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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt.
Autoren: Paul Friedl
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bringen. Bei meiner leibigen Mutter hat es das net gegeben, da hat er den Herrn gespielt!«
    Sie trabten zusammen den Weg nach Guglwies hinunter. »Ja ja, die zweite macht aus einem Ochsen ein Schaf«, schnüffelte der Ambros.
    »Arbeiten tut er nix«, berichtete der Kaspar weiter, »und gleich hat er gemeint, ob ich ihm net helfen könnte, ein paar Ochsen herüberzubringen. Uhren und Feuerzeuge tat er brauchen, Gummimäntel und Stoffe — und er sagt, daß da ein schönes Geld zu machen wäre.« So?«
    »Wenn wir auf der Gschwend wohnen werden, meint er, daß das dann eine Kleinigkeit wäre.«
    »Für dich ist das nix, du bist zu wenig gefuchst für ein solches Geschäft!« fuhr ihm der Ambros in die Rede.
    »Ist aber einer da in Stinglreut, mit dem er Geschäftel macht. Der liefert ihm auch Rehfleisch«, tat der Kaspar wichtig und setzte schulterzuckend hinzu: »Gesagt hat er mir net, wer das ist.«
    Als sich vor ihnen der Wald zur Lichtung von Guglwies öffnete, hielt der Ambros den Kaspar am Arm fest und zwang ihn, stehenzubleiben. Vom Forsthaus herüber klang eine schrille Frauenstimme. Dort waren die Fenster offen, so daß das zänkische und weinerliche Streiten der Försterin und die heftigen Antworten des Försters Greiner gut verständlich zu den beiden am Waldrand herüberklangen.
    »Ich bleibe einfach nicht mehr hier!« hörten sie die Försterin jammern. »Diese Einsamkeit ertrage ich nicht länger! Du hast mir versprochen, daß wir nur ein Jahr hier auszuhalten brauchten, und jetzt sind es schon sechs Jahre!«
    »Kann ich etwas dafür, daß der Krieg dazwischen gekommen ist?« zürnte er.

,Wenn ich noch einen Winter hier mitmachen muß, dann tu ich mir was an! Hier verzweifle ich!«
    »Ich hab mich doch wegen meiner Versetzung bemüht!«
    »Gar nicht hast du dich bemüht! Gar nichts tust du, sonst wären wir schon längst weg! Ich will einfach nicht mehr! Ich will zu den Menschen! Hier bin ich schon ganz leutscheu geworden«, klagte die Försterin und beschwichtigend hörten sie darauf den Förster sagen:
    »Was willst du denn noch? So schön wie hier ist es doch nirgends in der Welt. Du wolltest doch einen Förster haben und in einem Forsthaus im Walde wohnen!«
    Eine Tür wurde zugeknallt, ein Kind weinte auf, und das Fenster klirrte.
    Sie warteten noch eine kleine Weile, dann stapften sie zum Forsthaus hinunter und trafen auf den Förster Greiner, der eben ins Freie trat.
    »Da seid ihr ja«, rief er sie unwirsch an, »einfach von der Arbeit wegbleiben, das hab ich gern!«
    Der Ambros übernahm es, dem Förster zu erklären, daß sie sich die Heiratspapiere besorgt hätten, mit ihren Zukünftigen einig seien und in vierzehn Tagen heiraten wollten. Finster musterte sie der Förster und bemerkte:
    »Hoffentlich können eure Frauen dann auch die Einöde ertragen.«
    »Die Unsrigen sind net so«, glaubte der Kaspar versichern zu müssen, und der Förster fixierte ihn mißtrauisch und biß sich auf die Lippen. Der Ambros rieb sich das lange Kinn. »Wollten doch einmal die Häusl auf der Gschwend anschauen?«
    Wortlos ging Greiner ihnen voran, durch den Hochwald hinauf, wo sich fast auf der Höhe des Grenzrückens eine südwesthängige Blöße öffnete, eine gute Viertelstunde über dem Forsthaus Guglwies.
    Winterdürr und braun lag die Wiesenfläche, spitze graue Steine stachen durch das gilbende Riedgras, und im Waldschatten lagen noch die Schneereste des vergangenen Winters. Zwei niedere Häusl, aus Feldsteinen und Holz gebaut, mit kleinen, glotzenden Fenstern dicht unter dem weit vorstehenden Dach standen in eine Hangmulde gedrückt, und der verkümmerte Kirschbaum, unter dem ein Marterstock stand, trug zu dieser Zeit, in der in Stinglreut die Bäume schon verblüht hatten, die ersten Knospenansätze. Zwei jahrhundertealte, mächtige Bergahornbäume streckten ihr wirres Geäst noch kahl zum blauen Himmel.
    Von dieser hochliegenden, geneigten Waldblöße ging der Blick über die grünen Wellen des Waldgebirges und die tiefen Taleinschnitte, und die großen Berge des Grenzkammes schrumpften zu Hügeln zusammen.
    Kalte Winterluft schlug ihnen entgegen, als der Förster eines der Häuser aufsperrte und sie durch einen kleinen Gang in die Stube traten.
    »Hier hat der Sterl bis zum Herbst gewohnt, und drüben im andern Haus der Kern. Könnt euch selber einigen, wo ihr wohnen wollt«, bemerkte er.
    »Da ist die Meinige, die Lina, aufgewachsen, und da, mein ich, wird sie wieder wohnen wollen«, sagte der
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