Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land
Autoren: Einar Kárason
Vom Netzwerk:
einfach. Let the good times roll!
    Let the good times roll!
    Sie wollten nicht darüber wegkommen, wie komisch das war. Wiederholten es in jedem zweiten Satz, ob sie Bier bei der Bedienung bestellten, aufs Klo mussten, um Feuer für die Zigarette baten. Let the good times roll! Ich hatte langsam genug davon und versuchte, zu gähnen und auf die Uhr zu sehen. Aber die beiden waren rot im Gesicht vor Ausgelassenheit. Schließlich zog ich Omas Brief hervor und fragte Bóbó, ob er wüsste, wie wir sie mit diesem Absender auf dem Umschlag finden könnten.
    An Karolína Klængsdóttir
     
    Liebe Mama, ein par Zeilen um dich von uns höhren zu lassen unz gehts gut nur Baddi leidet an Sensucht er sent sich nach seinen kindern und Sirry das ist normal. das war nicht schön zu höhren das alle die Pollizei auf ihn hetsten als er auf der strasse war. Dafür wirt Gott sie strafen. er läst sich grad die letsten Zehne rausmachen und kriegt neue Zehne in 2 Monaten, er hats so schwer mit der Sensucht ich hoffe das wirt nochmal mit Sirry und ihm er ist so treu und emfintlich. Jaja sonz gehts unz gut wir sind in die Statd gezogen weil das kürtzer ist für mich und klara in die arbeid. hoffe das alles in Ortnung ist zu hause deine Tochter Gógó Baddi Klara und Bella.
    Bóbó lachte zwei-, dreimal laut auf, während er den Brief las, aber dann wurde er ernst und etwas bitter im Gesicht, schüttelte den Kopf und sagte:
    – Und mit so was ist man nun verwandt.
    – Der Mutter Mutter lehrte mich, beim Untergang der Sonne, sagte ich, aber Bóbó antwortete nur:
    – Du mit deinem Volkskundetick.
    Manni saß da und sah uns beide abwechselnd an, und dann bekam er diese erleuchtete Idee. Dass Bóbó einfach mit uns mitfahren sollte, mit dem Bus nach Westen zu den großen Strömen, um Oma und Baddi aufzustöbern. Verdammt wär das toll, Mann!
    Ich fand die Idee nicht besonders. Das würde alles nur komplizierter machen. Ging daher freudig darauf ein, als Bóbó zu erzählen begann, dass er eigentlich genug hätte von diesem Pack, seiner Familie.
    – Aber das ist Forschung, Mann!, sagte Manni. – Das ist eine kulturanthropologische Untersuchung!
    – Eine kulturanthropologische Untersuchung?, fragte Bóbó und sah Manni an; Hohn blitzte in seinen Augen. Aber dann überlegte er es sich und sagte, dass es natürlich ein Spaß gewesen wäre, einfach mitzufahren, aber dass er im Moment nicht so flüssig sei; die augenblicklich verfügbaren Beträge seien nicht so hoch.
    Aber Mannis Augen glühten, er wollte keine Einwände hören, und in seiner Großzügigkeit bot er an, noch mehr Geld auszulegen, als er ohnehin bereits getan hatte: – Ich werd dir das Geld für den Bus leihen, Bóbó. Ich kauf dir so eine Halbmonatskarte, wie Mundi und ich eine haben. Mit der kann man endlos reisen, und wohin man will. Genau wie mit Interrail!

     
    Am nächsten Abend saßen wir drei mit achtzehn Bier in der hintersten Bankreihe des Greyhoundbusses und hatten zwanzig Stunden Fahrt vor uns. Sangen wie die Pfadfinder:
    – New Jersey turnpike, in the wee wee hours …
     
    Draußen lag die ungeheure amerikanische Nacht.
    Autolichter schossen vorbei. Und erleuchtete Fabrikanlagen unter dicken Rauchwolken und dann flaches Land, eine sich weit erstreckende Ebene und ab und zu, weit verstreut, einzelne Häuser, Strommasten, und dann vor uns Lichtschein am Himmel, und eine andere Stadt übernahm die Erde; mehr Autos und Leute und Häuser und das Geräusch des Motors, ein klebriges Summen, wenn die Reifen wieder über Asphalt fahren, und irgendwo weiter vorn im Bus schnurrt so ein Amisender; manchmal kommen Leute rein, verschlafene Leute und hellwache, Männer mit ihren guten Anzügen auf einem Bügel und Plastiküberzug darüber, arme Schlucker mit großen Beuteln, Jugendliche mit Sporttaschen; manche kommen zu uns in die hinteren Sitzreihen, wo das Rauchen erlaubt ist; dort hängt auch der Geruch von Desinfektionsmittel, aus der Toilette ganz hinten im Bus mit dem blauen Strom aus dem Spülkasten; dann kommt ein Zwischenraum und dann in den Reihen davor die, die schlafen und die, die Kreuzworträtsel lösen, und manchmal liest der Fahrer die nächsten Haltestellen vor, und man versteht nichts außer dem letzten Namen und dem ersten und dazwischen nur eine ähnlich klingende Reihe von Vokalen, wie Mönchsgesang. Und wir drei ganz hinten, aufgedreht und rot, dabei ein bisschen ängstlich und auf dem Weg in eine andere Welt.
    Ich war zum Statisten geworden, nachdem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher