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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben
Autoren: Robert A. Heinlein
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Symposium über Stadtplanung und -entwicklung, an dem 124 namhafte Stadtplaner, Architekten, Soziologen und Kommunalpolitiker teilnahmen, ergab weitgehend Übereinstimmung darin, daß Altstadtsanierungen und das Abreißen von Slumvierteln nicht zu den erhofften Erfolgen, sondern nur zu einer Verlagerung der alten Probleme geführt hätten. Die allgemeine Resignation, von der die Tagung überschattet war, spiegelte sich in den Worten des Oberbürgermeisters von New York, der in seinen Ausführungen sagte: »Müssen wir erst das Todesröcheln hören, bevor wir zugeben, daß jeder Organismus, sei es ein Mensch, eine Stadt oder eine Zivilisation, zum Altern und Sterben verurteilt ist?«
     
    *
     
    In Luna City erreichte Mrs. Salomon das Ende ihrer neun Monate. Ihr Leib war eine hochgewölbte Kuppel von Leben, die sich unter dem Laken empordrängte. Die Krankenschwester, die bei ihr saß, war ebenfalls schwanger, aber in einem weit weniger fortgeschrittenen Zustand.
    »Winnie?«
    »Ja, Joan?«
    »Wenn es ein Junge ist, soll er Jacob Eunice heißen … ein Mädchen soll Eunice Jacob heißen. Versprich es mir.«
    »Ich habe es versprochen, Liebes; ich habe es sogar aufgeschrieben, wie du es wolltest. Und ich habe versprochen, daß ich mich um dein Baby kümmern werde – ich werde auf deins achtgeben, du auf meins. Bloß wird es nicht nötig sein, Joan; wir werden unsere Kinder zur Welt bringen wie alle anderen Frauen auch, und wir werden sie gemeinsam aufziehen.«
    »Versprich es mir, es ist wichtig.« (Johann, gib diesem Kind nicht den Namen ›Jake‹. Nenne es ›Johann‹ – ›Johann Eunice‹, wenn es ein Junge wird.) (Jake, ich will einen Jungen nicht mit der Hypothek meines alten Namen belasten.) (Jock, streite nicht mit Joan. Sie hat immer recht, du weißt es.) (Dann laß ihn ›John‹ taufen!) (Sein Name ist ›Jacob‹, Jake – anders will ich es nicht haben.) (Joan, du bist der dickschädeligste alte Bastard im ganzen Sonnensystem – und die Verwandlung in eine Frau hat dich nicht verändert. Aber mir soll es recht sein.) (Ich liebe dich, mein guter alter Jake.) (Wir lieben dich beide, Boß – und Jake ist über die Namen so stolz, wie ich es bin.)
    »Ich verspreche es dir, Joan. Bei allem, was mir heilig ist.«
    »Meine kleine Winnie. Wir haben einen langen gemeinsamen Weg hinter uns, du und ich und Roberto.«
    »Ja.«
    »Ich bin krank, nicht wahr?«
    »Joan, du bist nicht krank. Kurz vor der Geburt ihres Babys fühlt eine Frau sich nie gut. Ich weiß es, ich habe es bei Hunderten miterlebt. Ich habe dir gesagt, daß dieser Schlauch nur für Glukose ist.«
    »Was für ein Schlauch? Winnie komm näher und hör gut zu. Der Name meines Kindes soll …«
     
    *
     
    »… ein unverkennbares Syndrom, Doktor. Atypisch. Aber nichts destoweniger unverkennbar.«
    »Doktor Garcia, warum sagen Sie ›atypisch‹?«
    »Hmm. Manchmal, wenn sie irrational ist, spricht sie in drei verschiedenen Stimmen, und zwei davon gehören ihr nahestehenden Menschen, die tot sind. Persönlichkeitsspaltung.«
    »So? Ich bin kein Psychiater, Doktor Garcia; ›Persönlichkeitsspaltung‹ sagt mir nicht sehr viel. Aber ich sehe nicht, daß ein solches Syndrom notwendigerweise die Schwangerschaft beeinträchtigen sollte. In meiner Praxis als Gynäkologe habe ich des öfteren Frauen entbunden, die temporär geistesgestört waren; die Kinder waren gesund und normal.«
    »Ich bin auch kein Psychiater, Sir. Aber halten wir fest, daß sie einen guten Teil ihrer Zeit irrational ist … und ich sehe dies als einen Teil des gesamten klinischen Bildes, das nach meiner Meinung auf eine Immunreaktion des Körpers hindeutet, der das verpflanzte Gehirn abzustoßen im Begriff ist.«
    »Doktor Garcia, Sie wissen mehr über Transplantationen als ich; ich habe nie in meinem Leben mit einem solchen Fall zu tun gehabt. Aber diese Patientin scheint mir in gutem Zustand zu sein. Ich habe Frauen hier gehabt, die viel schlechter aussahen, aber nach fünf Tagen wieder arbeiteten. Unsere geringe Schwerkraft fördert die Erholung. Halten Sie es für möglich, daß diese Patientin auf der Reise verletzt wurde?«
    »O nein! Diese schwimmenden Beschleunigungszellen sind großartig. Mrs. Salomon und meine Frau waren in einer solchen untergebracht. Ich überwachte sie. Mrs. Salomon vertrug die Reise sogar besser als meine Frau. Nein, da sehe ich keinen Zusammenhang; die Symptome der Immunreaktion traten erst diese Woche auf.« Garcia runzelte die Stirn. »Sie weiß
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