Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs
Autoren: Simon Beaufort
Vom Netzwerk:
gesagt, dass Armbrüste gefährlich sind und nicht gespannt in kleine Räume gebracht werden sollten. Und jetzt schau dir an, was passiert ist.«
    Â»Es war nicht meine Schuld«, hauchte Simon entsetzt. »Sie hatte ein Messer und wollte mich erstechen.«
    Â»Simon ist zur selben Zeit auf sie losgegangen wie Geoffrey auf Odard«, erklärte Flambard. »Sie hat sich mit dem Messer verteidigt. Und dann ging die Armbrust los. Sie hätte Simon getroffen, aber er drehte Eleanor zur Seite, dass der Bolzen stattdessen sie traf.«
    Roger warf seinem Halbbruder einen so hasserfüllten Blick zu, dass Simon vor ihm zurückwich.
    Â»Es war ein Unfall«, beteuerte Simon. »Ich habe ganz instinktiv gehandelt. Ich hätte sie nie absichtlich verletzt.«
    Geoffrey, der selbst schon mehrfach von seinen Instinkten gerettet worden war, wusste nicht, was er davon halten sollte. Nicht einmal sein starker Drang zur Selbsterhaltung hatte ihn je verleitet, den Körper eines Freundes als Schild zu gebrauchen. Er blickte von Simon zu Eleanor. Ein feines Rinnsal Blut lief aus ihrem Mund das Kinn herab.
    Â»Roger«, flüsterte sie mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Atemhauch war.
    Â»Es ist alles in Ordnung, Ellie, Mädchen«, sagte Roger voll unbeholfener Sanftheit. »Es ist nur ein Kratzer.«
    Aber Geoffrey sah, wo der Armbrustbolzen aus ihrer Brust ragte, und wusste, dass sie sterben würde.
    Â»Sie hat mein Schwein getötet«, stellte Simon mit erstickter Stimme fest. »Und dann hat sie es mir zum Essen vorgesetzt!«
    Â»Dann hoffen wir mal, dass es dir geschmeckt hat«, murmelte Odard boshaft. Niemand fand seine Bemerkung erheiternd. Er hielt sich den gebrochenen Arm und stand mühsam vom Boden auf. Geoffrey stampfte vorsichtshalber auf die Armbrust und zerstörte ihren Mechanismus, dann nahm er dem Johanniter die übrigen Waffen ab. Als Odard seine Niederlage erkannte, sagte er verbittert: »Beinahe hätten wir alles erreicht! Wir haben Aarons Stab, ein Schiff wartet auf uns, und ich hatte Geoffrey schon in der Gewalt. Aber dann musste Simon einen Streit wegen eines Schweines anfangen! Ihn hätte ich töten sollen und Geoffrey gehen lassen.«
    Â»Es war nicht nur ›ein Schwein‹!«, rief Simon aufgebracht. »Es war mein Schwein – meine Gefährtin, meine Freundin.«
    Â»Bitte«, sagte Flambard. »Sprich leise. Deine Schwester liegt im Sterben. Zeige zumindest so viel Achtung, sie in Frieden gehen zu lassen.«
    Â»Warum, Ellie?«, fragte Roger, und sein breites Gesicht war vor Kummer zerfurcht. »Warum hast du uns verraten?«
    Â»Nicht dich«, hauchte sie schwach. »Dich niemals. Wir sollten gemeinsam in die Normandie gehen. Dort wären wir glücklich gewesen, wie damals, als wir jung waren.«
    Â»Aber du wolltest meinen Freund umbringen!«
    Â»Nein«, murmelte sie. »Anfangs ja – ich dachte sogar daran, ihn zu erwürgen, weil Xaviers Mörder damit Erfolg gehabt hatte. Aber dann habe ich gesehen, dass er freundlich zu dir ist, und ich wollte ihm bei der Flucht helfen.«
    Â»Tatsächlich?«, warf Odard unfreundlich ein. »Das hätte ich gern gesehen.«
    Â»Sein Pferd steht schon unten im Hof. Ich wollte so tun, als hätte ich ihn vergiftet, damit ihr ihn nicht mehr als Gefahr anseht. Dann wollte ich ihm helfen, von hier fortzukommen. Warum musste er nur das Schwein erwähnen?«
    Â»Erteil ihr die Sterbesakramente«, befahl Flambard Odard. »Du bist doch ebenso Priester wie Krieger, nicht wahr?«
    Odard zögerte, aber ein ärgerlicher Blick von Flambard bewog ihn schließlich, sich neben Eleanor niederzuknien und die Gebete für die Sterbende zu sprechen, während Roger gequält zusah.
    Eleanor sagte nichts mehr. Ihr Atem wurde schwächer und schwächer, bis er schließlich ganz verstummte. Einen Augenblick lang standen sie alle schweigend und reglos da.
    Â»Ich weiß nicht, wen ich dafür umbringen soll«, stellte Roger kraftlos fest. Er blickte Flambard an. »Du bist hierhergekommen und hast sie in diese ganze Gefahr hineingezogen; Odards Armbrustbolzen hat ihren Tod herbeigeführt; Geoffrey ist schuld, dass das Ding überhaupt losging; und Simon hat sie in die Schussbahn gestoßen.«
    Â»Es tut mir leid«, sagte Flambard sanft. »Es tut mir mehr leid, als du dir vorstellen kannst. Ellie war die beste von all meinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher