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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt.
Autoren: Paul Friedl
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kriegen und ein Häusl? Das geht mir auf einmal gar net in den Kopf hinein!«
    An diesem Sonntag gingen sie noch zum Wirt, ließen sich von den Dorfleuten und den Holzhauern aufziehen und für dumm halten und lachten darüber. Als der Kaspar nicht in die Küche ging und die Resl, als sie sich zu ihnen an den Tisch setzte, nicht beachtete, wurde diese fuchtig:
    »Alleweil hab ich da noch ein Wörtl mitzureden, und ich sag, daß es mit der Gschwend nix wird!«
    Da nahm sich der Kaspar Thums einen Anlauf und sagte etwas zaghaft:
    »Da bist schon zu spät daran. Ich heirate in vierzehn Tagen.«
    »Da bleibt dir der Schnabel sauber!« lachte sie ihn aus, aber kaltblütig mischte sich nun der Ambros in das Gespräch und schnüffelte blinzelnd:
    »Ich mein aber, daß dir der Schnabel sauber bleibt.«
    Nun kamen bei der Resl Zorn und Mißtrauen hoch. »Was wird da gespielt?«
    »Das wirst noch innewerden!« lachte der Ambros und zog den Kaspar vom Sitz und zur Türe.
    Die Resl griff sich den Thums am anderen Arm und zischte ihm zu: »Du hast mir das Heiraten versprochen!«
    Da raffte der Kaspar seinen ganzen Mut zusammen und spielte den Groben: »Und du hast mich gestern hinausgeworfen!«
    Dann fuhren sie aus der Türe wie zwei Flüchtende, und hinter ihnen dröhnte das Gelächter der Gäste und das Schimpfen der Wirtsresl.
    »Respekt!« meinte der Ambros draußen anerkennend: »Du hast das Richtige gesagt! Und wenn der Wirtssepp einmal weiß, daß du net seine Schwester heiratest, sondern die Burgl, die er selber im Auge gehabt hat, dann brauchst du beim Reibenwirt überhaupt nimmer einkehren.« Über der Guglwies, wo die Waldwege sich teilten, der eine rechtsab zur Grenze führte und der andere links hinauf zur Gschwend ging, saß am späten Montagnachmittag der Ambros Keppl und wartete auf den Kaspar, der von Stubenbach herüberkommen mußte.
    Am Vormittag war er, der Ambros, auf der Gemeinde und im Pfarrhof gewesen und hatte das Aufgebot zur Hochzeit mit der Karolina Sterl erstellen lassen. Dann war ihm die Wirtsresl über den Weg gelaufen und hatte ihn giftig angefahren:
    »Wie ist das jetzt?« hatte sie wissen wollen. »Ihr zwei Narren seid imstande und geht wirklich auf die Gschwend! Und wenn du mir den Kaspar abredest, dann kannst du was erleben!«
    Und er erwiderte ihr mit boshaftem Vergnügen: »Geheiratet wird, Resl, und in vierzehn Tagen ziehen wir auf, da beißt die Maus keinen Faden mehr ab.«
    Sie hatte ihn ausgelacht und ihm die Faust gezeigt: »Glaubst du, ich geh da hinauf, wo die Welt ausgeht und mit Brettern vernagelt ist?«
    »Von dir ist ja gar keine Rede«, zahnte er ihr ins Gesicht, »der Kaspar heiratet, aber nicht dich!« Dann hatte er sich aus dem Staube gemacht, und daß sie ihn noch einen Gauner, Spitzbuben und Leutverführer nannte und ihm mit dem Augenauskratzen drohte, hatte er nur mehr aus der Ferne gehört.
    Das war auf dem Dorfplatz gewesen, und halb Stinglreut hatte mithören können. Nun hatten sie im Dorf wenigstens etwas zu reden. Da würden nun die einen lachen über die Narren, die in die gottverlassene Einöde ziehen wollten, würden sich die anderen wundern und den Kopf schütteln. Vielleicht war überhaupt niemand im Ort, der sie verstand. Die Stinglreuter wollten ja nichts von der Einsicht wissen. Sie brauchten Wirtshaus und Kirche, Dorfklatsch und Gezanke.
    Wie schön würden sie es aber haben, wenn sie einmal die Bewohner von der Gschwend waren, keine Neugierde mehr zu haben brauchten, weil sie sich um andere nicht mehr zu kümmern und zu sorgen brauchten, niemand ihnen in die Fenster und in die Töpfe guckte und sie statt guter oder böser Nachbarn nur Bäume um sich hatten.
    Wie Könige im eigenen Land würden sie wohnen, frei und ungeschoren bleiben von dem Getue drunten in Stinglreut und anderswo.
    Frisch und leicht hauchte der Maiwind von den Grenzbergen herüber. Das junge, hellgrüne Laub leuchtete, und die Buchfinken jubelten übermütig in den Baumkronen. Am Hochruck trommelte ein Specht, und die Sonne machte alles froh und friedlich.
    Die Sonne stand schon tief, als auf dem Weg von der Grenze herunter der Kaspar Thums kam.
    »Hast du alles?«
    »Ist net leicht gewesen. Grenzschein hab ich keinen, und bald wär ich den Grenzern vor das Gewehr gelaufen. Hab die Heiratspapierl alle. Bei meinem Vater hab ich mich eine kurze Weile aufgehalten. Sein zweites Weib ist gut zwanzig Jährl jünger als er und tut nix. Er muß waschen, putzen und kochen und ihr den Kaffee ans Bett
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