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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules
Autoren: Andy McDermott
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sich um, hob die Waffe – und stellte fest, dass Chase auf ihn zielte!
    »Verpierc dich!«, knurrte Chase und löste das Bolzenschussgerät aus.
    Mit einem vernehmlichen Knall schoss ein fünfzehn Zentimeter langer Stahlbolzen quer durch den Raum. Da er dazu geeignet war, Metall zu durchdringen, traf er auf fast keinen Widerstand, als er Komosas Brustkasten und dessen Herz durchbohrte. Nahezu ungebremst trat er aus dem Rücken wieder aus und bohrte sich in das Schott. Fixiert wie ein Schmetterling auf einem Brett, starrte Komosa Chase entgeistert an, dann tat er seinen letzten pfeifenden Atemzug. Der Kopf sackte ihm nach vorn, aus dem sauberen Loch in seiner Brust strömte Blut und vermischte sich mit dem Schaum, der aus seinem gebrochenen Kiefer austrat. Die Pistole fiel klirrend zu Boden.
    »Das war fies«, keuchte Nina.
    »Der Scheißkerl hat es verdient«, erwiderte Chase matt, ließ das Bolzenschussgerät fallen und kroch auf sie zu.
    »Nein, ich hab dein Wortspiel gemeint.«
    Chase gab einen Laut von sich, der beinahe ein Lachen hätte sein können. »Bist du okay?«
    »Kümmere dich nicht um mich. Was ist mit der Bombe?« Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie hinüber und las die angezeigten Ziffern ab. »O mein Gott! Nur noch sechs Minuten!«
    Chase änderte die Richtung und schaffte es irgendwie, sich aufzurichten. Er torkelte zu Komosas Leichnam hinüber und hob die Waffe auf. »Du musst zur Brücke gehen und einen Notruf senden – Kanal sechzehn. Dann wende die Yacht und steuere sie so weit wie möglich vom Land weg.«
    »Was ist mit dir?«
    »Ich werde versuchen, das Ding zu entschärfen! Zieh die Kette ums Rohr straff!«
    Sie gehorchte. »Du hast doch gemeint, die Bombe wäre manipulationsgesichert!«
    Mit zitternden Händen setzte Chase die Pistolenmündung auf die Kette und zielte möglichst weit von Ninas Händen weg. » Irgendetwas muss ich doch tun!« Er drückte ab. Die Kette riss, und Ninas Hände ruckten auseinander. »Na los, lauf schon!«
    Mit einem besorgten Blick auf sein blutiges Gesicht eilte Nina aus dem Frachtraum, und Chase taumelte zur Bombe.
    »Also, mal schauen«, murmelte er und holte Luft. Der Timer stand auf 00:05:22. »Noch fünf Minuten bis zur Zündung. Das kann ich schaffen. Jawoll.«
    Chase stützte sich auf die Bombenkappe und blickte in den Stahlbehälter hinein. Die dicken Bolzen, die den Uranzünder gesichert hatten, waren eingezogen. Er langte in die Öffnung hinein, um das Uran zwischen den Streben hindurchzuziehen, doch es war so gut eingepasst, dass er nicht einmal einen Fingernagel in den Spalt schieben konnte.
    Wenn er die Zündmasse nicht herausbekam, ließ sie sich aber vielleicht blockieren …
    Verschwommen erinnerte er sich an Bruchstücke aus Einsatzbesprechungen bei der SAS. Bei einer Bombe dieses Typs mussten die beiden Uranteile einen Abstand von mindestens fünfundzwanzig Zentimetern haben, um zu verhindern, dass die Kettenreaktion einsetzte und vorzeitig radioaktive Strahlung freigesetzt wurde. Das erklärte die Lücke zwischen Bombenfuß und Kappe.
    Wenn es ihm gelänge, die Gleitschienen zu blockieren …
    Nina betrat atemlos die Brücke.
    Sie sah sich um. Wie erwartet, hielt sich niemand in dem Raum auf – alle hatten die Yacht mit dem Kipprotor verlassen. Als ihr Blick zu den breiten Fenstern herausfiel, weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen: Vor ihr breitete sich das wohlvertraute Panorama Lower Manhattans aus. Battery Park war ein grüner Schemen zur Linken, hinter den alten Backsteingebäuden ragte der Glasblock des Freedom Tower auf; zur Rechten lagen das Fährterminal und der South Street Seaport, und die anonymen Wolkenkratzer des Finanzdistrikts leuchteten wie eine sonnenbeschienene Wand hinter dem Ufer. Die Ocean Emperor beschrieb eine Kurve und fuhr den East River hoch.
    Nina stürzte ans Ruder. Die Yacht fuhr offenbar mit Autopilot – wenn es ihr gelang, den auszuschalten und in den Hafen zurückzufahren, wäre das vielleicht die Rettung …
    Sie kurbelte am Steuerrad, ohne dass die Yacht reagiert hätte. Das Schiff wurde also elektronisch gesteuert, es gab keine mechanische Verbindung zum Ruder, und der Computer gab die Kontrolle nicht ab.
    »Mist!« Nina suchte nach einer Möglichkeit, den Autopiloten auszuschalten, doch es sprang ihr nichts Auffälliges ins Auge. Die Anzeigen der Monitore waren für sie unverständlich.
    Das Funkgerät …
    Wenigstens das war leicht zu finden: Es war ein klassisches Handgerät mit
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