiten als nützlich erweisen …«
    Lafayette überlegte. Er besaß keine Edelsteine – nicht einmal welche aus Glas. Vielleicht ein Löffel? Aber nein… sein Ring; der war genau richtig. Er versuchte den silbernen Ring abzuziehen, brachte ihn jedoch nicht vom Finger. Nun, das war gar nicht nötig; er konnte ihn ebenso gut an der Hand lassen.
    Er legte sich auf den Rücken und starrte die ausgebleichte Tapete an. Oder lieber die Decke mit den Wasserflecken? Was wäre, wenn sie plötzlich höher, geräumiger und reich mit Stuck verziert wäre?
    O'Leary starrte sie verbissen an und flüsterte leise vor sich hin. Alles sei ganz leicht, hatte der Professor behauptet; nur eine Frage der Willensanstrengung und der Konzentration der psychischen Kräfte …
    Lafayette seufzte und sah im Halbdunkel zu der Decke mit ihren Wasserflecken auf; er erhob sich und holte ein lauwarmes Bier aus dem winzigen Eisschrank. Die Bettfedern quietschten, als er sich wieder setzte. Er hätte gleich wissen müssen, daß die Sache nicht funktionieren würde. Der alte Professor Schimmerkopf war eben doch ein Quacksalber. Die herrlichen Möglichkeiten, die er in seinem Buch geschildert hatte, wären seitdem bestimmt eifrig genutzt worden.
    Lafayette lehnte sich gegen die Wand zurück und überlegte, wie hübsch alles gewesen wäre, wenn es funktioniert hätte. Allerdings spielte es wirklich keine große Rolle. Er
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