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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt.
Autoren: Paul Friedl
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begann, eindringlich mit den Händen gestikulierend und wichtig mit den Augendeckeln blinzelnd wie ein Viehhändler, hörte sie ihm schon mit mehr Interesse zu.
    »Bist net ausgeschmiert mit diesem Lattierl da, und dein Vater hat noch einen ganzen Schüppel Kinder, da kannst du net alleweil daheim an der Suppenschüssel sitzen. Ich tat net lang überlegen, weil heut eh auf ein Mannsbild zehn Weibsleut fallen, wo so viele im Krieg geblieben sind. Uns pressiert es, weil wir zwei heiraten müssen — weil wir auf die Gschwend gehen.«
    Die Redseligkeit seines Kameraden bewundernd, horte der Kaspar staunend zu, wie der andere das Leben in der Einöde droben an der Grenze so schön ausmalte, als gäbe es dort nur lauter Honiglecken, und man tät leben wie ein König.
    »In der Gschwend hat die Welt ihr End, sagen aber die Leute«, überlegte die Burgl und gab dann zu: »Mir tät es nix ausmachen.«
    »Alsdann«, triumphierte der Ambros, »dann gehen wir gleich zu deinem Vater und der Muter und machen die Sache aus.«
    »Warum sagt er nix?« entrüstete sich die Burgl, halb geschämig und halb geärgert.
    »Ich —« stotterte der Kaspar, »ich rede schon noch, aber wenn der Ambros net dabei ist.«
    »Also? Was ist?« drängte der lange Keppl.
    Die Burgl wurde ernst: »Ist recht, und wir zwei werden uns das schon ausmachen. Dich brauchen wir gar net dazu. Wenn du aber meinst, du mußt dabeisein, wenn wir mit dem Vater reden, geh nur mit.«
    Dann lachte sie wieder über den tiefen und erlösenden Seufzer des Kaspar und sein glückstrahlendes Gesicht und ging ihnen voran den Steig zur Säge hinunter. In der Stube des Sägmüllers Wurm tummelte sich ein halbes Dutzend kleiner Kinder und stritten sich drei größere Buben mit einem Mädchen, das das Mittagessen vorbereitete und wohl zwei Jahre älter war als die Walburga. Die Sägmüllerin versuchte schimpfend, die Ruhe herzustellen, als die Walburga mit den beiden Holzhauern eintrat.
    »Die zwei möchten mit dir und dem Vater reden«, erklärte die Burgl und lachte verstohlen.
    »Der Vater ist in der Säge drüben, und da gehen wir halt gleich hinüber, wenn es so was Wichtiges ist.«
    Die Sägmüllerin ging ihnen voraus, und in der holzverstaubten Säge, bei den stillstehenden, die Bäume fressenden, Stahlzähne bleckenden Sägegattern war das Hochzeitstagmachen mit dem verdrossenen Sägmüller bald abgetan.
    Mit etwas Mißtrauen die beiden Brautwerber musternd und sie anhörend, entschied er grob :
    »Meinetwegen, bin froh, wenn ich wenigstens eine aus dem Haus bringe. Aber Geld haben wir net, und was sie mitbekommt, ist nix weiter wie ein wenig Wäsche und vielleicht ein Stückel zur Wohnungseinrichtung.«
    »Und das Bett, wie es sich gehört«, ergänzte die Sägmüllerin.
    »Das ist ja alles gar net so wichtig«, stotterte der Kaspar, und die Walburga, die wortlos dem Verhandeln gefolgt war, lächelte ihm nun mit feuchten Augen zu.
    »Es ist wohl ein wenig schnell gegangen, aber der »ater hat recht: es sind noch viel zuviel Kinder im Haus, und einmal muß es ja doch sein.« »Soll dich net reuen, Burgl, und so froh bin ich, daß ich es dir gar net sagen kann.« Ein wenig durcheinander gebracht, drückte ihr der Kaspar die Hand, und der Ambros zwinkerte belustigt den Sägmüllerleuten zu.
    »Morgen machen wir blau und tun nix«, erklärte er händereibend, »da holen wir uns die Heiratspapiere und schauen uns einmal auf der Gschwend um. In der Frühe kann der Kaspar gleich über die Grenze nach Stubenbach gehen, weil er dort seine Papiere bekommt, und dann treffen wir uns am Nachmittag beim Förster auf der Guglwies.«
    Der Sägmüller war schon wieder im unteren Teil der Sägmühle verschwunden, und sein Weib hatte die Überraschung noch nicht überwunden.
    »So was ist mir noch net vorgekommen! Hab gar net gewußt, daß sich zwischen euch zweien was angesponnen hat! Hab alleweil gemeint, der junge Wirt hätte ein Auge auf unsere Burgl, weil er schon einmal meinem Mann gegenüber was angedeutet hat.«
    »Schnell ist es gegangen, Mutter«, meinte die Burgl, »aber eins muß ja einmal aus dem Haus, und den Wirt hätte ich net mögen.«
    Als sich die zwei Holzhauer wieder verabschiedeten und zum Dorf hinaufgingen, freute sich der Kaspar: »Halt mich, Ambros, damit ich net aus der Haut fahre oder in die Luft springe! Wie wir von der Gefangenschaft gekommen sind, hab ich gemeint, es gibt für mich nix Schöneres mehr auf der Welt, und jetzt — jetzt soll ich die Burgl
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