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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land
Autoren: Einar Kárason
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entspannen und milder stimmen lassen können, wäre es möglich gewesen, dass sie freundlichere Antworten bekommen hätten als nur ein halbes Knurren, aber so war es eben leider nicht.
    Das war wirklich schlimm, wie schwierig alle Wartezeiten wurden auf dieser Tour. Vielleicht lag es daran, was für nervöse Typen meine Reisekumpane waren, ich weiß es nicht. Jedenfalls ergriffen Ungeduld und Hoffnungslosigkeit und ein allgemeines Gefühl, das Leben sei sinnlos, von uns Besitz, als die verdammte Uhr drei anzeigte und von der Alten immer noch nichts zu sehen war. Draußen platschte der Regen auf den Gehsteig. Manni wurde langsam mutlos, glaubte, dass alles verloren sei, drang mit immer neuen Fragen in Bóbó, was Gógó gesagt hatte, wollte wissen, ob sie Baddi irgendwie erwähnt hatte, und schüttelte mit verbittertem Gesichtsausdruck den Kopf, als Bóbó das verneinte, keine Lust hatte, weiter zu antworten. Er war viel abweisender und verschlossener, seitdem er mit Oma gesprochen hatte, offensichtlich ging es ihm nicht gut, als ob er sich vor etwas fürchtete. War am Ende genervt von Mannis ewiger Fragerei und sagte kurz angebunden: – Warum rufst du nicht selbst an, mein Kleiner?
    Da begann Manni, auf mich einzureden, ich solle hochgehen und noch einmal anrufen. Ich hatte das Gefühl, ich sei ihm das irgendwie schuldig, schleppte mich nach oben und fand dort ein Telefon und musste dann wieder die ganze Kasperei von
vorn anfangen, um Klaras Nummer von der Auskunft zu bekommen, weil Bóbó den Zettel weggeworfen hatte. Bekam die Nummer, und keiner ging ans Telefon. Zurück nach unten. Ich bekam langsam Heimweh. Irgendwie lag wahnsinnige Spannung in der Luft. Es war jetzt fünf und wurde langsam dunkel, viele Autos, die draußen vor dem Fenster über die regennasse Straße rauschten, hatten schon die Lichter an, und Manni schüttelte in regelmäßigen Abständen den Kopf und murmelte, diese ganze Scheiße ist doch völlig sinnlos.
    Aber da auf einmal öffnete sich die große Eingangstür der Herberge. Sofort wurde alles heller und der Regen schwächer, das Lächeln der Alten, unserer Oma, durchströmte den Raum, als sie uns aus unserer Ecke hervorwinkte:
    – Haaaaaii Junnngs!
    Es war unglaublich.
    Mit der Helligkeit, die von ihr ausging, wurde der Empfangsraum auch von einem dröhnenden Wortschwall in diesem akzentlosen Isländisch erfüllt, das sie nie verlor, während den Christlichen Jungen Männern dazwischen eingestreut herzliche und innige Segenswünsche in ihrer Muttersprache zugesprochen wurden. Und wir standen auf, um die gute alte Frau zu begrüßen, die einen weiten und riesengroßen hellblauen Mantel trug, der zu nichts besser passte als zu dieser lauten und fröhlichen Frauenstimme. Unbemerkt war auch die Chauffeurin eingetreten, eine Frau um die Mitte Vierzig, die Oma uns vorstellte, als ob wir sie kennen müssten: – Sagt der Daisy schön Guten Tag! Daisy trug einen sorgenvollen Gesichtsausdruck, der offensichtlich schon lange in ihrem Antlitz zu Hause war, aber uns zeigte sie ein wohlwollendes Lächeln und sagte Welcome.
    Wir trugen unsere Taschen hinaus zu dem alten Rambler, der dort vor der Tür der Herberge an der Bordsteinkante stand,
und quetschten uns alle drei auf den Rücksitz. Oma Gógó, die immer noch nicht nach unserer Reise, unseren Vorhaben oder Plänen gefragt hatte, setzte sich nach vorn, und bevor sich das Auto noch in Bewegung gesetzt hatte, war sie schon mitten in einer Geschichte über etwas, das sich, so viel man verstand, das letzte Mal ereignet hatte, als sie und Baddi in Island waren, und die davon handelte, wie die verdammte Schlampe, die Sibba, die Stieftochter der alten Tante Thurí, versucht hatte, ihr die Rente zu stehlen.
    – Moment, sagte ich, – wer wollte wem die Rente stehlen.
    – Was? Na, die verdammte Sibba, die klaute der alten Thurí die ganze Rente. Das war vielleicht ein Aufstand. Sibba hatte sich mit irgendeinem Verbrecher eingelassen, und die beiden stahlen jeden Monat das Geld, das die Thurí von der Versicherung bekam. Da kommt die alte Frau zu mir, so ganz schrecklich blass und verhärmt, und ich hab lange gebraucht, um aus ihr rauszukriegen, was eigentlich los war, und da war es eben so, dass sie keinen Pfennig Geld besaß und sich schon seit Ewigkeiten kaum noch Essen kaufen konnte, und erst recht keinen Friseur oder Nylonstrümpfe bezahlen, weil die verdammte Sibba zusammen mit diesem Schwerverbrecher, mit dem sie da herumzog, ihr alles immer sofort
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