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Das Glück eines Sommers

Das Glück eines Sommers

Titel: Das Glück eines Sommers
Autoren: David Baldacci
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schauen, es sei denn, er wollte einem das neueste Ford-Modell schmackhaft machen. Dann wurde er sogar lebhaft – zumindest so lange, bis man den Vertrag unterzeichnet hatte.
    Bonnie war kleiner als ihre Tochter. Als inzwischen gut sechzigjährige Mutter von vier erwachsenen Kindern war ihre Figur aus dem Leim gegangen. Ihr Haar war weiß und extrem kurz geschnitten, und ihre Brille war so groß, dass sie fast die gesamte obere Gesichtshälfte bedeckte.
    Fred seufzte unablässig und rieb sich die Hände an der frisch gebügelten Hose, als wolle er sich irgendwelchen Schmutz abwischen. Bonnie trug noch immer ihr schwarzes Kleid. Sie saß vollkommen still auf der Couch und schaute an die Decke.
    Fred seufzte erneut, und diesmal erregte er damit Bonnies Aufmerksamkeit.
    »Nun denn«, sagte sie. »Nun denn …«
    Fred und Jack drehten sich zu ihr um. Bonnie warf Jack einen kurzen Blick zu, den er nicht zu deuten vermochte.
    Fred half Jack ins Bett, und da lag er dann in der Dunkelheit und starrte an die Decke. Die Tage nach Lizzies Tod waren weit schlimmer gewesen als die, nachdem er sein eigenes Todesurteil vernommen hatte. Seinen Tod hatte er akzeptiert, ihren nicht. Er konnte nicht. Mikki und Cory hatten seitdem kaum ein Wort gesprochen, und Jackie durchstreifte verzweifelt das Haus, suchte nach seiner Mutter und weinte, wenn er sie nicht finden konnte.
    Jack zog die Schublade seines Nachttisches auf und holte die sechs Briefe heraus. Heiligabend hatte er natürlich keinen geschrieben. In den Briefen hatte er dem Menschen sein Herz ausgeschüttet, den er über alles liebte. Als er sich die Briefe nun ansah, diese verschwendeten Worte, verließ sein Mut ihn vollends.
    Jack weinte nur selten. Im Nahen Osten hatte er Kameraden einen schrecklichen Tod sterben sehen. Er hatte gesehen, wie sein Vater an Lungenkrebs gestorben war, und nun war er auf der Beerdigung seiner Frau gewesen. Bei jedem dieser Ereignisse hatte er ein paar Tränen vergossen, aber nicht lange, und stets hatte er die Fassung bewahrt. Nun starrte er an die Decke. Eine Million Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, und keiner davon war gut oder schön oder tröstlich. Er weinte leise, während Lizzies Gesicht seinen Blick von irgendwo dort oben erwiderte.

KAPITEL 7
    Am nächsten Morgen übernahm Bonnie das Kommando. Mit Fred im Schlepptau kam sie zu Jack. »Das wird nicht leicht, Jack«, sagte sie und warnte: »Aber wir haben wirklich nicht viel Zeit.« Sie straffte die Schultern und versuchte sich an einem mitfühlenden Blick. »Die Kinder kommen natürlich zuerst. Ich habe mehrmals mit Becky und Frances gesprochen.«
    Frances und Becky waren Lizzies ältere Schwestern und an der Westküste zu Hause. Der einzige Bruder, Fred junior, war unverheiratet und lebte in Europa. Er hatte es nicht zur Beerdigung geschafft.
    »Becky kann Jack junior nehmen, und Frances hat sich bereit erklärt, sich um Cory zu kümmern. Damit bleibt nur Michelle.« Bonnie hatte sie nie Mikki genannt.
    » Nur Michelle?«, erwiderte Jack.
    Für einen Moment schaute Bonnie verdutzt drein. Als sie wieder sprach, war ihr Tonfall deutlich weniger autoritär und versöhnlicher. »Das ist für uns alle hart. Du weißt, dass Fred und ich vorhatten, nächstes Jahr nach Tempe zu ziehen, wenn mit Lizzie und den Kindern alles geregelt ist. Wir wären sogar dieses Jahr schon gegangen, aber dann bist du krank geworden, und wir sind geblieben, weil Familien das in solchen Fällen nun mal tun. Wir haben unser Bestes getan, für euch alle.«
    »Ich weiß das zu schätzen, Bonnie. Ohne euch hätten wir es nicht geschafft.«
    Diese Bemerkung schien Bonnie zu freuen. Sie lächelte und nahm seine Hand. »Danke. Das bedeutet uns sehr viel. Wir werden Michelle mit uns nehmen. Und weil Jack junior in Portland bei Becky sein wird und Cory in L. A. bei Frances, werden sie dann wenigstens alle an der Westküste sein. Ich bin sicher, sie werden einander oft sehen. Das ist die beste Lösung, die uns eingefallen ist.«
    »Wann?«, fragte Jack.
    »Die Weihnachtsferien sind fast vorbei. Wahrscheinlich können die Kinder im Laufe des nächsten Monats umziehen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es aus verschiedenen Gründen nicht gut wäre, bis zum Frühling zu warten. Für die Kinder wird es so insgesamt besser sein.«
    »Und für euch auch«, erwiderte Jack, doch kaum hatte er es gesagt, wünschte er sich, er hätte den Mund gehalten.
    Bonnies versöhnlicher Gesichtsausdruck verschwand. »Ja, für uns
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