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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott
Autoren: John Brunner
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im selben Moment merkte Flamen, daß Celia lautlos von der Couch aufgestanden war und sich an seine Seite gestellt hatte. „Wir haben uns ja ewig nicht gesehen. Ich bin sehr froh, von Ihrer Genesung erfahren zu haben.“
    „Sie können sich nicht einmal zur Hälfte eine Vorstellung davon machen“, sagte Flamen und schlang einen Arm um die Taille seiner Frau.
    „Vielleicht ist der Rest … ah … nicht für die Öffentlichkeit bestimmt?“ meinte Voigt. Er hob seine buschigen Brauen. „Tja, ich wende mich wohl nun am besten wieder meinen eigenen persönlichen Problemen zu und lasse Sie in Frieden. Und nochmals vielen Dank dafür, daß Sie meine Anregung so positiv aufgenommen haben.“
    „Welche Anregung?“ fragte Celia, als der Bildschirm erlosch. „Leider bin ich halb eingedöst. Ich habe kaum was von eurer Unterhaltung mitbekommen.“
    „Ich bin wieder im Geschäft!“ antwortete Flamen aufgeregt. „Und nicht nur das, ich habe nun sogar eine Chance, diese Halunken zu torpedieren, die mich abhängen wollten. Und glaub mir …“ Er ballte die Hände zu Fäusten. „Ich werd’s hinbiegen, daß sie den gleichen Weg gehen wie Mogshack und Bürgermeister Black!“

Alles andere als außergewöhnlich ist der Idiot Savant, der beachtenswerte geistige Leistungen vollbringt, ohne zu wissen, wie oder was die wahrscheinlichen Folgen sein werden, überaus typisch für die Spezies Mensch
     
    Im angenehmen, klimatisierten, mit Antiquitäten eingerichteten Arbeitszimmer, das er auf dem Gelände der Universität von Nord-Manitoba zur Verfügung hatte, saß Xavier Conroy an seiner alten elektrischen Schreibmaschine und dachte über den Entwurf der Materialien für ein Tele-College nach, die fürs kommende Studienjahr zu konzipieren er beauftragt worden war; es bereitete ihm noch Schwierigkeiten, seine Darlegungen argumentativ richtig aufzubauen – es war eine Sache, vor der Klasse eines relativ unbedeutenden Colleges, das einer ausländischen Universität assoziiert war, zu reden, aber eine völlig andere Angelegenheit, sich vor Millionen von Zuschauern klar auszudrücken.
    Er hegte den Verdacht, daß dieser Vertrag aus reiner Panik zustande gekommen war – der Skandal, zu entdecken, daß der Direktor der größten Psychiatrie der westlichen Hemisphäre selbst an fortgeschrittenem Größenwahn litt, hatte jedem einen Schock versetzt, die Leiter der wichtigsten Sendeanstalten nicht ausgenommen, und schreckhaft der Problematik der Psychohygiene bewußt gemacht, bislang durch so oberflächliche Doktrinen wie Mogshacks Maxime vom wechselhaften Charakter der Normalität zugekehrt gewesen.
    Aber dank Panik oder nicht, die Gelegenheit war zu günstig, um sie sich entgehen zu lassen. Wie konnte er den Zuschauern am besten erklären, daß …?
    Der KommNetz-Apparat summte. Er wandte den Kopf und sah, daß der Bildschirm in hellem Gelb glomm und damit anzeigte, es handelte sich um ein Ferngespräch.
    Zu seinem Erstaunen erschien auf der Mattscheibe das Gesicht Lyla Clays: schön wie stets, bei seinem Anblick lächelte sie.
    „Miß Clay! Grundgütiger!“ Er drehte seinen Sessel, um sich ihr direkt zuzuwenden. „Was verschafft mir dies Vergnügen?“
    „Ich möchte kommen und in diesem Jahr bei Ihnen studieren“, sagte Lyla.
    Ein Augenblick vollkommener Stille folgte. „Das … äh … schmeichelt mir sehr“, sagte Conroy zu guter Letzt, „aber …“
    „Professor, ich werde immer besser darin, mein Talent zu kontrollieren“, sagte Lyla. „Seit über einem Monat habe ich keine SibyllPille mehr genommen, und ich nehme Dinge wahr, die …“ Sie biß sich auf die Lippen. „Na, jedenfalls, ich glaube, ich habe Ihnen furchtbar viel zu erzählen. Können Sie die Zeit erübrigen, um mir zuzuhören? Ich meine, wenn Sie ablehnen, kann ich’s verstehen, denn als wir zuletzt über gewisse Sachen gesprochen haben, lief ja alles so fürchterlich durcheinander, und wenn Sie die ganze Episode lieber vergessen möchten, sagen Sie’s ruhig.“
    Conroy wirkte einen Moment lang völlig verdutzt. Plötzlich lachte er. „Miß Clay, Sie beeindrucken mich schon wieder dermaßen, daß ich fast das Gleichgewicht verliere. Nun, es ist so, ich kann mich wahrhaftig nicht entsinnen, irgendwann einmal etwas Dümmeres getan zu haben, als Mr. Flamen zuzumuten, er solle glauben, was Madison uns erzählt, und prompt verfällt er ein Weilchen später vollends in den Wahnsinn. Oh … Entschuldigung. Er war für Sie beinahe so was wie ein Freund
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