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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld
Autoren: S. Fischer-Fabian
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an seiner Schulter.
    »Wer hat dir den Koffer immer
gebracht? Und wo fand die Übergabe statt?« Er schob sie behutsam von sich.
    »Ich bekam mit der Post den
Aufbewahrungsschein für ein Schließfach auf dem Hauptbahnhof. Da war er dann
drin.«
    »Schlau«, sagte Philipp.
»Kannst du dich nicht an irgend etwas erinnern, was uns weiterhelfen könnte?
Weißt du keine Namen? Hast du nicht einmal ein Gespräch belauscht? Was ist mit
dem Heiseren? Mädchen, laß dir doch mal was einfallen!«
    »Du tust mir weh«, sagte sie
und nahm seine Hände von ihren SchulterrrTSie rauchte schweigend. »Einmal habe
ich Petar begleitet. Er hat sich einen gebrauchten Wagen gekauft. Aber was soll
das?«— »Wo hat er sich den Wagen gekauft?«
    »Das war vor München. Der Ort
hieß Pasing, glaube ich. Der Autohändler war so ein kleiner Dicker mit einem
Schnauzbart. Ich habe über ihn noch gelacht, weil er so komisch aussah. Ja und
dann...«
    »...und dann?« drängte er.
    »Ich hatte mich gewundert, daß
Petar den Wagen nicht bezahlte. Stimmt! Ich sagte so etwas zu ihm, und er war
sehr grob. Das ginge mich einen Dreck an, meinte er.«
    Philipp riß einen Zettel aus
seinem Notizblock. Er schrieb auf den Zettel: Gästehaus Elfriede, Tutzing. Er sagte: »Du nimmst jetzt ein Taxi und fährst direkt dorthin. Die Besitzerin
ist eine Freundin meiner Mutter. Bestelle ihr einen schönen Gruß, und sie soll
dir einen Schlafanzug pumpen. Du rührst dich dort so lange nicht aus dem
Zimmer, bis ich dich angerufen habe.«
     
    Voja Mitić trat aus seiner
Wellblechbaracke und warf einen schmerzlichen Blick auf seine Autos. Sie
standen wohlausgerichtet in Reih und Glied.
    Er stakste den schlammigen
Mittelgang entlang und blieb vor einem Steyr 200 stehen. Er nahm einen Lappen
aus seinem Overall und wischte liebevoll über den Kotflügel. Er strich sich
über seinen schwarzen Schnauzbart, blickte über die Reihen und zählte 63 Wagen.
Gestern waren es auch 63 gewesen. Die Geschäfte gingen schlecht. Er verkaufte
so gern Autos. Er hatte immer gern Autos verkauft. Bis eines Tages Petar
erschienen war— Petar, den er aus Belgrad her kannte und der im Keller die
Filiale eingerichtet hatte.
    Die Außenklingel des Telefons
schlug an. Voja sprang über die Pfützen und rannte ins Büro. Er nahm den Hörer
ab. Er lauschte eine Weile. Dann sagte er: »Es ist gut. In zwei Stunden. Es
wird vorbereitet. Ja, wie immer. Ende.« Er legte auf und sah einen Mann draußen
zwischen den Autos umherwandern.
    Als Philipp die Pension
»Edelweiß« in der Theresienstraße verließ, hatte er keinen festen Plan. Fest
stand nur sein Ziel. Er nahm sich ein Taxi und ließ sich nach Laim fahren. Er
stritt sich unterwegs mit dem Chauffeur über die Route. »Ja mei«, sagte der
Chauffeur immer, wenn Philipp ihn wieder einen Umweg fahren ließ. In Laim
betrat er den Bahnhof und blieb so lange hinter dem WC-Häuschen, bis der Zug
Richtung Garmisch abfuhr. Er ließ dem Zug etwa dreißig Meter Vorsprung, dann
begann er zu sprinten. Er erreichte ihn drei Meter vor dem Ende des Bahnsteigs
und schwang sich auf das Trittbrett. Er freute sich über seine Form und setzte
sich in ein Abteil Erster Klasse. Niemand war ihm gefolgt. In Pasing verließ er
den Zug. Er unterhielt sich eine Weile mit dem Mann im Zeitungskiosk, dann
hatte er erfahren, was er wissen wollte.
    Er näherte sich dem Platz von
der dem Eingang entgegengesetzten Seite. Eine halbzerfallene Laube bot ihm
Deckung. Es war nichts Auffälliges zu sehen. Brennessel und Goldraute wucherten
um den Holzzaun herum. Hinter der Baracke lag Gerümpel, ein ausgeschlachtetes
Autowrack, leere Benzintonnen. Die Autos dagegen sahen gut gepflegt aus. Ein
kleiner Dicker mit einem schwarzen Schnauzbart trat vor die Baracke und
schlenderte über den Platz. Unser Mann, dachte Philipp. Er zog sich vorsichtig
zurück, schlug einen Bogen und kam zum Eingang. Der Schnauzbart war nicht mehr
zu sehen.
    Philipp ging die Reihen der
Wagen entlang und blieb vor einem stahlblauen Buick stehen. Er ging prüfend um
den Wagen herum. Er öffnete die Tür und klemmte sich hinter das Steuerrad. Das
Rad fühlte sich kühl an. Er hantierte mit dem Schalthebel und spielte mit
Kupplung und Gaspedal. Er fühlte die Erregung, die augenblicklich in ihm
hochstieg. Er sog genießerisch den Geruch nach Leder, Benzin und Lack in sich
ein.
    »Schöner Wagen, wie?« Voja
Mitić sah zu ihm hinein.
    »Darf ich ihm mal unter die
Haube gucken?« fragte Phil zurück.
    Sie standen vor
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