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Das Gestaendnis des Scheichs

Das Gestaendnis des Scheichs

Titel: Das Gestaendnis des Scheichs
Autoren: Barbara McMahon
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Enttäuschung! Bei dem aufregenden Fremden handelte es sich also um den rastlosen Enkel ihrer Mäzenin. Wollte er etwa das Anwesen als Feriendomizil benutzen, wenn er sich in der Gegend aufhielt?
    „Oh.“ Sie blieb unvermittelt stehen und wandte sich zu ihm um. „Haben Sie etwa vor, das Ganze hier zu verkaufen?“
    „Ich denke darüber nach.“
    „Ihre Großmutter hätte sich gewünscht, dass Sie selbst dort einziehen.“
    „Es ist zu groß für mich allein. Außerdem bin ich nicht oft in Alkaahdar. Meine Stadtwohnung genügt mir völlig.“
    „Denken Sie doch an die Zukunft! Vielleicht heiraten Sie eines Tages und gründen eine Familie. Dann brauchen Sie ein großes Haus. Und die Lage ist perfekt. Direkt am Golf.“
    „Ich habe nicht vor, mich fest zu binden. Offensichtlich hat meine Großmutter Ihnen nicht alles über mich erzählt, sonst wüssten Sie, dass eine Ehe für mich nicht infrage kommt.“
    Ohne über Einzelheiten aus dem Leben der jungen Männer zu sprechen, hatte Alia von den beiden sehr genaue Charakterbilder gezeichnet und immer wieder durchblicken lassen, dass sie nicht damit rechnete, eines Tages Urgroßmutter zu werden.
    „Überstürzen Sie die Entscheidung nicht“, sagte Ella. Alia war davon ausgegangen, dass ihr geliebter Enkel nach ihrem Tod in ihr Haus einziehen würde. Der Gedanke, er könnte das Anwesen, an dem die alte Frau so gehangen hatte, einfach verkaufen, behagte Ella überhaupt nicht.
    „Meine Großmutter ist im Juli gestorben. Seitdem ist beinah ein Jahr vergangen. Wenn ich mich jetzt von dem Ganzen trenne, hat das mit einer überstürzten Entscheidung absolut nichts zu tun.“
    Ratlos ging Ella neben ihm her. Die Tatsache, dass die alte Freundin in dem Glauben gestorben war, Khalid würde hier glücklich sein, machte sie traurig.
    „Kommen Sie, ich begleite Sie. Warum haben Sie gestern Abend eigentlich nicht den Pfad genommen, der zum Gästehaus führt?“
    „Da ich Sie nicht kannte, wollte ich nicht verraten, wo ich wohne“, erklärte sie.
    Die Nacht erschien ihr plötzlich dunkler und kälter. Sie wollte nur noch nach Hause. Dabei hatte sie sich so auf den Spaziergang gefreut. Sie wäre besser gar nicht erst zum Strand gegangen und ins Bett gekrochen.
    „Das war klug. Man kann nie wissen, wer sich so spät noch draußen herumtreibt.“
    „Ich passe schon lange selbst auf mich auf und kenne die Umgebung sehr gut“, sagte sie mit leichter Schärfe in der Stimme, denn ihr wurde plötzlich klar, was es bedeutete, wenn er das Anwesen verkaufte.
    Wohin sollte sie dann gehen? Sie hatte sich darauf eingestellt, die nächsten Jahre hier zu verbringen. Sie musste sofort nachsehen, was in ihrem Mietvertrag für so einen Fall stand. Alia al Harum hätte ihren Besitz jedenfalls nie veräußert, dachte Ella aufgewühlt.
    Als sie den Pfad, der zu dem Gästehaus führte, erreichten, ging sie schneller. „Gute Nacht.“ Sie wusste nicht einmal, wie sie Khalid anreden sollte. Scheich al Harum vermutlich. In ihrem Freundeskreis gab es niemandem mit einem so vornehmen Titel.
    Zu Hause angekommen, schaltete Ella das Licht an und ging sogleich zu ihrem Schreibtisch. Sie fand den Mietvertrag sofort und kämpfte sich mühsam durch den arabischen Rechtstext. Eine Unterhaltung in der fremden Sprache zu führen und Zeitung zu lesen fiel ihr nicht schwer. Doch die Vertragslektüre hatte es in sich. Warum hatte sie bei der Unterzeichnung nicht um eine italienische Übersetzung gebeten?
    Frustriert warf sie die Papiere schließlich auf den Tisch und ging unruhig im Raum auf und ab. Wohin sollte sie gehen, wenn Khalid sie hinauswarf? Sie ließ den Blick über die elfenbeinfarbenen Wände und die luftigen Vorhangstoffe gleiten, die den Raum so einladend machten. Würde sie jemals eine Bleibe finden, in der sie sich ähnlich geborgen fühlte?
    Am nächsten Morgen beendete Ella gerade ihr Frühstück, als eines der Hausmädchen an die Tür klopfte. Jalilah hatte Alia al Harum viele Jahre gedient.
    „Scheich al Harum möchte mit Ihnen sprechen“, sagte sie. „Ich soll Sie zu ihm bringen.“
    Das hatte ja nicht lange gedauert. Vermutlich wollte er den Auszug mit ihr besprechen. „Bitte warten Sie, bis ich mich umgezogen habe.“ Sie hatte vorgehabt, im Atelier zu arbeiten, und trug verblichene Jeans und ein weites T-Shirt, beides nicht gerade passend für einen Besuch bei einem Scheich. Noch dazu, wenn es um knallharte Verhandlungen ging, denn sie hatte nicht vor, sich kampflos in ihr Schicksal
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