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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld
Autoren: S. Fischer-Fabian
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mit dem Trenchcoat schaute ihn kurz
an und sagte: »Was du überlegen?«
    »Ich überlege, wieviel Prozente
ich kriege«, sagte Philipp und blickte die beiden fest an.
    »Endlich«, grunzte der Heisere
und steckte die Pistole in den Schulterhalfter zurück. Petar öffnete einen
anthrazitfarbenen Diplomatenkoffer. Er nahm ein Päckchen von jener Sorte
heraus, die Philipp bereits kannte. Er sagte: »Kriegst von jeden Fünfziger zehn
Mark, Kamerrad.«
    »Zwölf ist das mindeste«, sagte
Phil frech, »mehr als fünfzig Blüten bringe ich nicht unter pro Tag. Es ist
jetzt Juni, die meisten Läden haben bis abends gutes Licht, da bleiben nur die
Stoßzeiten zwischen fünf und sieben zum Arbeiten.«
    »Es gibt Bars«, sagte der
Heisere, »genug Bars mit Schummerlicht. Und ‘ne Masse Mixer mit Tomaten auf’n
Augen.«
    »Wir wollen nicht streiten«,
entschied Petar. Er reichte Philipp ein Päckchen mit hundert Fünfzigern. »Du
gehst nach München in Hotel ›Edelweiß‹, Portier weiß Bescheid, wenn du alle
bist, sagst du ihm. Wir geben Nachschub. Gutt?«
    »Gutt!« sagte Philipp und
steckte sich außer den Blüten noch Petars Zigarettenetui ein.
    Als sie den Raum verließen,
stieß ihn der Heisere sanft mit der Faust in den Rücken. »Vergiß die Eisblöcke
nicht, Kumpel«, sagte er, »die sind so unangenehm auf der Haut.« Er tat, als
fröstele es ihn.
    Ich habe mich getäuscht, dachte
Philipp, die beiden haben doch Humor. Aber es ist eine Art, die ich gar nicht
mag.
     
    Philipp stieg die Anhöhe zum
Monopteros empor. Die Sonne war hinter dem Horizont versunken. Ihre letzten
Strahlen strichen fast zärtlich über die Kuppel des kleinen Rundtempels im
Münchner Englischen Garten. Philipp zählte elf Liebespaare, die in
interessanten Stellungen auf den Parkbänken hockten. »Schön, wer es so haben
kann«, seufzte er neidisch. Er ging um den Tempel herum und wartete auf der
Nordseite. Aus den Büschen stieg der schwere Duft des Jasmins. Die Luft war
feuchtwarm und machte merkwürdig unruhig.
    Branka kam, als es völlig
dunkel geworden war. Sie flüsterte atemlos: »Nun umarmen Sie mich schon! Das
fällt hier am wenigsten auf.«
    »Gern«, sagte er. Damit es noch
weniger auffiel, küßte er sie sorgfältig. Ihr Körper wurde für einen Moment
weich und hingebungsvoll. Dann krampften sich ihre Hände in seinen Schultern.
»Ich habe Ihre Nachricht im ›Edelweiß‹ gefunden. Das war bodenloser Leichtsinn
von Ihnen. Ich weiß nicht, ob mir jemand gefolgt ist. Was wollen Sie wissen,
Phil?«
    »Wer ist der Boß?«
    »Der Boß? Du lieber Himmel, Sie
sind ein Kindskopf. Niemand weiß das, seihst Petar nicht. Der sitzt vielleicht
in Nizza oder in London, oder was weiß ich wo.«
    »Dann weißt du vielleicht, wer
der Filialleiter ist?«
    »Das verstehe ich jetzt nicht.«
Sie drängte sich dicht an ihn, weil ein Mann mit einem Hund vorbeikam.
    »Irgend jemand muß doch den
Laden in München und Umgebung schmeißen. Ihr seid doch eine Organisation und
kein Turnverein.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie.
    Er spürte das Zögern in ihrer
Stimme. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und sagte: »Hör zu, ich stecke
verdammt tief drin im Dreck, ich will da wieder heraus. Ich habe nämlich noch
ein paar andere Kleinigkeiten zu erledigen. Nachdem ich Petar kennengelernt
habe, weiß ich, daß ich nicht einfach abspringen kann. Und Polizei ist auch
nicht drin. Ich muß versuchen, den Laden hochgehen zu lassen. Das ist meine
einzige Chance.«
    Sie schwieg.
    Er sagte leise: »Und deine
einzige Chance, Mädchen.« Er fand eine freie Bank, und sie setzten sich. »Wie
bist du zu der ganzen Sache gekommen? Wie die Jungfrau zum Kind, nehme ich an.«
    Sie zündete sich eine Zigarette
an. »Ich kenne Petar von Ljubljana her. Wir sind dort zusammen aufgewachsen.
Später verloren wir uns aus den Augen. Ich ging nach Deutschland und arbeitete
in München als Kellnerin. Da saß er eines Tages an einem meiner Tische. Er
sagte: ›Bist blöd, Branka, daß du dich hier tust schinden, hab’ was Besseres
für dich!«
    »Hattest du was mit ihm?« fragte
Philipp.
    »Das gehört nicht hierher. Ich
ging mit ihm und war dann so eine Art Kurier. Man gab mir einen Koffer, den
mußte ich wegbringen. Mit der Bahn und manchmal mit dem Flugzeug.«
    »Du hast dir nie überlegt, daß
die Koffer heiß sein könnten?« fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern.
»Ich verdiente gut. Später wußte ich dann, worum es ging. Aber da war es zu
spät.« Sie verbarg ihren Kopf
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