Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
geworden, oder?“
    „Harry Madison war nicht nur der geistig gesündeste, sondern auch der netteste Mensch, dem ich je begegnet bin“, sagte Lyla mit fester Stimme. „Er hat mir unmittelbar nach Dans Tod aus gräßlichen Schwierigkeiten geholfen, und obwohl er zurück in die Ginsberg-Klinik geschafft worden ist, bemühe ich mich seitdem, so zu leben, wie er es mir gezeigt hat, und ob Sie’s glauben oder nicht, ich kann die Welt auf diese Art und Weise um den kleinen Finger wickeln. Ich bin der Überzeugung, daß Sie sich irren, Professor – ich meine, daß Sie sich jetzt irren und damals recht hatten.“
    „Ich kann Ihnen nicht ganz folgen“, bekannte Conroy nach kurzem Zögern.
    „Ich kann mir selbst nicht so recht folgen“, antwortete Lyla mit einem Achselzucken. „Es ist etwas, das … ist so sehr in mir, ein Teil meiner selbst, daß ich es nicht erklären kann. Muß wohl was damit zu tun haben, daß ich meinen Lebensunterhalt als Pythoness verdienen wollte …“
    „Tun Sie das nicht mehr?“ unterbrach Conroy.
    „Nein. Mir lag ein Angebot von Dr. Spoelstra vor, daß ich in der Ginsberg-Klinik mit dem neuen Direktor zusammenarbeiten könne und auftreten, wie man’s wohl nennen muß, aber … ich habe abgelehnt.“
    „Aber was haben Sie denn in der Zwischenzeit getrieben?“
    „Ich bin nach Hause gegangen. Von da rufe ich auch an. Wochenlang hintereinander habe ich nur herumgesessen und nachgedacht. Und mit meiner Familie gezankt, aber das ist keine Neuigkeit.“ Sie lächelte und schnitt eine Grimasse. „Es hat mich verflucht viel Überwindung gekostet, mich an Ihre Universität zu wenden, aber ich habe angerufen, mußte dann allerdings erfahren, daß Ihr Sonderkursus schon belegt ist, und da dachte ich, wenn ich direkt bei Ihnen vorspreche …“
    „Na ja, ich werde Sie natürlich sehr gern als Studentin annehmen, aber ich finde, Sie sollten mir nichtsdestotrotz einen überzeugenden Beweggrund nennen können.“
    „Ich will’s versuchen“, sagte Lyla. „Deshalb habe ich angerufen.“ Ernst beugte sie sich näher zur Kamera.
    „Sehen Sie, Professor, ich habe einige Ihrer Bücher gelesen, Sie kennengelernt, Sie reden gehört, und was Sie in Flamens Büro gesagt haben, das hat mir seither keine Ruhe mehr gelassen. Ich hoffe, es wird mir auch auch nie wieder Ruhe lassen. Ich weiß nicht, was eine Pythoness ausmacht, und anscheinend weiß es auch sonst niemand, aber auf jeden Fall ist … ist das nicht die richtige Methode, um das Problem in Angriff zu nehmen, wie’s auch beschaffen sein mag. Ich weiß nicht, wie’s gelagert ist, aber ich habe den Eindruck, die Menschen schotten sich gegeneinander ab, bis es irgendwann jemanden mit einem besonderen geistigen Talent und einer ekelhaft gefährlichen Droge braucht, um die Barrieren wieder einzureißen. Und so muß es doch nicht sein. Wie gesagt, ich habe seit über einem Monat keine Sib genommen, und ich bin durch meine Heimatstadt spaziert und habe mir die Leute angeschaut, ich habe mich mit meinen Eltern und meinem Bruder unterhalten, und ich … ich bin dahin gelangt, daß ich sie völlig neu kennengelernt habe. Ich besitze nicht nur eine besondere Gabe, sondern auch einen Verstand, ich kann meinen Grips gebrauchen, und ich kann mir merken, was ich dadurch erfahre, statt mich hinsetzen und ein Band anhören zu müssen, das aufgenommen worden ist, während ich in Trance war. Eine Pythoness zu sein, das ist, als wäre man eine Maschine, die bloß herumsteht und alle Arten von erstaunlichen Dingen weiß, sie aber nicht aussprechen und mitteilen kann, bevor jemand kommt und die passenden Fragen stellt. Ich bin aber kein Apparat, sondern ein Mädchen mit Hormonen, Gefühlen, einem gewissen Maß an Intelligenz, einigermaßen gutem Aussehen und …“ Sie vollführte eine Geste der Unschlüssigkeit.
    „Ich möchte daß jemand mir mehr von dem zeigt, was Harry Madison mir in der kurzen Zeit, die er frei sein durfte, gezeigt hat. Da war dieser Kerl, Berry, den ich für Dans und meinen Freund gehalten habe … Erinnern Sie sich? Und er ließ sich in meiner Wohnung nieder, weil er dachte, das ist meine Chance, jetzt kann ich zugreifen. Freund oder kein Freund, das war’s auf jeden Fall, was er zuerst gedacht hat, nicht etwa, wie er mir helfen könne, oder ob er mir in dem Durcheinander nach Dans Tod irgendwie eine Stütze sein könne, oder halt irgend so etwas in der Art. Professor, drücke ich mich klar genug aus?“
    „Nicht sonderlich“, gab
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher