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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt.
Autoren: Paul Friedl
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aus dem Wirtsgarten entgegen.
    »Na, was ist jetzt?« fragte der Ambros gedämpft.
    »Nix, sie will net.« Das hab ich mir denkt. Sei froh, sag ich, die hätt dir das Leben ganz schön sauer gemacht! Weißt du dir eine andere? Her muß eine, und wenn sie einen Buckelhat!«
    »Weiß keine«, maulte der Kaspar niedergeschlagen.
    Der Ambros wiegte überlegend seinen Oberkörper und schnüffelte mit seiner Geiernase, wie er es immer tat, wenn ihn etwas über Gebühr beschäftigte.
    »Die Walburga vom Sagschneider, die kennst du doch? Ist ja in der Nachbarschaft. Die geht mit keinem Burschen, und die wär gar net so übel.«
    »Freilich, oh, die wär mir lieber als die Resl, aber so ein junges Ding meint, wer noch alles kommen und um sie anhalten müßte. Da ist der Kaspar zu wenig.«
    »Ach was!« zischte der Ambros. »Das wollen wir erst einmal probieren und zwar gleich.«
    »Wie denn? Wenn du mir net dabei hilfst, mag ich net .«
    Der Ambros nahm seinen Kameraden beim Arm und zog ihn fort. Hinter der Kirche ging ein schmaler Weg den Hang hinunter zum Bach und ein Stück weiter abwärts zur Sägemühle.
    »Die sind noch auf, da müssen wir noch warten«, flüsterte der Ambros und drückte den Kaspar auf einen Wiesenrain nieder. »Dort überm Stadel ist ihr Fenster, und eine Leiter werden wir schon finden. Wenn sie ins Bett gegangen sind, dann steigst du hinauf und klopfst an.«
    »Und was soll ich sagen?« zwispelte der Kaspar ängstlich.
    »Du sagst, daß du dir beim Tag nichts zu sagen getraust und deswegen ans Fenster kommst, daß du ganz wild bist nach ihr und dir selber den Kopf abreißen tätest, wenn sie dich net will. Sag nur gleich, daß du sofort heiraten willst, das zieht schon.«
    »Und wenn sie gar net aufmacht?«
    »Du mußt so laut klopfen und so lange, bis sie aufmacht. Die will doch auch net, daß ihre Leute merken, daß jemand an ihrem Fenster ist.«
    Während sie warteten, wisperte der Ambros dem Kaspar noch weitere Anweisungen zu, und als in der Sägmühle das Licht ausgemacht wurde, suchten sie gemeinsam nach einer Leiter. Das Rauschen des Baches über den Fall verschlang ihre schleichenden Schritte und das Knarzen des Stadeldaches, als der Kaspar auf den Knien zum Fenster der Walburga rutschte.
    Der Ambros brauchte am Fuße der Leiter gar nicht lange zu warten, denn kaum war der Kaspar in der Dunkelheit verschwunden, baumelten seine Füße auch schon wieder vom Stadeldach und suchten die oberste Leitersprosse.
    »Was ist denn? Hat aber net lang dauert«, sagte dieser fragend.
    »Aufgemacht hat sie, aber wie ich zu reden anfangen wollte, hat sie gesagt: wenn ich was will, kann ich beim Tag kommen, und hat das Fenster zugeschlagen — und mir aufs Hirn.«
    Dann lachten sie beide und gingen wieder in den Ort zurück.
    »Also morgen — und ich bin dabei, sonst wird es wieder nix. Dich kann man ja net allein lassen«, verabschiedete sich der Ambros von seinem Kameraden.
    Am anderen Tag, als die Stinglreuter aus der Sonntagsmesse gingen, standen der Ambros Keppl und der Kaspar Thums zufällig an der Ecke der Freithofmauer, an der der Weg hinunter zur Sägemühle vorbeiführte, und als die stramme, rotbackige und braunhaarige Walburga an ihnen vorbei mußte, sprach der Ambros sie schnüffelnd an:
    »Burgl, wir zwei hätten mit dir was zu reden.«
    »So?« tat sie hochnäsig, blieb aber doch bei ihnen stehen. Der Ambros wartete gar nicht erst, bis der Kaspar etwas sagte, sondern er fragte die Walburga:
    »Ist net heut nacht einer an deinem Fenster gewesen?« Der Kaspar stand dabei und schaute wie ein gescholtener Schulbub.
    »Hab ihn schon kennt«, erwiderte die Burgl schnippisch, »diese Sachen mag ich net! Wenn er mir was sagen will, dann soll er beim Tag sein Maul aufmachen!«
    »Weißt, er ist halt kein Maulaufreißer und Sprüchmacher, aber ein guter Kamerad — und alleweil erzählt er mir von dir«, tat der Ambros bieder, und der Kaspar wechselte dabei die Farbe.
    »Daß ich net lache!« zürnte die Burgl. »Und die Wirtsresl? Das weiß man ja im ganzen Dorf, daß er zu der hingeht!«
    Nun faßte sich der Kaspar: »Wo hätt ich denn hingehen sollen? Bin halt zum Wirt gegangen, aber mit der Resl? Da ist fast gar nix dahinter, die will nix von mir wissen — und ich bin halt ein rechter Zipfl und trau mir nix zu sagen — deswegen redet der Ambros für mich.«
    Daß er seine Unbeholfenheit so offen zugab, stimmte die Walburga milder, und sie lachte nun schon. Als der Ambros nun wieder zu reden
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