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Das Grab des Tauren

Das Grab des Tauren

Titel: Das Grab des Tauren
Autoren: Hugh Walker
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eines dieser Ungeheuer, und keiner von uns weiß ihm zu helfen…!«
    »Sei still«, brummte Baragg. »Laß den Schamanen seine Geister rufen. Sie sind die einzigen, die durch diese Mauern gehen können.«
    So starrten sie alle stumm auf Calutt, der sich der Wirklichkeit immer mehr entzog, je mehr der Alppilz seinen Geist von allen Banden befreite.
    In seiner Entrückung verschwanden die Quader von Gianton um ihn, aber der Ort blieb dennoch dunkel, so dunkel, daß Calutts Verstand schauderte, obgleich er mit vielen Dingen jenseits des Lebens vertraut war.
    Er schüttelte das Grauen ab und rief nach den Geistern, wie Horcan es ihn gelehrt hatte, nach den Geistern, die es fast an allen Orten der Welt gab, und die um große und kleine Geheimnisse der Lebenden wußten.
    Gianton war voll dunkler Magie, voll schwarzer Finsternis, voll unirdischer Gewalten. Da waren fast erloschene Funken von Leben, erbärmlich kalt und kraftlos.
    Aber nirgends, so weit sein Geist auch hinausgriff, antworteten ihm Geister.
    Keine Geister, das bedeutete, keine Toten. Welche Schrecknisse dem Leben in dieser Stadt auch widerfahren mochten, der Tod hatte keinen Zutritt.
    Er erwachte zitternd aus seiner Entrückung. Ohne die Hilfe der Geister war er so hilflos wie seine Gefährten.
*
    Seine Hohe Würdigkeit, Parthan, der oberste Priester Quatoruums, saß brütend in seinen steinernen Gemächern. Quatoruum bewegte sich unruhig in seinem Geist. Das Verhältnis Parthans zu seinem Dämon war ein streitbares. Jeder wollte Macht und Einfluß, und jeder wollte möglichst wenig dafür geben. Sie waren aneinander gewöhnt, wie Raubtiere innerhalb eines Rudels. Quatoruum hütete sich, zu häufig zu befehlen, und Parthan bemühte sich, nicht zu häufig zu gehorchen.
    Früher war das anders gewesen. Da hatten Furcht und Ehrfurcht das Verhältnis auf Parthans Seite und Verachtung auf der anderen geprägt. Aber später, als Parthan den Dämonenkuß empfing und sein Dämon sich seines Dieners sicher war, änderte sich das langsam. Der Dämon entwickelte menschliche Züge, wenn er sich Parthans Verstand bediente, und in Parthan floß etwas vom kalten Wesen der Finsternis.
    Quatoruum kam und ging, wie es ihm beliebte, aber er kam auch, wenn sein Priester ihn rief. Er war sehr eitel. Es gefiel ihm, angebetet zu werden. Aber es gefiel ihm auch zu töten. Er schätzte Parthans scharfen Verstand, seine Schläue. Parthan war ein guter Diener. Sein Dämon gab ihm Macht und mit der Macht Ansehen. Mit Parthans Ansehen und Einfluß unter den Lebenden wuchsen auch Ansehen und Einfluß des Dämons unter seinesgleichen.
    Es war nicht so, daß Parthan ihn nicht fürchtete. Er sah ja, wie andere Dämonen ihre menschlichen Werkzeuge benutzten. Er hatte aber erkannt, daß Quatoruum nicht allzuviel Verstand besaß. Er hütete sich, auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verlieren, den der Dämon vielleicht lesen mochte, aber er wußte diese Erkenntnis gut zu nutzen und sich unentbehrlich zu machen.
    Das Gespräch der beiden, nur in Gedanken und in Parthans Kopf, verlief folgendermaßen:
    » Staub, nimm zur Kenntnis, daß ich hier bin! «
    »Ich weiß es, Mächtiger. Deine Gegenwart ist für mich immer ein erhabenes Ereignis.«
    » Warum langweilst du mich dann mit deinen Grübeleien? «
    »All mein Denken und Wirken gilt Deinem Ruhm, Mächtiger. Und mit beträchtlichem Erfolg, wie ich glaube…«
    » Ja, ich weiß. Die Schar meiner Anbeter wächst. Ihre Zahl ist so groß, daß ich sorglos töten kann, wenn ich Lust habe…«
    »Wäre es nicht besser, die Ungläubigen und die Ketzer zu töten, statt jener, die dir treu ergeben sind, o Mächtiger?«
    » Ich habe keinen Unterschied bemerkt. Die einen schreien so laut wie die anderen …«
    »Die Zahl der Ungläubigen ist sehr viel größer, als die Zahl der Bekehrten, o Mächtiger.«
    » Ja, das ist wahr. Ich werde darauf achten. «
    Und nach einer Weile: » Aber sie haben keine Chance, meine Anbeter zu werden, wenn ich sie vorher töte. «
    Und als Parthan nicht antwortete: » Horst du mich nicht, Wurm? Hörst du nicht, wenn dein Gott zu dir spricht? «
    »Ich höre dich immer, o Mächtiger, so wie du die Worte deines Dieners in deiner Gnade immer hörst.«
    »Was brütest du aus? «
    »Weshalb liest du es nicht einfach in meinen Gedanken, Mächtiger?«
    » Weil Gewürm wie du keine Gedanken hat! «
    »Verzeih meine Anmaßung, Mächtiger. Was willst du wissen?«
    » Dieser Gefangene, den wir da haben, dieser Wildländer,
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