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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs
Autoren: Simon Beaufort
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zu reden. Sie hatte sich große Sorgen um Rogers Wohlergehen gemacht, aber nicht um Geoffrey. Diese Erkenntnis tat weh.
    Mit plötzlicher, herzzerreißender Klarheit erinnerte er sich, wie sie sogar mit eigenen Händen versucht hatte, ihn umzubringen – an jenem Abend, als sie mit einer Schlinge hinter ihm aufgetaucht war. Angeblich hatte sie nur beweisen wollen, dass man sich doch an einen Ritter anschleichen und ihn erdrosseln konnte. Aber hätte sie die Schlinge zuziehen können, so erkannte er jetzt, dann hätte er nicht einmal lange genug gelebt, um seinen Irrtum einzugestehen.
    Â»Ellie war mir eine große Hilfe«, stellte Flambard selbstzufrieden fest. »Es war beruhigend, von euren Fortschritten zu hören und genau zu wissen, wann ich mit dem geringsten Risiko selbst auftreten und mich offenbaren könnte. Und sie war es auch, die mir versicherte, dass Turgot viel zu dumm sei, um Aarons Stab als solchen zu erkennen, und ihn darum fortwerfen würde.«
    Â»Und ich hatte Recht.« Alle Köpfe fuhren herum, als die Tür aufging und Eleanor eintrat.
    Â»Eleanor«, grüßte Flambard und strahlte sie liebevoll an. »Die beste meiner ganzen Brut.«
    Sie ging anmutig durch den Raum und stellte ein Tablett mit weiterem Essen auf dem Tisch ab. »Es wird eine lange Reise werden, und ihr solltet euch vorher noch ausruhen und essen.«
    Â»Schinkenpastete«, stellte Flambard entzückt fest. »Und Mandelküchlein. Du bist ein gutes Mädchen, Ellie.«
    Sie lächelte und beugte sich herab, um ihn auf den Kopf zu küssen. Geoffrey konnte das nicht mitansehen. Er fragte sich, wie Roger dabei zumute war.
    Â»Ellie …«, setzte Roger heiser an. »Was tust du? Ich bin doch dein Lieblingsbruder.«
    Â»Das bist du, und dir wird auch nichts geschehen, das verspreche ich. Wir werden in die Normandie reisen, du, Simon, Vater und ich, und dort muss ich kein Hurenhaus mehr führen.«
    Â»Aber was ist mit Geoff?«, fragte Roger kläglich.
    Â»Vergiss ihn«, sagte Eleanor und hielt die Augen fest auf Roger gerichtet, damit sie Geoffrey nicht ansehen musste. »Vergiss auch das Blutvergießen und Gemetzel des Kreuzzuges und werde, wie du früher immer gewesen bist: sanft und freundlich. Ich wollte von Anfang an nicht, dass du auf diesen Kreuzzug gehst, und ich war wütend, als ich heute von unserem Vater erfuhr, dass Turgot dich unter ganz falschen Vorwänden fortgeschickt hat.«
    Flambard zwinkerte Geoffrey zu, und der Ritter wusste, dass er gar nicht erst versuchen musste, Eleanor zu überzeugen, dass Flambard für Rogers Verbannung verantwortlich war, nicht Turgot. Irgendwann würde Roger selbst glauben, dass die Pilgerfahrt ins Heilige Land Turgots Idee gewesen war, und Flambards Rolle wäre vergessen.
    Â»Du hast gar nichts entweiht«, fuhr Eleanor fort. »Also war diese fürchterliche Reise ganz unnötig. Du bist grob und verdorben zurückgekehrt, und das ist die Schuld von Männern wie Geoffrey. Aber ich mache es wieder gut.«
    Geoffrey hätte beinahe laut aufgelacht. Selbst ihr würde es schwerfallen, aus Roger die Art Mann zu machen, die sie gerne als Bruder gehabt hätte. Es war so ungerecht, dass Geoffrey nun für Rogers übermütige Grobheit verantwortlich gemacht werden sollte, wo er doch fast immer derjenige gewesen war, der ihn zur Mäßigung angehalten hatte. Und was die Verderbtheit anbetraf, so würde Geoffrey nie das Maß an Lüge und habgierigem Eigennutz erreichen, das Flambard und seine Verwandtschaft auszeichnete, und wenn er hundert Jahre alt würde. Wie Eleanor sich eingeredet hatte, dass ausgerechnet Geoffrey einen schlechten Einfluss auf Roger ausübte, das ging über sein Verständnis.
    Â»Das ist großartig, Ellie«, merkte Simon an, packte eine dicke Scheibe Fleisch und stopfte sie sich in den Mund. »Du warst schon immer eine gute Köchin.«
    Â»Genießt es nicht zu sehr«, empfahl ihm Geoffrey. »Es ist Schweinefleisch.«
    Eleanor sah ihn scharf an.
    Â»Und?«, fragte Simon, während er sich noch mehr davon nahm. »Ich mag Schweinefleisch.«
    Â»Habt Ihr denn Euer Schwein in letzter Zeit gesehen?«, erkundigte sich Geoffrey. »Das Schwein, das Euch so viel bedeutet?«
    Simon hörte auf zu kauen. »Meine Sau ist bei Cenred. Er kümmert sich immer darum, wenn ich weg bin. Heute Abend noch hole ich sie bei ihm ab,
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