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Das Geheimnis von Mulberry Hall

Das Geheimnis von Mulberry Hall

Titel: Das Geheimnis von Mulberry Hall
Autoren: CAROLE MORTIMER
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betrübt den Kopf. „Kannst du dir ausmalen, was geschehen ist?“
    „Der Duke fing Alexanders Briefe an Sian ab, sobald sie auf Mulberry Hall eintrafen?“
    „Er hat sie abgefangen und vernichtet, anstatt sie ihr nach Norfolk zu senden. Und das Gleiche geschah mit den Briefen, die über Mulberry Hall an Alexander weitergeleitet werden sollten.“
    „Folglich ging Sian davon aus, Alexander hätte sie vergessen und sich an der Universität nach neuen Abenteuern umgesehen“, seufzte Lexie voller Mitgefühl.
    „Unglaublich, oder?“
    „Es fehlte vor fünfzig Jahren eben an der notwendigen Kommunikationstechnik, um derartige Missverständnisse zu vermeiden. Keine Handys, kein Internet. Sian und Alexander waren auf diese Briefe angewiesen.“
    Lucan nickte. „Durch das Verhalten meines Großvaters blieb ihnen sogar dieser Kommunikationsweg verwehrt. Und als Alexander über Weihnachten nach Hause kam, informierte ihn sein Vater lediglich darüber, dass die Köchin ohne Angabe von Gründen gekündigt hätte. Und er wüsste nicht, wohin sie umgezogen war. Alexander sollte einfach akzeptieren, dass die Beziehung für Sian beendet war, und sich nach anderen Frauen umsehen.“
    „Die Geschichte ist so unfassbar, dass sie einfach wahr sein muss“, murmelte Lexie.
    „Finde ich auch. Irgendwann vermählte Sian sich mit einem jungen Mann aus Norfolk, und deine Mutter kam zur Welt. Und mein Vater beendete sein Studium gerade rechtzeitig, um das Erbe seiner Väter anzutreten, da mein Großvater kurze Zeit später einem Herzinfarkt erlag. Nach allem, was ich inzwischen weiß, traue ich ihm zu, dass er sogar seinen Tod aus reinem Kalkül geplant hat“, fügte Lucan grimmig hinzu.
    „Was er getan hat, war wirklich durchtrieben und grausam“, überlegte Lexie laut. „Aber bestimmt hat er daran geglaubt, für alle Beteiligten die beste Entscheidung getroffen zu haben.“
    „Deine Großmutter hat ihn und seine Beweggründe ebenfalls in Schutz genommen. Doch es ändert nichts an der Tatsache, dass er mutwillig gelogen hat. Ohne seine Intrige hätten mein Vater und Sian geheiratet und nicht all die Jahre miteinander verloren.“
    „Aber dann würde es weder dich noch deine Brüder geben.“
    Diese griechische Tragödie wuchs sich zu einem regelrechten Drama aus. Unfassbar und ungeheuer traurig. Trotz allem konnte Lexie sich eine Welt ohne Lucan nicht mehr vorstellen, und ohne die persönliche Tragödie ihrer Großmutter wäre er nie geboren worden.
    „Mein Großvater hat wissentlich das Leben zweier junger Menschen ruiniert, indem er Gott spielen wollte.“ Das Entsetzen stand Lucan ins Gesicht geschrieben. „Deine Großmutter versicherte mir, dass sie deinen Opa geliebt habe. Nicht auf die gleiche Weise wie Alexander, trotzdem hat sie ihn geliebt. Mein Vater hat dagegen seine ganze Energie darauf verwendet, das Anwesen zu führen und zu vergrößern. Am Ende stimmte er einer Ehe nur zu, um für den notwendigen Erben zu sorgen. Er war fast dreißig und meine Mutter neunzehn, als sie sich kennenlernten und verlobten. Ich habe mich mit ihr darüber unterhalten, und sie beschrieb ihre Beziehung zueinander als recht fragile, eher platonische Freundschaft. Und die zerstob zu einer Staubwolke, als Sian plötzlich wieder auf der Bildfläche erschien. Alexander und sie trafen sich rein zufällig auf einer Party.“
    „Sie hatten niemals eine Affäre, Lucan“, sagte Lexie mit fester Stimme. „Zugegeben, es war furchtbar, dass sie sich gegenseitig ihre Liebe eingestanden, als sie sich begegneten. Aber ich weiß genau, dass sie erst zusammenkamen, nachdem Grandpa Alex von deiner Mutter geschieden war.“
    „Das weiß ich auch.“
    Sie zog eine Augenbraue hoch. „Wieder von Nanna?“
    „Genau.“
    Gedankenverloren lächelte sie in sich hinein. „Dein Besuch war sicherlich eine große Überraschung für sie. Und du siehst Grandpa Alex auch so ähnlich.“
    „Genau wie du deiner Großmutter“, fügte Lucan hinzu.
    „Ja. Merkwürdig, was?“ Sie wurde rot.
    „Ganz und gar nicht merkwürdig“, fand er und grinste.
    Es entstand ein Moment der Stille, und Lexie betrachtete konzentriert ihre Fußspitzen. „Warum hast du dir bloß all diese Mühe gemacht?“
    „Glaubst du an Schicksal, Lexie?“
    Zögernd sah sie hoch. „Inwiefern?“
    „Na, findest du es denn nicht bemerkenswert, dass sich fünfzig Jahre nach einer vereitelten Liebe Sohn und Enkelin der Liebenden über den Weg laufen? Dass Alexanders Sohn sich unsterblich in
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