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Das Geheimnis von Mulberry Hall

Das Geheimnis von Mulberry Hall

Titel: Das Geheimnis von Mulberry Hall
Autoren: CAROLE MORTIMER
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seinen Mantel und das Jackett abgelegt hatte. Permanent beobachtete sie das Muskelspiel unter seinem weißen Hemd. Die Krawatte hatte er ebenfalls beiseitegeworfen und ein paar Knöpfe geöffnet. Man konnte sogar seine dunklen, weichen Brusthaare sehen …
    „Entschuldige“, sagte Lexie betroffen. „Es war in den letzten Tagen nur etwas hektisch bei uns, weil meine Eltern noch nicht wieder da sind.“ Und trotzdem hatte sie sich für zwei Tage rar gemacht. Die Quittung dafür waren saftige Überstunden. „Zumindest zeigt mir deine Anteilnahme, dass du nicht vorhast, unserer Firma bewusst Schaden zuzufügen.“
    Ihr Misstrauen gefiel ihm nicht. „Was zwischen uns geschehen ist, bleibt Privatsache und hat nichts mit dem Geschäftlichen zu tun.“
    „Schön, wenn du das so siehst.“
    „Hast du etwas anderes erwartet?“, fragte er.
    „Vielleicht“, wich sie aus.
    „Ich finde es schrecklich, was du mir alles zutraust.“
    „Aber du hast doch allen Grund, mir beruflich zu schaden, schließlich habe ich dich ziemlich übel hintergangen“, wandte Lexie ein.
    Seine Miene blieb ernst. „Aber Premier Personnel ist das Unternehmen deiner Eltern, und mir liegt fern, ihnen Schaden zuzufügen.“
    Nur mir allein, schloss Lexie betroffen.
    Sie hatte sich aber auch wirklich schäbig verhalten. Es war eine Schnapsidee gewesen, sich in die Familie St. Claire einschleusen zu wollen. Mit diesem Schachzug hatte sie nur schlafende Hunde geweckt und alte Wunden aufgerissen.
    „Danke“, sagte sie kaum hörbar.
    Lucan lehnte sich zurück und betrachtete sie. „Ich weiß gar nicht, was ich mit all dieser vorgeschobenen Demut anfangen soll, wenn ich ehrlich bin. Wo ist denn die Kratzbürste geblieben, der piepegal ist, was ich tue oder sage? Die Frau, die mir grundsätzlich ihre Meinung ins Gesicht schleudert?“
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Erwachsen geworden.“
    „Schade“, kommentierte er gedehnt.
    „Wäre es dir denn lieber, ich benehme mich wieder rüde und vorlaut?“
    „Aber ja, verflixt noch mal!“, entgegnete er, ohne zu zögern. „Dann habe ich wenigstens einen Grund, deine frechen Lippen mit einem Kuss zum Schweigen zu bringen.“
    Überrascht und gerührt starrte sie Lucan an. Suchte er ernsthaft nach einer Gelegenheit, sie zu küssen?
    Ihre Lippen fühlten sich ganz trocken an. „Brauchst du etwa eine Entschuldigung dafür?“
    „Eigentlich nicht. Aber es könnte mir hinterher zugutekommen, falls du wieder mal deine Krallen ausfährst.“
    Lexie wirkte bestürzt. „Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen.“
    Im Stillen trat Lucan auf die Bremse. Er hatte Lexie noch einiges zu sagen, bevor er überhaupt daran denken durfte, eine feste Beziehung zu erwähnen. Heute war er hier, weil er Lexie die Wahrheit schuldete. Und anschließend gab es für sie vermutlich gar keinen Grund mehr, sich auf ihn einzulassen.
    „Nein, das merke ich schon.“ Er räusperte sich gründlich und nahm einen Schluck Wein. „Also, wie du bereits erfahren hast, habe ich Gespräche mit meiner Mutter und auch mit deiner Großmutter geführt.“
    „Ja.“
    „Was du noch nicht weißt, die beiden haben sich auch miteinander getroffen.“
    Lexie blieb buchstäblich die Spucke weg. „Nanna Sian und deine Mutter?“ Mit zitternder Hand griff sie nach ihrem Glas.
    Er grinste breit. „Gestern ist meine Mutter zusammen mit mir von Edinburgh nach Gloucestershire geflogen.“
    „Im Helikopter?“, vermutete Lexie.
    „Ganz genau. Und ich habe selbst am Steuer gesessen. Hast du ein Problem damit?“
    „Überhaupt nicht“, antwortete sie. Es war nur ein weiteres Indiz dafür, wie groß sich die sozialen und finanziellen Differenzen zwischen ihnen gestalteten. Ein bedrückendes Gefühl für Lexie. „Also, deine Mutter ist jetzt in Gloucestershire, um sich Nanna Sian vorzuknöpfen?“
    „Nicht, um sie sich vorzuknöpfen, sondern um sich mit ihr auszusprechen.“
    „Aber wieso?“ Allein die Vorstellung war abstrus. „Was haben die beiden nach all diesen Jahren miteinander zu bereden?“
    Lucan zuckte die Achseln. „Ich habe sie lediglich zusammengeführt, Lexie. Was sie dabei klären wollen, bleibt allein ihnen überlassen.“
    „Aber warum hast du das getan?“, wollte sie wissen und sprang auf. „Du hasst doch meine Familie! Wenn deine Mutter irgendetwas sagt oder macht, was Nanna …“
    „Schon besser“, bemerkte er zufrieden und erhob sich ebenfalls. „Da ist er wieder, der alte Kampfgeist. Was kann ich noch
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