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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen
Autoren: Beverly Barton
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Behauptung zu wehren. Sie wollte abstreiten, dass sie derart auf Dante reagiert hatte. Aber das konnte sie nicht. “Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.”
    “Ich habe das Thema nur angeschnitten, weil ich Sie warnen möchte.”
    “Warnen?”
    “Sehen Sie, Ms. Westbrook. Dante ist ein netter Typ, aber ihm eilt der Ruf eines Frauenhelden voraus. Sie scheinen mir eher der Typ zu sein, der auf die “Ein-Manneine-Frau”-Variante steht. Wenn dem so ist, lassen Sie besser die Finger von Dante.”
    “Ich kann Ihnen versichern, dass …”
    “Behalten Sie das nur einfach im Hinterkopf.”
    Tessa ging nicht weiter auf das Thema ein. Es bestand überhaupt keine Notwendigkeit, dass Lucie Evans sie vor Dante Moran warnte, denn sie hatte nicht die geringste Absicht, auf die Anziehungskraft zu reagieren, die dieser Mann auf sie ausübte.
    Jetzt öffnete sie die Tür zu Leslie Annes Suite und ließ Lucie eintreten. Dann folgte sie ihr und schloss die Tür. “Es ist alles noch so, wie sie es verlassen hat.”
    Das Schlafzimmer war in verschiedenen Schattierungen von Pink, Weiß und Cremefarben eingerichtet. Ein Himmelbett aus Mahagoni berührte fast die Decke des etwa drei Meter hohen Raumes. Lucie vermutete, dass es sich bei dem Mobiliar durchweg um Antiquitäten handelte, die vermutlich seit mehr als einem Jahrhundert im Besitz der Familie Leslie waren.
    “Wow! Dieses Zimmer würde jedes Mädchen lieben. Das ist ja wie aus einem Märchen. Einer Prinzessin würdig.”
    “Genau das ist Leslie Anne auch für meinen Vater”, gestand Tessa. “Und ich auch. Er verwöhnt uns beide furchtbar.”
    “Sie können froh sein, dass Ihr Vater sie so liebt.”
    “Ja, bin ich auch. Er … er ist der wunderbarste Vater, den man sich vorstellen kann.” Tessa dachte nicht oft an die endlosen Monate, die sie nach ihrem “Unfall” im Krankenhaus verbracht hatte. Sie hatte unvorstellbare Schmerzen gehabt, die sie wohl nur deshalb ertragen hatte, weil ihr Vater sie mit seiner Liebe unterstützt und ihr immer wieder Mut gemacht hatte. Sie hatte so oft aufgeben und einfach sterben wollen. Immer dann hatte er ihr Stärke und Mut gegeben.
    “Führt Leslie Anne ein Tagebuch?”, fragte Lucie.
    “Nicht, dass ich wüsste”, antwortet Tessa. “Ich habe ihr Zimmer auch schon danach durchsucht, aber nichts gefunden.”
    “Glauben Sie, Leslie Anne hat vielleicht irgendwie von der Vergewaltigung erfahren und weiß jetzt, dass sie … dass sie das Resultat dieser Vergewaltigung ist?”
    “Ich weiß es nicht. Ich hoffe nicht.” Tessa nahm ein gerahmtes Foto von der Kommode. “Das war an ihrem sechzehnten Geburtstag, letzten Sommer.” Sie reichte Lucie das Bild.
    “Sie sehen beide sehr glücklich aus”, stellte Lucie fest und gab Tessa das Foto zurück.
    “Waren wir auch.” Tessa stellte das Bild wieder an seinen Platz. “Falls sie es herausgefunden haben sollte, kann ich mir nicht vorstellen, wie. Nur eine Handvoll Leute kennen … die Wahrheit.” Sie konnte es nicht über sich bringen, es noch einmal zu sagen.
Der biologische Vater meiner Tochter ist das Monstrum, das mich vergewaltigt hat.
    “Und wer weiß es?”
    Tessa atmete tief ein. “Vermutlich die Polizisten, die damals mit dem Fall zu tun hatten. Aber das müssten Sie meinen Vater fragen. Er hat mich aus dem ganzen Polizei- und Gerichtskram herausgehalten.” Sie selbst war nie von der Polizei verhört worden und hatte auch nur eine vage Erinnerung an das, was man ihr über den Vorfall erzählt hatte. Später war sie ihrem Vater sehr dankbar dafür gewesen. Und auch dankbar dafür, dass G. W. Westbrook so mächtig und einflussreich war, dass er sogar das Gesetz manipulieren konnte, um sein einziges Kind zu schützen. “Und Tante Sharon. Daddy erzählte alles nur seiner Schwester, weil er meine Mutter nicht mit der Wahrheit belasten wollte. Sie hatte damals Krebs und …” Bei dem Gedanken an ihre Mutter musste Tessa die Tränen herunterschlucken. Es waren traurig-schöne Erinnerungen. “Soweit ich weiß, weiß sonst keiner, dass ich vergewaltigt wurde.”
    “Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Tante?”, wollte Lucie wissen.
    “Wie bitte?”
    “Gibt es vielleicht einen Grund, warum Ihre Tante Leslie Anne etwas …”
    “Ganz sicher nicht! Tante Sharon würde nie etwas tun, das Leslie Anne oder mich verletzen könnte.”
    “Entschuldigen Sie, aber ich musste diese Frage stellen.”
    “Ja, vermutlich. Aber allein die Vorstellung ist lachhaft. Nachdem Mom
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