Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe
Autoren: Veronika Rusch
Vom Netzwerk:
Angaben keinen echten Beweis, dass Malafonte tatsächlich mit Rauschgift gehandelt haben sollte. Clara wunderte sich, dass bei einer derart dünnen Beweislage überhaupt Anklage erhoben worden war. Damit konnte ihm wohl nicht mehr als der Besitz der gefundenen sieben Gramm vorgeworfen werden, was kein so gravierendes Vergehen darstellte, wie der Handel mit Betäubungsmitteln. Es würde morgen ausschließlich auf die Aussage dieses Zeugen ankommen. Und wie glaubhaft würde er sein? Immerhin war er selbst angeklagt gewesen. Doch aus der Akte ging nicht hervor, wie dieses Verfahren geendet hatte. War er verurteilt worden, oder hatte man ihn womöglich laufen lassen? Clara notierte sich das Aktenzeichen und ging zur Sekretärin der Geschäftsstelle: »Wären Sie so freundlich, mir diese Akte ebenfalls zur Einsicht zu überlassen?«
    Die korpulente Dame setzte ihre Brille auf und musterte Claras Notizen. Sie nickte. »Ja, sicher.« Sie watschelte zu einem der grauen Metallregale, in denen sich die Akten stapelten, und zog sich einen abgetretenen Plastikschemel heran. Sie suchte eine Weile im obersten Regal, das sie nur mit Mühe erreichen konnte, dann schüttelte sie den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
    »Gibt es ein Problem?« Clara hob fragend die Augenbrauen.
    »Mmh. Ja. Nun. Die Akte ist nicht da, wo sie sein sollte. Sind Sie sicher, dass es das richtige Geschäftszeichen ist?«
    Clara kontrollierte noch einmal die Zahlenfolge. »Doch, so steht es im Protokoll.«
    Die Dame blätterte zwischen den roten Akten herum, hob einige hoch, suchte daneben, davor und dahinter, dann schüttelte sie den Kopf. »Die Akte ist nicht da.«
    »Kann es sein, dass sie schon abgelegt ist?«, schlug Clara vor.
    »Nein. Diese Aktennummer wurde noch nicht abgelegt, selbst wenn die Sache schon erledigt ist. Sicher nicht.« Sie stieg ächzend vom Schemel herunter. »Kommen Sie doch in einer halben Stunde wieder. Dann ist Richter Oberstein auch hier und ich kann ihn fragen. Soll ich Ihnen die Akte Malafonte in der Zwischenzeit schon mal kopieren?«
    »Gerne.« Clara reichte sie ihr erfreut. »Ich könnte Ihnen einen Kaffee aus der Cafeteria mitbringen?«
    Zwei Grübchen erschienen auf dem runden Gesicht der Sekretärin. »Mit Milch und zwei Stück Zucker bitte.«
     
    Als Clara aus der Cafeteria zurückkam, war die freundliche Dame nicht im Zimmer. Sie stellte die Tasse Kaffee vorsichtig auf ihren Schreibtisch und wartete. Neben dem Computerbildschirm stand ein Foto in einem silbernen Rahmen. Es zeigte eine schwarze Katze, die verschreckt in die Kamera blickte. Daneben lagen die Kopien der Akte Malafonte. Sorgfältig gelocht und geheftet.
    Dankbar nahm Clara sie und steckte sie in ihre Tasche. Ein lautes Geräusch ließ sie zusammenzucken. Sie ging ein paar Schritte zurück. Das Geräusch war aus dem Nebenzimmer gekommen. Ein lautes Klatschen, wie wenn eine Akte auf den Tisch geworfen wurde. Sie hörte Stimmen, und dann ging die Tür auf. Die Sekretärin kam mit hochrotem Gesicht heraus. Als sie Clara sah, bemühte sie sich um ein Lächeln, das ihr jedoch nicht recht gelingen wollte. Die Türe nur angelehnt, ging sie zurück zu ihrem Schreibtisch.
    »Ich kann Ihnen leider nicht helfen, Frau Rechtsanwältin. Die Einsicht in die Akte Moro wurde Ihnen nicht genehmigt.« Ihre Stimme war laut und kühl. Sie setzte sich vor ihren Computer und hämmerte eilig auf ihrer Tastatur herum. Den Kaffee beachtete sie nicht.
    Clara schüttelte den Kopf. »Was soll das denn heißen? Ich habe ein Recht auf Akteneinsicht, ich bin die Verteidigerin …«
    »Aber nicht in dem Verfahren Massimo Moro, Frau Anwältin.« Die Stimme kam aus dem Nebenzimmer, aus dem Richter Oberstein nun heraustrat. Ein kleiner, untersetzter Mann um die fünfzig mit einem sorgfältig gestutzten Ziegenbärtchen und stechenden Augen. Er musterte Clara von oben bis unten und blieb einen Augenblick an ihren langen Korallenohrringen hängen. »Ich sehe keinen Zusammenhang in den beiden Verfahren. Eine Einsicht in die Akte Moro werde ich Ihnen nicht gewähren.«
    »Und ob es dort einen Zusammenhang gibt! Er ist der einzige Zeuge!«
    »Ach, tatsächlich?« Richter Oberstein lächelte nachsichtig.
    »Ich muss wissen, in welchem Zusammenhang er seine Aussage gemacht hat, um ihn morgen entsprechend befragen zu können …«
    »Oh, da werden Sie sich schwer tun, Herr Moro wird morgen nicht erscheinen.« Der Richter wandte sich zum Gehen.
    »Wie bitte? Warum nicht?« Clara war fassungslos.
    »Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher