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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Mitić hatte ihm den Weg
abgeschnitten. Er stand direkt vor dem Kühler. Er steckte seinen Kopf zum
rechten Seitenfenster hinein und sagte: »Hier ist Ihre Uhr, das teure Ei. Ist
doch bestimmt ein Familienerbstück.«
    »So ungefähr«, sagte Philipp.
Er fuhr los und sah im Rückspiegel eine Erscheinung, die er nie für möglich
gehalten hätte: die Haare standen ihm zu Berg!
    Zwanzig Minuten später
klingelte im Falschgelddezernat des Polizeipräsidiums das Telefon. Der
diensttuende Beamte meldete sich: »Kriminalinspektor Kratzmayer.«
    »Herr Kratzmayer, wollen Sie
Oberinspektor werden?« kam eine Stimme durch den Draht.
    »Wer spricht dort?«
    »Das ist nicht wichtig.
Wichtiger ist, daß Sie sofort einen Wagen zur Gebrauchtwagenhandlung Voja Mitić
in Pasing schicken. Ich buchstabiere...«
    Der Inspektor griff mechanisch
zum Bleistift.
    »Im Schreibtisch des Büros
finden Sie einhundert Fünfziger-Blüten und noch so einiges, schätze ich. Aber
beeilen Sie sich.« Es knackte in der Leitung. Der Inspektor kaute auf dem Bleistift
herum. Es war der zehnte Anruf heute. Und der fünfundvierzigste seit der
Radiodurchsage. Sie stammten von Wichtigtuern, Querulanten, Denunzianten und
Psychopathen. Nicht ein einziger Hinweis hatte sie weitergeführt. Dann ließ er
sich mit der Funkzentrale verbinden. Die Sache mit dem Oberinspektor gab ihm zu
denken.
     
    Das Leben ist schön, dachte
Philipp Engel, zu schön. Er lag auf dem Balkon des Gästehauses »Elfriede« in
Tutzing. Seine Beine lagen auf dem Balkongitter. Auf seinen Knien lag die Morgenzeitung.
Neben ihm lag Branka. Philipp lag also in jeder Beziehung richtig.
    »Lies weiter, Schatz«, sagte er
und reichte ihr die Zeitung wieder zurück, »du liest so schön.« Er schloß
genießerisch die Augen.
    »...die in dem Keller der
Baracke versteckte Fälscherwerkstatt«, las Branka, »war laut Urteil von
Fachleuten nach dem letzten Stand der Technik eingerichtet. Beschlagnahmt
wurden etwa sechzigtausend Mark in falschen Scheinen. Der Pächter des
Autohofes, der Staatenlose Voja M., gab an, von der Werkstatt unter seinem Büro
nichts gewußt zu haben. Eine Stunde später gingen der Polizei zwei weitere
Mitglieder der Bande in die Falle. Als Petar Supek die Baracke betrat, starrte
er in die Mündungen von drei Dienstrevolvern. Er ergab sich ohne Widerstand.
Dem Berufsverbrecher Hans Wollert, bekannt unter dem Spitznamen ›der flüsternde
Gigant‹, gelang es, die Pistole zu ziehen und zu flüchten. Er wurde bei dem
anschließenden Feuergefecht auf dem Autohof schwer verletzt und starb wenige
Minuten später. Ein Polizeibeamter erhielt einen Armdurchschuß.«
    »Wie im Kino«, sagte Philipp
und zündete sich genüßlich eine Zigarette an. Über den Starnberger See glitten
weiße Segel.
    »Lies weiter, Schatz, jetzt
kommt die klassische Stelle.«
    »...erhielt die Polizei den Tip
von einem anonymen Anrufer. Es handelte sich dabei allem Anschein nach um
denselben Mann, der kurz zuvor auf dem Pasinger Autohof einen gebrauchten Buick
gekauft und— mit falschen Fünfzigmarkscheinen bezahlt hatte. Die Scheine
stammen nachweislich von der im Keller gefundenen Presse. Die pikante Note
liegt darin, daß die Ganoven auf ihr eigenes Falschgeld hereingefallen sind.
Der Polizeipsychologe Dr. L. gebrauchte hierfür den Ausdruck ›extremer Fall von
Berufsblindheit‹.«
    »Eine glänzende Formulierung«,
sagte Philipp versonnen.
    »Der Polizei ist damit ein
wichtiger Schlag gegen eine internationale Geldfälscherorganisation gelungen«,
las Branka weiter. »Man geht jedoch nicht fehl in der Annahme, daß es sich bei
den Verhafteten um die sogenannten kleineren Fische handelt. Kopf der
Organisation soll ein geheimnisvoller Unbekannter sein, über den die
Polizei...«
    »Na und so weiter, und so
weiter...« Philipp gähnte genüßlich. Er hatte auf einmal ganz andere Gedanken.
So entging ihm auch das plötzliche Erschrecken, das über Brankas Gesicht
geglitten war.
    Er drehte sich zu dem Mädchen
um. Sie hatte die obere Hälfte ihres Bikinis abgelegt. Wegen der
Sonnenbräunung. Er stellte fest, daß sie es sich leisten konnte und beugte sich
zu ihr hinab. Er nahm sie auf die Arme, stieß mit dem Fuß die Balkontür zu
seinem Zimmer auf und pfiff den Hochzeitsmarsch aus dem »Lohengrin«.
    »Schön wäre es«, seufzte
Branka. Sie roch nach kostbaren Hölzern, nach Wald und Geißblatt. Er hatte ihr Kalispera geschenkt. Und das neue Dior. Es ist wichtig, daß sie gut riechen,
dachte Philipp.
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