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Das große Zeitabenteuer

Das große Zeitabenteuer

Titel: Das große Zeitabenteuer
Autoren: Keith Laumer
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Mrs. MacGlint nicht ausgerechnet in diesem Augenblick an der Tür erschienen…
    Aber alles war nur ein Traum gewesen – ein typischer Fluchtwunsch. Durch eine Falltür in eine andere Welt. Nur schade, daß es in Wirklichkeit nicht so einfach war. Und der Schrank – ebenfalls ein Symbol. Die verschlossene Tür stellte die Abenteuer seines Lebens dar, die er nie gefunden hatte. Und die Suche nach dem richtigen Schlüssel – darin spiegelten sich die Enttäuschungen seines Lebens wider.
    Und trotzdem hatte er den Eindruck gehabt, vor einem wirklichen Abenteuer zu stehen. Aber das wirkliche Leben war anders. Das wirkliche Leben bestand aus harter Arbeit, kurzer Freizeit und wenig Schlaf. Jetzt mußte er schlafen, damit er morgen nicht zu spät ins Büro kam.
    Lafayette lag wach, sah den schwachen Lichtschein unter der Zimmertür, hörte leise Nachtgeräusche und ärgerte sich. Es mußte schon nach Mitternacht sein, aber er schlief noch im mer nicht. Dabei hatte er nur sechs Stunden Zeit. Vielleicht konnte er jetzt doch einschlafen. Diesmal hoffentlich traumlos…
    O'Leary öffnete die Augen und starrte verwundert die Ziegelmauer an, die sich zwei oder drei Meter vor ihm erhob. Er nahm alle Einzelheiten wahr: rötliche Ziegel, grauer Mörtel, grünes Moos in den Fugen, Gras am Fuß der Mauer, gelbe Blümchen, ein graues Insekt mit zarten Fühlern. Er hatte noch nie ein Insekt dieser Art gesehen – oder solche Blumen …
    Wo befand er sich überhaupt? Er versuchte sich zu erinnern und wußte plötzlich, was geschehen war: er befand sich in einer Art Halbschlaf und träumte alles nur! Lafayette schaltete alle anderen Gedanken aus. Konzentration! hatte der Professor verlangt. Konzentriere deine psychischen Kräfte!
    Die Ziegel wurden deutlicher und erschienen fast greifbar nahe. Lafayette schaltete alle störenden Gedanken aus und machte sich daran, den Blickwinkel zu vergrößern. Ein Pfad erschien zwischen ihm und der Mauer; er folgte ihm mit den Blicken zu einer Gruppe riesiger Eichen. Wirklich erstaunlich, wie genau sein Unterbewußtsein alle Details wiedergab! Aber was geschah, wenn er sie bewußt verändern wollte? Zum Beispiel konnte doch dort unter den Bäumen ein Rosenbusch stehen. O'Leary konzentrierte sich darauf und dachte an die Knospen.
    Das Bild änderte sich nicht – aber dann begann es plötzlich zu verschwimmen; die Bäume zerliefen förmlich in alle Richtungen…
    Lafayette bemühte sich verzweifelt, die schwindende Illusion zurückzuhalten. Er konzentrierte sich auf die Mauer, die jetzt verblaßt und ausdruckslos war. Mit einiger Anstrengung gelang es ihm, sie wieder so massiv wie zuvor erscheinen zu lassen. Diese hypnotischen Phänomene waren empfindlich; sie ließen sich nicht ohne weiteres manipulieren.
    Die Mauer stand wieder fest vor ihm, aber diesmal ohne Blumen und als Teil einer Hauswand. Lafayette hob den Kopf und sah über sich ein unregelmäßiges Dach vor dem dunkelblauen Nachthimmel. Realistisch, aber etwas trübselig, überlegte O'Leary sich. Aber diesmal würde er nicht den Fehler machen, in den Traum eingreifen zu wollen. Er vergrößerte das Blickfeld vorsichtig und sah eine enge Gasse zwischen überhängenden Häusern, nasse Pflastersteine, ölige Pfützen und Abfallhaufen. Sein Unterbewußtsein hatte offenbar keinen Sinn für Sauberkeit.
    Plötzlich ein Ruck, als sei der Film schlecht geklebt gewesen. O'Leary sah sich um, ohne einen Grund dafür zu sehen. Und trotzdem hatte sich einiges verändert – es war irgendwie überzeugender geworden.
    Das Haus auf der anderen Straßenseite unterschied sich nur unwesentlich von dem, das er zuerst vor sich gehabt hatte: Butzenscheiben, eine niedrige Tür zwischen Fachwerkbalken und darüber ein hölzernes Schild an einer Eisenstange, das den Bug eines Wikingerschiffs und eine Schlachtaxt darstellte. Lafayette lächelte; dieses Motiv hatte sein Unterbewußtsein von seinem Ring, der Axt und Drachen zeigte. Es handelte sich ohne Zweifel um eine erstklassige Illusion – aber was war daran anders?
    Gerüche, Lafayette roch Moder, sauren Wein, Abfälle und Pferde. Geräusche. Er hörte irgendwo in der Ferne Hufschläge auf dem Pflaster. Eine Uhr schlug neun. Eine Tür fiel ins Schloß; dann ertönten schwere Schritte. Menschen! dachte Lafayette überrascht. Nun, warum eigentlich nicht? Sie gehörten eben zu einer perfekten Illusion.
    Plötzlich fiel ihm auf, daß er mit bloßen Füßen auf dem kalten Pflaster stand, und er merkte, daß er nur
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