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Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Titel: Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Autoren: Tom Bale
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1
    Den ersten Mann schickten sie gegen Mittag hin. Seine Aufgabe war denkbar einfach. Er musste einfach nur am Strand sitzen, weiter nichts. Augen und Ohren offen halten und sich dabei möglichst unauffällig benehmen.
    Das Zielobjekt war Terror‘s Reach, eine fantastische Laune der Geographie, traumhaft gelegen inmitten des Naturhafens von Chichester. Eine kleine Insel, fünf Häuser und neun Einwohner mit einem Gesamtvermögen, das in die Milliarden ging. Es war eine Goldgrube, die nur darauf wartete, geplündert zu werden.
    Aber die abgeschiedene Lage stellte auch eine ganz besondere Herausforderung dar. Die Möglichkeiten, etwas auszukundschaften, waren eingeschränkt, eine Beobachtung über einen längeren Zeitraum nahezu unmöglich. Es gab keinen Durchgangsverkehr, keine Chance, unbeobachtet zu bleiben. Wer auf dieser Insel der Superreichen untätig herumlungerte, lief jederzeit Gefahr, zur Rede gestellt oder gleich angezeigt zu werden.
    Die Lösung, auf die sie an diesem Tag verfallen waren, war einigermaßen gewagt, doch das gute Wetter half, das Risiko zu minimieren. Der Job war im Grunde ein Kinderspiel, und Gough war froh, dass er damit beauftragt worden war. Auf seinen vier Buchstaben herumsitzen, das brachte er gerade noch fertig.
    Aber es war auch ein höchst verantwortungsvoller Job. Er war der Erste vor Ort, und alles, was er tat, hatte unmittelbare
Auswirkungen auf die gesamte Operation. Ein Fehler, und er würde gewaltigen Ärger bekommen.
    Er machte sich keinerlei Illusionen über die Leute, für die er arbeitete. Wenn er es verbockte, würden sie ihn wahrscheinlich umbringen. So einfach war das.
    Zwei Uhr nachmittags – Siestastunde. Bei Temperaturen um die dreißig Grad wäre jeder vernünftige Mensch froh gewesen, sich in den Schatten zu legen und ein Nickerchen zu halten. Aber der sechsjährige Jaden sah das ganz anders. Berstend vor überschüssiger Energie, hatte er nicht die geringste Lust auf einen Mittagsschlaf, und das machte er seiner Mutter auch unmissverständlich klar.
    Joe Clayton registrierte die Proteste, die vom anderen Ende des Gartens kamen, doch er hörte nicht richtig hin. Er saß auf der breiten Steinterrasse und beendete gerade sein Mittagessen, das aus kaltem Braten und Salat bestand.
    »Ich will an den Strand.«
    »Nicht jetzt, Jaden. Sofia muss schlafen, und das solltest du auch.«
    »Ich bin nicht müde. Sofia ist noch ein Baby. Ich bin schon sechs.«
    »Na, dann geh eben in den Pool. Aber nur ein paar Minuten. «
    »Ich will nicht in den Pool. Ich will an den Strand.«
    »Es ist zu heiß. Und ich muss hierbleiben und auf Sofia aufpassen.«
    »Ich kann allein gehen.«
    »Nein, Jaden.«
    »Das ist gemein. Nie lässt du mich irgendwas machen.«
    Ein dumpfer Schlag war zu hören, gefolgt von einem lauten Krachen. Joe blickte auf und sah etwas über den
Rasen kullern. Der Junge hatte eines seiner Autos auf den Boden gepfeffert. Offenbar war es abgeprallt, gegen ein anderes Spielzeug geflogen und dabei kaputtgegangen.
    Jaden starrte die kleinen Spritzgussmodelle finster an, voller Wut auf seine Mutter, sich selbst und die ganze Welt. Es war ein Gemütszustand, an den Joe sich noch sehr deutlich erinnerte – die quälende, frustrierende Ohnmacht des Kindes.
    »Ich find es total doof hier!«, rief Jaden. »Ich will wieder bei Oma und Opa wohnen!«
    Joe schreckte auf. Er hatte schon beschlossen einzugreifen, als im ersten Stock ein Fenster aufgerissen wurde und eine Stimme über ihm brüllte: »Cassie! Sorg dafür, dass der Junge Ruhe gibt!«
    Das Fenster wurde zugeknallt. Unten auf dem Rasen hob Jaden das kaputte Auto auf und flüchtete in sein Refugium, ein Strandzelt mit sonnenabweisender Beschichtung, das abwechselnd als Höhle, Feuerwache und feindliches Feldlager herhalten musste. Seine Mutter rief ihn, doch Jaden ignorierte sie.
    Vielleicht war es die Hitze, die alle so reizbar machte, dachte Joe. Allerdings hatte Valentin Nasenko schon immer wenig Geduld mit seinem Stiefsohn gehabt. Kein Wunder, dass der Junge sich nach seinen Großeltern zurücksehnte.
    Joe trank sein Wasserglas aus und ließ sich die Reste der Eiswürfel in den Mund gleiten. Als er aufstand, kratzten die Stuhlbeine über die Steinplatten, und er rechnete schon halb mit einer weiteren Tirade von oben. Wenn Valentin in seine Arbeit vertieft war, verlangte er absolute Ruhe und verbat sich jede Störung. Und was Valentin Nasenko wollte …

    Joe arbeitete seit etwas über neun Monaten für die Nasenkos.
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