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Das Geheimnis von Mulberry Hall

Das Geheimnis von Mulberry Hall

Titel: Das Geheimnis von Mulberry Hall
Autoren: CAROLE MORTIMER
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den Übergang brauche.“
    Im Stillen verfluchte Lexie ihn für seine offensichtliche Ignoranz. „Ihre bisherige Bürokraft rief meine Agentur an Heiligabend an, um für sich eine Vertretung zu organisieren, bis Sie jemanden für eine Festanstellung gefunden haben. Unglücklicherweise hat die Dame, die meine Agentur eigentlich schicken wollte und die perfekt qualifiziert wäre, erst in drei Tagen Zeit für Sie. Darum bin ich praktisch die Vertretung der Vertretung.“
    Diese umständliche Erklärung machte Lucan sprachlos, und das war Lexie auch ganz recht so.
    Sie war seit jeher neugierig auf die berühmte Familie St. Claire gewesen, aber auch das musste seine Grenzen haben. Drei Tage würden genügen, um alles Wesentliche über diese Sippschaft zu erfahren und die schlimmsten Vorurteile bestätigt zu wissen. Vermutlich war das noch übertrieben. Lexie reichten eigentlich schon drei Minuten, um ein endgültiges Urteil über Lucan zu fällen.
    Die Falten auf seiner Stirn wurden tiefer. „Warum genau hat Jennifer dieses Arrangement getroffen?“, wollte er wissen.
    Nun war Lexie ein wenig verwirrt. „Ich dachte, Ihre Sekretärin heißt Jessica?“
    „Jennifer, Jessica.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Was kümmert mich ihr Name, wenn sie – laut Ihrer Aussage – das Arbeitsverhältnis einseitig gekündigt hat?“
    „Wenn Sie sich ihren Namen früher einmal gemerkt hätten, wäre sie vielleicht gar nicht erst Hals über Kopf verschwunden“, murmelte Lexie.
    Sein Kopf ruckte hoch. „Falls ich Wert auf Ihre Meinung legen sollte, lasse ich es Sie rechtzeitig wissen, Miss Hamilton.“
    „Damit wollte ich lediglich darauf hinweisen …“
    „Als Vertretung einer Vertretung hat Sie das nicht im Geringsten zu interessieren“, fuhr Lucan dazwischen.
    „Bestimmt nicht“, gab sie leise zu.
    Doch ihre Haltung ließ eine ehrliche Entschuldigung vermissen, und Lucans Geduldsfaden wurde allmählich gefährlich dünn. „Und wieso legt Jen… Jessica auf derart unprofessionelle Weise ihre Arbeit nieder?“
    Lexie hob leicht die Schultern. „Der Agentur gegenüber erwähnte sie eine letzte Beleidigung, die das Fass offenbar zum Überlaufen gebracht hat. Sie hielten es nämlich nicht für nötig, ihr eine Weihnachtskarte zukommen zu lassen, geschweige denn ein Geschenk.“
    „Sie hat mit ihrem letzten Gehaltsscheck einen Weihnachtsbonus gutgeschrieben bekommen, genau wie jeder andere meiner Angestellten.“
    „Ich spreche von einem persönlichen Geschenk“, stellte Lexie klar.
    „Warum sollte ich so etwas tun?“
    „Weil es für einen direkten Vorgesetzten allgemein so üblich ist. Ach, vergessen Sie es!“
    Fasziniert betrachtete Lucan die hübsche Frau mit den pechschwarzen Haaren, wie sie seine wegwerfende Geste imitierte.
    „Jedenfalls hatte ich keine Ahnung, dass Sie so früh schon an Ihrem Schreibtisch sitzen“, fuhr sie fort und zog ihre geschwungenen Augenbrauen hoch. „Ich habe gerade eben einen Anruf entgegengenommen, um den Sie sich gleich kümmern sollten. Hier habe ich alle Einzelheiten notiert.“ Sie reichte ihm einen kleinen Zettel.
    Lucan sah auf die handgeschriebene Nachricht hinunter, bevor er sie in seiner Faust zerknüllte.
    John Barton, der Verwalter von Mulberry Hall , informierte ihn über einen größeren Schaden auf der Westseite des Hauses. Wohl eine Folge der Schneeschmelze, die zwei Tage zuvor eingesetzt hatte. Und John machte deutlich, dass Lucan sich persönlich um diese Angelegenheit kümmern sollte.
    Als Ältester der drei St. Claire-Brüder hatte Lucan das Anwesen nach dem Tod seines Vaters vor acht Jahren geerbt und es zum Besitztum des Familienunternehmens gemacht, das er leitete. Allerdings fuhr er kaum dorthin, seit seine Eltern sich fünfundzwanzig Jahre zuvor getrennt hatten, und sein letzter Besuch lag schließlich noch nicht lange zurück.
    Die ersten elf seiner sechsunddreißig Lebensjahre hatte Lucan glücklich dort auf dem Land verbracht. Keiner der drei Brüder ahnte etwas von der Affäre ihres Vaters mit einer Witwe, die mit ihrer erwachsenen Tochter in einem Cottage ebenfalls auf dem Anwesen lebte. Und sie ahnten nichts von der Verzweiflung ihrer eigenen Mutter, die an der Liaison ihres Ehemannes zerbrach. Irgendwann war Molly dann nach Schottland gezogen und nahm ihre drei Söhne mit sich.
    Für Jordans und Stephanies Hochzeitsfeier hatte Lucan sich wieder nach Mulberry Hall gequält, genau wie sein anderer Bruder Gideon und seine Mutter. Aber das
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