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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband
Autoren: Holly Greene
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die Bibliothek und ging die Fifth Avenue hinauf. Das Armband seiner Frau verwahrte er sicher in der Hosentasche.
    Wie passend, dachte er, dass sie es gerade jetzt wiederbekommen hatten.
    Eben noch rechtzeitig.
    Er sah noch einmal auf die Uhr und beschleunigte seinen Gang. Mit hallenden Schritten passierte er Geschäfte und Bürogebäude.
    Als er die St. Patrick’s Cathedral erreichte, fiel ihm sofort der Wagen auf, der davor parkte, und die Tränen traten ihm in die Augen.
    Sie hatte es geschafft. Trotz ihrer Schmerzen, trotz der Medikamente und ihrer Gebrechlichkeit hatte seine geliebte Frau ihn nicht im Stich gelassen.
    Das hatte sie noch nie in ihrem wunderbaren gemeinsamen Leben.
    Ihr alljährliches Treffen am einunddreißigsten Dezember um Mitternacht in der St. Patrick’s Cathedral ging auf den Tag ihrer Hochzeit zurück. Jeff und Cristina hatten sich Silvester um die Mittagszeit in der St. Patrick’s Cathedral trauen lassen. Nach den Hochzeitsfeierlichkeiten waren sie nachts noch einmal zurückgekehrt, um für ihr Glück zu danken und das neue Jahr zusammen mit dem Beginn ihres gemeinsamen Lebens zu begrüßen. Damals hatten sie noch nicht geahnt, dass aus diesem Besuch in St. Patrick’s eine Tradition entstehen würde, die nun schon über vierzig Jahre währte.
    Jeff war eigentlich nicht damit einverstanden gewesen, dass Cristina trotz ihres zweiten Krankheitsschubes auch in diesem Jahr versuchen wollte, ihre Verabredung einzuhalten.
    Aber seine ebenso tapfere wie dickköpfige Gattin hatte von seinen Einwänden nichts hören wollen.
    «Es wird mich schon nicht umbringen, wenn ich mal eine Stunde oder so nicht in dem blöden Bett liege», hatte sie gesagt, als Jeff sie überreden wollte, in der Wohnung zu bleiben und den Besuch in der Kirche ausfallen zu lassen – nur dieses eine Mal.
    Sie war wirklich eine Kämpfernatur. Nichts konnte sie entmutigen, weder die Krankheit noch die Chemotherapie noch die Bestrahlungen in den vergangenen Monaten, die der Grund waren, weshalb sie sich im Gästezimmer ihrer Wohnung in der Park Avenue verkrochen hatte.
    Das Morphium löste bei ihr ein so großes Schlafbedürfnis aus, dass sie an dem meisten Tagen nur gelegentlich bei Bewusstsein war. Jeff machte sich Sorgen, aber die Ärzte behaupteten, die Therapie schlage gut an und der Krebs gehe langsam zurück. Es war ein unglaublich anstrengendes, sorgenvolles Jahr gewesen, aber es konnte durchaus sein, dass seine wunderbare Frau allmählich auf dem Weg der Genesung war.
    Jeff stieg die Treppe hinauf, klopfte leise an die Kirchentür und wartete, bis sie sich einen Spaltbreit öffnete.
    Father Mike schüttelte den Kopf. «Keine Ahnung, wieso ich mich von euch beiden immer wieder überreden lasse», sagte der Priester. «Alle Jahre wieder …»
    «Ist sie da?», fragte Jeff.
    «Ja, sie sitzt in der letzten Bank. Maria ist bei ihr.»
    «Danke, Mike, du weißt ja, wie viel es uns bedeutet – gerade jetzt.»
    «Ja, das weiß ich.» Father Mike schüttelte nachsichtig den Kopf. «Und eigentlich finde ich es wunderbar.»
    Jeff betrat den Kirchenraum, ging zu seiner Frau und nahm ihre Hand. «Bist du bereit, Sweetheart?», fragte er. «Es ist fast Mitternacht.»
    Cristina wandte sich ihm zu, und trotz ihrer Hinfälligkeit schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln. Es erinnerte Jeff daran, wie sie auf ihrer Hochzeitsreise ausgesehen hatte, damals in Florenz. Wie ein Filmstar.
    «Natürlich.»
    Er nahm ihre Hand, und mit Marias Unterstützung führte er seine geliebte Frau tiefer in das Kirchenschiff hinein, dorthin, wo die Kerzen standen.
    Und als die Mitternachtsglocken zu läuten begannen, die das Ende des alten Jahres verkündeten und ein neues begrüßten, zündeten Jeff und Cristina Matthews wie in jeder Neujahrsnacht eine Kerze an, um all das zu feiern, wofür sie im vergangenen Jahr dankbar gewesen waren, und um für all das Gute zu bitten, was sie sich für das nächste Jahr erhofften.
    «Ach, das hätte ich fast vergessen», sagte Jeff. Er griff in seine Tasche. «Ich habe etwas für dich …»
    Cristinas Augen strahlten, als ihr Blick auf das Armband fiel. Sie schaute ihren Mann an. «Aber wie …»
    Er schüttelte den Kopf. «Anscheinend hast du es irgendwie verloren. Wie wir es zurückbekommen haben, ist ein absolutes Wunder.»
    Cristina lächelte wissend. «Ach, ich glaube, du würdest staunen …»
    Eine Glocke bimmelte fröhlich, als ich den entzückenden kleinen Vintage-Laden in Greenwich Village
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