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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen
Autoren: Beverly Barton
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sonst wäre sie wohl weggerannt? Wenn ich Glück habe, verschwindet sie sogar ganz von dieser Erde. Vielleicht erledigt sie ja zufällig jemand und erspart mir selbst dadurch die Mühe. Die Existenz dieser verwöhnten Göre ist eine Beleidigung für jeden anständigen Menschen auf dieser Welt. Man hätte sie gleich nach ihrer Geburt ertränken sollen. Wenn sie erst mal nicht mehr ist, wird mich nichts davon abhalten, mir zu holen, was ich schon immer haben wollte.
    Und was mir zusteht.
    Ja, natürlich. Es steht mir zu.
    Aber was, wenn diese Dundee-Agenten, die G. W. engagiert hat, sie finden und nach Hause zurückbringen? Was mache ich dann?
    Dann bleibt mir keine andere Wahl. Dann muss ich sie umbringen. Ich wusste, dieser Tag würde kommen. Es ist ja nicht so, dass ich damit etwas Falsches tun würde. Den Keim des Satans zu vernichten, ist Gottes Werk. Und wenn ich aus ihrem Tod einen persönlichen Nutzen ziehen kann, umso besser.

3. KAPITEL
    T essa stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als Lucie Evans sie bat, mit ihr nach oben zu gehen und ihr Leslie Annes Zimmer zu zeigen. Sie hatte unbedingt der schmerzvollen Miene dieses Dante Moran entkommen wollen. Er sah aus wie jemand, der einen tödlichen Schuss abbekommen hatte und dem plötzlich klar wurde, dass er sterben musste. Komisch, dass sie seine Reaktion so stark wahrgenommen hatte. Sie entwickelte selten eine persönliche Ebene zu Fremden, aber was sie bei Mr. Moran gespürt hatte, war sehr persönlich. Er hätte auch gleich herausschreien können: “Ich bringe den Mistkerl um, der dir wehgetan hat!” Aber jetzt, als ein paar Minuten vergangen waren und sie nicht mehr direkt neben ihm stand, stellte sich Tessa die Frage, ob sie sich die leidenschaftliche Wut in Mr. Morans dunkelbraunen Augen nicht vielleicht nur eingebildet hatte.
    “Alles in Ordnung?”, fragte Lucie, als sie sich dem Treppenhaus näherten.
    Tessa blieb stehen. “Nur eine Handvoll Leute kennen die Wahrheit über das, was mir widerfahren ist. Dass ich vergewaltigt wurde und …”
    “Schon gut”, beruhigte Lucie sie. “Sie müssen das nicht erklären.”
    “Ich hoffe, Mr. Moran kommt mit Daddy zurecht.” Tessa nahm nur zu gern die Gelegenheit wahr, das Thema zu wechseln. “Ich vermute stark, die beiden werden sich in die Haare kriegen.”
    “Sie machen sich doch nicht etwa Sorgen um Dante?”, fragte Lucie. “Das ist nicht nötig. Dante hätte auch den Teufel persönlich im Griff.”
    “Kennen Sie ihn gut?”, fragte Tessa, während sie neben Lucie Evans die Treppe hinaufstieg.
    “Wir sind gute Bekannte und Kollegen. Genau wie ich war auch er beim FBI. Dort hatte er einen ziemlich beeindruckenden Ruf. Beim Geheimdienst wusste jeder, dass man sich besser nicht mit Dante Moran anlegt. Er ist eine Art Einzelgänger, macht gern sein Ding. Deswegen hat er schließlich auch den Dienst quittiert und bei Dundee angefangen. Da dürfen wir eher unsere individuellen Qualitäten und Fähigkeiten zum Einsatz bringen – solange sich alles im Rahmen des Gesetzes bewegt.”
    Als sie den Treppenabsatz erreichten, bog Tessa nach rechts. “Leslie Annes Suite ist da hinten, gleich gegenüber von meiner.”
    “Suite?”
    Tessa brachte ein schwaches Lächeln zustande. “Schlafzimmer, Wohnzimmer und Bad.”
    “Aha.”
    “Wie lange arbeiten Sie schon mit Mr. Moran bei Dundee?”
    “Darf ich fragen, warum Dante Sie so interessiert?”
    Tessa blieb abrupt stehen, drehte sich um und sah Lucie an. “Habe ich den Eindruck erweckt, mein Interesse sei persönlicher Natur?”
    “Soll ich ehrlich sein, Ms. Westbrook?”
    Tessa nickte, aber ihr Magen krampfte sich zusammen.
    “Ich habe eine ziemlich gute Intuition”, sagte Lucie. “Ich scheine das Talent zu besitzen, in den Menschen lesen zu können. Wahrscheinlich habe ich deshalb auch als Profiler für den Geheimdienst gearbeitet.”
    Tessa nickte wieder. Sie ahnte schon, was Lucie gleich sagen würde.
    “Sie und Dante haben sich gegenseitig abgecheckt. Sogar Ihrem Vater ist aufgefallen, dass Dante Sie angestarrt hat. Was er sicher nicht bemerkt hat, war die sexuelle Spannung zwischen Ihnen beiden. Aber ich habe sie sofort bemerkt.” Lucie hob die Hand. “Und bevor Sie das jetzt bestreiten, lassen Sie mich Ihnen versichern, dass solche Dinge passieren und oft unter den seltsamsten Umständen. Wir können nicht beeinflussen, wen wir sexuell attraktiv finden und wann so etwas passiert.”
    Tessas erster Impuls war, sich gegen diese
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