Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land
Autoren: Einar Kárason
Vom Netzwerk:
das er sagte, war auf amerikanisch, und er ging an die Bar, um einzukaufen. Budenweiser auf der ganzen Linie, oder? Zog seine Hosen hoch, die die Neigung hatten, bis zur Hälfte hinunterzurutschen, so dass der obere Teil des nackten Hintern zwischen Jacke und Hosenbund zu sehen war. Bóbó betrachtete
ihn mit einem Lächeln, und als Manni gegangen war und sich am Bartresen angestellt hatte, begann Bóbó, sich über ihn lustig zu machen.
    – Wann hat sich Manni denn diese tolle, grüne Lederjacke zugelegt?, fragte Bóbó mit unterdrücktem Lachen.
    Ich trug selbst eine Lederjacke, wenn auch eine braune, und wurde bei dieser Frage misstrauisch.
    – Wieso? Was ist so toll daran?
    – Ich meine, sie hat nicht gerade den richtigen Schnitt für diesen kegelförmigen Zeitgenossen. An den Schultern viel zu weit, reicht aber offenbar nicht über den Bauch.
    – Ah ja.
    – Der gute, isländische Álafosspullover hat ihm besser gestanden. Der sackartige. Oder? Passte auch sonst mehr zu seinem Charakter. Andererseits ist es wirklich süß, diese Gewohnheit, nie die untersten Knöpfe am Hemd zu schließen. Immer schaut die haarige Wampe raus.
    Bóbó selbst hatte sein Jackett ausgezogen und saß mir in Hemd und Anzugweste gegenüber am Tisch. – Es können nicht alle so schick sein wie du, sagte ich, aber er antwortete nichts darauf, zumal Manni jetzt mit den Dosen von der Bar zurückkam.
    Bóbó sah ihn an und sagte in höhnischem Ton: – Verdammt, bist du fett geworden! Dann kniff er Manni in den Bauch. Und wusste zweifellos, dass es nur eine Sache gab, die Manni noch weniger leiden konnte, als wenn man Witze über sein Aussehen machte, und das war, wenn man ihn anfasste. Manni sackte zusammen und wurde rot. Doch Bóbó setzte noch eins drauf, fragte, ob seine Mama so großzügig wäre mit Puddingresten und Pferdefleisch, aber weil das von Bóbó kam, den Manni so sehr verehrte, begann er eigentlich, um Gnade zu bitten; sah mich hilfesuchend an und sagte:

    – Hier, Jungs, wir wollen doch nicht in so ’ne Stimmung verfallen.
    Und Bóbó schonte ihn, hörte auf, darüber zu reden, und sagte zu Manni: – Kannst du mir nicht zwanzig Dollar leihen, mein Kleiner, ich will diese Waschlappen da drüben beim Pokern besiegen. Zeigte hinüber auf den nächsten Tisch, an dem drei Männer saßen und spielten.
    Natürlich nutzte Manni schnell diese Gelegenheit, sich Frieden zu kaufen, und reichte Bóbó den Schein. Der stand auf, kämmte sich mit einem Kamm aus seiner Hosentasche, ging hinüber zu den Männern und sagte: – How about dealing me in? Wedelte mit dem Geldschein.
    Manni und ich waren im Vergleich dazu die totalen Bauern und Lumpenvagabunden. Bóbó zündete sich eine Zigarette an und hielt sie zwischen den Lippen im Mundwinkel, während er spielte wie ein echter Profi; warf die Karten lässig auf den Tisch, verzog nie eine Miene. Wir saßen schweigend und beobachteten dieses kunstvolle Spiel und versuchten, uns so wenig beeindruckt wie möglich zu zeigen. Aber dann wurde es langweilig, es geschah nicht viel in diesem Pokerspiel, und wir begannen, uns über irgendwelche Belanglosigkeiten zu unterhalten, bis sich Bóbó plötzlich wieder zu uns setzte und fragte, ob kein Bier mehr da sei.
    Manni sah ihn fragend an:
    – Wo ist das Geld, das ich dir gegeben hab?
    – Ich habs verloren.
    Mannis rotes Gesicht wurde blass. Er war wütend. – Du hast das Geld verloren? Hey, glaubst du, ich habs so dicke, dass ich das Geld einfach zum Fenster rausschmeißen …
    – Du hast das Geld verloren?! Bóbó ahmte Manni nach und machte eine Grimasse dazu. – Unser bettelarmer, kleiner Bubi! Du wirst noch ganz wie deine Mama, so eine verdammte, widerliche
Art ist das! Trägst wahrscheinlich auch schon das Korsett von deiner Alten, was?
    – Das ist wohl überflüssig, so unfreundlich zu werden, sagte ich, da ich sah, wie sehr Manni verletzt war. Aber Bóbó zitterte vor Zorn, und plötzlich kniff er Manni fest in beide Wangen und schlug ihm mit voller Wucht den Schädel vor die Stirn. Stand dann schnell auf, dass der Stuhl hinter ihm umkippte. Setzte sich auf einen Hocker an der Bar.
    Manni war ganz benommen. Das war so ein unerwarteter und heftiger Wutanfall. Manni sah mich ganz blass an, murmelte dann mit einem winzigen Zittern um die Mundwinkel: – Was hat der Mann?
    Schließlich stand ich auf, nachdem Manni und ich eine halbe Stunde schweigend am Tisch gesessen hatten, ging zur Bar und sagte Bóbó, dass wir daran dachten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher