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Das Gestaendnis des Scheichs

Das Gestaendnis des Scheichs

Titel: Das Gestaendnis des Scheichs
Autoren: Barbara McMahon
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geworden, und er sehnte sich nach seinem Bett. Am nächsten Tag werde ich dann den Verkauf des Anwesens in die Wege leiten, dachte er.
    Ella erwachte erst spät am nächsten Morgen. Sie hatte nach der Begegnung mit dem Fremden lange nicht einschlafen können, weil sie überlegt hatte, wer er sein mochte und wo er wohl herkam. Vermutlich würde sie ihn nie wiedersehen. Doch wer weiß, dachte sie, als sie die Beine aus dem Bett schwang. Nichts sprach dagegen, erneut um Mitternacht einen Spaziergang zu machen. Immerhin hatte der Mann gesagt, er würde kommen.
    Doch zuvor gab es viel zu tun. Sie wollte mit der Glasschale beginnen, die sie schon seit Tagen in Gedanken entworfen hatte.
    Nach einem kurzen Frühstück in der kleinen Essecke ihrer Küche ging sie in ihr Atelier. Wie immer wenn sie den Raum betrat, dachte sie voller Dankbarkeit an die wunderbare Frau, die ihr geholfen hatte, in ihrem Traumberuf Fuß zu fassen. Sie fehlte ihr so sehr. Nicht nur sich selbst wollte Ella nun beweisen, dass sie als Glasbläserin erfolgreich sein konnte. Sie war es ihrer Wohltäterin einfach schuldig.
    In kürzester Zeit hatte sie alles um sich her vergessen und ging völlig darin auf, das zu formen, was in ihrer Vorstellung schon lange Gestalt angenommen hatte.
    Erst als sie die Rückenschmerzen nicht mehr länger ignorieren konnte, streckte sie sich und warf einen Blick auf die Uhr. Schon später Nachmittag. Sie hatte sieben Stunden lang durchgearbeitet. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk. Es war nichts Großartiges, aber es war ihr gelungen, das Gefühl von Erhabenheit, das sie jedes Mal beim Anblick der Wüste überkam, zum Ausdruck zu bringen. Für einen ersten Versuch mit der neuen Technik war es durchaus passabel. Nach zwei weiteren Arbeitsgängen wäre die Schale fertig. Eine anständige Leistung für einen Tag.
    Ella massierte sich den Rücken. Sie wusste, dass sie ihre Kräfte besser einteilen sollte. Doch sobald sie anfing, mit Glas zu arbeiten, vergaß sie alles um sich her. Und war das Glas erst einmal geschmolzen, musste es schnell in die gewünschte Form gebracht werden. Anschließend kam es in den Kühlofen zum Ausglühen, und, wie sie hoffte, ohne Risse zu bekommen. In diesem Stadium wurde es noch einmal richtig spannend. Besonders wenn sie Glasarten und Farben gewählt hatte, die unterschiedlich schnell abkühlten.
    Inzwischen hatte sie gelernt, das Ganze gelassen zu betrachten, denn es brachte nichts, um jedes Stück tausend Ängste auszustehen. Entweder es klappte oder nicht.
    Nachdem sie jetzt die Schale in den Kühlofen gestellt hatte, ging sie in die Küche und bereitete sich ein leichtes Abendessen zu, das sie nach draußen auf die kleine schattige Terrasse trug. Es wurde allmählich kühler. Während sie sich das klein geschnittene Obst schmecken ließ, schweifte ihr Blick über die üppig blühenden Blumen. Unvorstellbar, wie viel das Anwesen ihr bedeutete, obwohl sie noch nicht lange dort lebte. Hier fühlte sie sich sicher und geborgen, ja beinahe glücklich.
    Nach Alexanders Tod hatte sie die gemeinsame Wohnung aufgegeben. Das kleine Haus war zu ihrem Refugium geworden, und inzwischen hatte sie das Gefühl, wirklich hierher zu gehören. Sie kannte jeden Baum und Strauch im Garten. Wusste, in welchen verborgenen Ecken man tagsüber Schatten fand. Es kam ihr vor, als hätte das gesamte Anwesen auf sie gewartet und sie tröstend aufgenommen.
    Es war ganz anders als das Zuhause ihrer Kindheit. In den vergangenen Monaten hatte sie jeden Gedanken daran verdrängt. Sie wollte sich auf die Gegenwart und die Zukunft konzentrieren. Die Vergangenheit war jedenfalls tabu.
    Sie atmete tief ein, hielt dann die Luft an und lauschte. War das ein Auto? Sie erwartete doch niemanden. Keiner wusste, wo sie sich aufhielt. Und der Gärtner würde erst in einigen Tagen kommen. Sie verharrte für einen Augenblick reglos. Das Motorengeräusch schien sich zu entfernen und war nach einer Weile gänzlich verklungen. Erst jetzt entspannte sie sich wieder.
    Sie beendete ihre Mahlzeit und ging anschließend einmal ums Haus. Niemand schien hier gewesen zu sein. Seltsam, das Motorengeräusch hatte so nah geklungen.
    Da es immer noch heiß war, überlegte sie, ob sie kurz schwimmen gehen sollte. Nein, sie wollte lieber am Abend zum Strand gehen, um zu sehen, ob der Fremde auch gekommen war. Zum ersten Mal seit einem Jahr verspürte sie wieder so etwas wie Neugier. Sie konnte es kaum erwarten, dass es Mitternacht wurde. Ein völlig neues
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