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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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zurück in die Stadt und erfahre dann
hoffentlich Näheres.«
    »Wo hat
man sie gefunden?« Guðni hätte nie gedacht, dass
Alda einen solchen letzten Ausweg wählen würde, aber er
hatte sie nur als Kind und unbekümmerten Teenager gekannt und
hoffte, dass ihr Schicksal nichts mit den längst vergangenen
Ereignissen auf den Westmännerinseln zu tun
hatte.
    »In
ihrem Haus«, antwortete Stefán. »Ihre Kollegin
hat sie gefunden. Wollte nachsehen, warum sie nicht zur Arbeit
gekommen ist.«
    »Das
verkompliziert unseren Leichenfund ungemein«, sagte
Guðni. »Zumindest wird Alda Markús’ Aussage
nicht mehr bestätigen können.«
    »Wenn
der Todeszeitpunkt feststeht, können wir uns Gedanken
darüber machen, ob sie sich wegen dieser Sache das Leben
genommen hat.«
    »Aber
dann hätte sie doch bestimmt einen Abschiedsbrief hinterlassen
oder irgendetwas, das Markús von dem Verdacht
befreit«, meinte Guðni. »Ihr muss doch klar gewesen
sein, dass sie die Einzige war, die seine Aussage bestätigen
konnte. Oder sie wusste gar nichts von seiner Version der
Geschichte und dem Leichenfund.«
    »Ich
möchte es vermeiden, zu Beginn der Ermittlungen über
irgendwelche Eventualitäten zu spekulieren. Wir kennen noch
nicht mal die Todesursache. So wie es aussieht, hat sie Selbstmord
begangen, aber wer weiß, ob’s nicht ein Unfall oder
Schlimmeres war. Wir durchsuchen morgen ihr Haus, da wird sich
schon irgendwas finden.«
    »Hoffentlich
nicht noch mehr Leichen. Oder der passende Rumpf zu dem
abgetrennten Kopf.« Guðni grinste. »Und vergesst
nicht den Keller!« Er legte auf und starrte den Hörer
an. Das passte alles nicht zusammen.
    Dóra
stellte die Einkaufstüte ab und suchte nach ihrem Handy. Es
klingelte gedämpft, und sie versuchte, sich daran zu erinnern,
ob sie es in die rechte oder linke Jackentasche geschoben oder in
ihre Handtasche gesteckt hatte. Am Ende fand sie es in der linken
Jackentasche zwischen Kleingeld und alten VISA-Belegen. Sie sah
Markús’ Nummer auf dem Display und beschloss, nicht
ranzugehen. Er konnte bis morgen warten. Dóra legte das
Handy auf den Tisch und begann, das Essen zuzubereiten, das sie auf
dem Nachhauseweg eingekauft hatte. Bald würde Hannes mit
Sóley kommen. Er hatte Dóra aus der Patsche geholfen,
sogar freundlich auf ihre Bitte reagiert und angeboten, mit seiner
Tochter ins Schwimmbad zu gehen. Dóra hoffte, dass es in
Zukunft immer so wäre und die Beziehung zu ihrem Ex-Mann
endlich freundschaftlicher würde.
    Ihr Handy
piepte. Anstatt die SMS zu lesen, packte Dóra weiter
Einkäufe aus und schaltete den Backofen ein. Sie las die
Anleitung auf der Lasagne-Packung und schob das gute Stück
– entgegen den Anweisungen des Herstellers – in den
kalten Backofen. Am Ende käme dasselbe dabei heraus: Das Essen
würde in einem kalten Ofen genauso heiß werden wie in
einem heißen Ofen. Anschließend nahm sie das Handy,
ging ins Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa fallen.
    Die Nachricht
war von Markús: Alda ist tot. Polizei will mich morgen
früh treffen. Ruf mich an.
    Dóra
stöhnte. Es sah ganz so aus, als würde ihr dieser Mandant
noch länger erhalten bleiben. Sie setzte sich auf und tippte
seine Nummer ein. Entweder war er der größte Pechvogel
von ganz Island, oder es steckte etwas Ernsteres
dahinter.
     
     
     

5
    MITTWOCH
11. JULI 2007
    Markús
knetete nervös seine Stirn. Dóra hatte schon oft mit
Mandanten zu tun gehabt, die verdammt in der Klemme saßen. Es
brachte nicht viel, große Reden zu schwingen, es werde alles
wieder gut, er solle sich keine Sorgen machen, es sei bald vorbei
und so weiter. Sie kamen gerade vom Polizeiverhör. Es
hätte schlimmer, aber auch besser laufen können.
Markús hatte protestiert, als man eine Speichelund Haarprobe
von ihm haben wollte, am Ende aber eingewilligt.
    »Markús,
das Positive ist, dass sie kaum nach deinem Verhältnis zu
dieser Alda gefragt haben. Entweder glauben sie, dass sie eines
natürlichen Todes gestorben ist, oder du wirst nicht
verdächtigt, sie umgebracht zu haben.« Sie schaute ihn
scharf an. »Das Negative ist, dass Alda deine Aussage
über die Kiste mit dem Kopf nicht mehr bestätigen
kann.«
    »Was du
nicht sagst.«
    Dóra
ignorierte seinen Tonfall. »Und ihr habt die Sache ganz
sicher nicht in einer E-Mail oder vor Zeugen besprochen?
Arbeitskollegen zum Beispiel?« Markús besaß eine
Firma, die Ersatzteile für Schiffsmotoren verkaufte.
Dóra hatte zwar keine Ahnung von dieser Branche, wusste
aber, dass er gut
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